.

Dienstag, 3. März 2015

Warnung vor einem Teddybär!






Eine Schlagzeile der renommierten NZZ unter der Rubrik: „Unglücksfälle und Verbrechen“ hat mich aufgeschreckt:

«Warnung vor einem Teddybär!»

Terrorgefahr, mein erster Gedanke! Hoffentlich nicht schon wieder so ein hinterhältiger Anschlag! Mein Gott, nun greifen uns auch noch die wuscheligen Teddybären an. 
Natürlich beschäftigt mich sofort die Religionszugehörigkeit von Teddybären. Darüber hatte ich mir bisher noch nie Gedanken gemacht, aber nach den Ereignissen der letzten Zeit… Diese harmlosen, härzigen Teddybären – wer hätte das gedacht. Glücklicherweise wird nur in der Einzahl gewarnt, also höchstens ein einzelner terroristischer Teddybär.
 

Gwundrig und besorgt klicke ich den Twitter-Tweet des Schreckens:
«Knopfaugen als Gefahr!» 

Ich bin schockiert!

Zum Glück bringen die nächsten Zeilen eine gewisse Entwarnung:
«Der Teddybär «Animal Alley» von Toys’R'Us hat gefährliche Knopfaugen: Da sie sich leicht lösen und von Kleinkindern verschluckt werden können, ruft das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) den Kuschelbären zurück.»

Wenigstes keine terroristische Bedrohung, es sind nur diese kleinen, schwarzen Knopfaugen aus Glas vor deren Genuss uns das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit eindringlich warnt. Das ist auch ganz verständlich, denn Glasaugen sind ja Lebensmittel – logisch, oder ! Ich wundere mich bloss, warum sich auch noch das Bundesamt für Veterinärwesen so grosse Sorgen um unsere Kinder macht.
Ich wusste gar nicht, dass Teddybären auch zur Zoologie und somit unter die Tiermedizin fallen.
Gut, meine Teddys hatten immer eine Seele, davon bin ich heute noch überzeugt. Aber so richtig aus Fleisch und Blut waren sie nie, das habe ich mehrfach untersucht. Meistens stiess ich dabei nur auf Holzwolle.

Aber heutzutage ist natürlich alles möglich! Denn das BLV empfiehlt den Besitzerinnen und Besitzern eines solchen Teddys, «sicherzustellen, dass das Plüschtier nicht in die Hände von Kleinkindern gelangt».

Diese Warnung macht mir nun doch wieder etwas mehr Sorgen: Verbreiten die Augen des in vier Farben erhältlichen Teddys etwa auch noch irgend eine übertragbare Tier-Seuche oder eine gefährliche Augenkrankheit?
Gut, bei dem Namen dieses Teddys (Animal Alley) und dessen scheinbarer Herkunft (...) würde mich eigentlich nichts wundern, aber zum Glück steht von dieser Gefahr nichts in der Warnung. Es sind also wirklich bloss diese runden, glatten Glasäuglein, die abfallen könnten und die ein Kind verschlucken könnte. Das macht den beiden Abteilungen des Bundesamtes angeblich richtig grosse Sorgen und bringt den harmlosen Teddybären schwupps in die Rubrik „Unglücksfälle und Verbrechen“ einer seriösen, altehrwürdigen Tageszeitung.

Das wirft für mich sofort die Frage auf: Leben Kleinkinder in der heutigen Zeit in grösserer Gefahr als seinerzeit? Es scheint so, denn man stelle sich mal vor, was die so alles in den Mund stopfen könnten.
War das früher anders? War ein früherer Dreikäsehoch einfach cleverer oder war damals das Spielzeug weniger gefährlich? Wurde dazumal auch alles, was wir zum Spielen brauchten auf Sicherheit, Verträglichkeit, Mikrobiologie und Hygiene geprüft? Nein, meistens kam es bei uns direkt aus der Natur in den Mund – die ‘Förmli‘ und der Sand vom Sandkasten, die ungewaschenen Früchte vom Baum oder Strauch und der Schmutz von den Händen. Dadurch waren wir vielleicht auch widerstandsfähiger.

Da erinnere ich mich an meinen kleinen Sohn, der sich – kaum konnte er einigermassen gehen – in einer Alpwirtschaft, in einem unbewachten Augenblick, genüsslich diese kleinen, schwarzen Bohnen, die Ziegen manchmal so hinter liegen lassen, in den Mund stopfte und sie partout nicht mehr hergeben wollte. „Kein Problem”, beschwichtigte die Älplerin amüsiert, „diese Geissen fressen nur die feinsten Kräuter”. So war es auch, geschadet hat es ihm überhaupt nicht.

Früher hat man einfach nicht so ein Theater um die Kinder gemacht – und um die Bären auch nicht.
Ein Blick auf meine geschundenen Exemplare – sie sind über 50-jährig – bestätigt es: Von den sechs nötigen Glasaugen fehlen zwei und eines hängt nur noch an einem Faden. Wo sind diese Augen geblieben?
Vermutlich haben wir die sofort gierig in den Mund gestopft – genau so, wie es heutige Kinder offenbar machen…!
Und wenn – drin geblieben ist weder ein glattes Glasauge noch ein runder Knopf – da kann ich das Veterinäramt und das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit beruhigen.

Interessant finde ich auch noch den letzten Teil der Meldung:
«Das Produkt wurde zudem umgehend vom Markt genommen.
Das Plüschtier wurde zwischen März 2014 und Januar 2015 in Toys’R’Us-Geschäften verkauft.»


Es hat also fast ein Jahr gedauert, bis jemand gemerkt hat, dass dieses „äusserst gefährliche“ Plüschtier unsere Kinder bedroht.
Mir tun einfach die armen Kleinen leid, denen man nun den innig geliebten Teddy brutal entreissen wird, um ihn in Isolationshaft zu setzen.











:)

3 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Beim lesen des Artikels kam mir gerade in den Sinn wie ich,als kleine Schwester, eine Weile die ramponierten Teddys meiner grossen Brüder hüten durfte.... Mir war, dass da ein Auge nur noch an einem Faden hing und andere ganz fehlten :-) Habs geschafft dies so zu belassen, deshalb wohl auch kein Artikel in der Zeitung! "grins"
T.O.&O.

Dekoratz hat gesagt…

Ich habe meine Teddybären zum Fressen gern ....
Viele liebe Grüße :-))

Herr Oter hat gesagt…

@T.O.&O.
Herzlichen Dank, Schwesterchen, für Deinen Eintrag und das "Hüten" der Teddybären. Zum Glück wurden sie durch Deinen schonenden Umgang etwas weniger ramponiert als bei uns ;)

@Dekoratz:
«zum Fressen gern...», :))
achte bloss darauf, die Augen dabei nicht zu verschlucken...!

Euch beiden liebe Grüsse
Re