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Mittwoch, 31. Dezember 2014






Ich wünsche allen "en guata Rutsch"
und ein gutes, gesundes und erfolgreiches 
neues Jahr

Mögen sich alle Eure 
Wünsche und Hoffnungen 
im
2015 
segensreich erfüllen.






Ich danke Euch allen,
dass Ihr hier vorbeischaut -
und wenn Ihr mal einen Zeichen hinterlässt,
dann freut mich das ganz besonders.
Ihr seit für mich
Motivation und Inspiration.
 
Liebe Grüsse
Resunad



:)


Samstag, 27. Dezember 2014

Der kleine Kolibri






Der kleine Kolibri

Am Ufer eines Flusses liegt ein dichter Urwald, in dem viele Tiere leben. Eines Tages entsteht durch Unachtsamkeit ein Waldbrand.
Fassungslos und entsetzt sehen die Tiere der Katastrophe hilflos entgegen, unfähig etwas dagegen zu unternehmen. Wem es möglich ist, der versucht zu fliehen, andere eilen kopflos vor Verzweiflung hin und her oder verharren starr und ohnmächtig und ergeben sich ihrem Schicksal.

Nur ein kleiner Kolibri fliegt eilig zum Fluss, tauchte ins kühle Nass und fliegt rasch wieder zurück. Er holt mit seinem winzigen Schnabel jeweils einen Tropfen Wasser. Den lässt er dann auf die Flammen fallen. Das wiederholt er unermüdlich. Entschlossen flattert er hin und zurück, seine Federn werden dabei etwas versengt, die Hitze nimmt ihm den Atem, doch er gibt nicht auf.

Ein grosser Elefant auf der Flucht, beobachtet das Tun des pfeilschnellen Vogels, der ihn mehrmals überholt. Irritiert von diesen rührenden Versuchen des Kleinen ruft er: „Kolibri! Was tust denn du da? Bist du verrückt? Glaubst Du tatsächlich, dass Du gegen dieses Feuer mit ein paar Tropfen Wasser ankämpfen kannst?“
Der kleine Kolibri landet kurz auf dem Rücken des Kolosses und erwidert ihm keuchend: „Ich weiss, so alleine ist das fast unmöglich. Aber ich versuche es dennoch, ich tue einfach was ich kann und leiste so meinen Beitrag.
"Jeder halt auf seine Weise….“ ruft der Winzling noch beim Abflug, und macht eilig weiter.

Der mächtige Elefant ist beschämt. Er pumpt sich im Fluss voll Wasser, rennt zurück und beginnt nun ebenfalls mit dem Löschen. Hin und zurück, so schnell er kann.
Auch die übrigen Tiere tun es ihm nach – jeder tut, was er kann – und so wird der Brand schlussendlich besiegt.




Kolibri
Autor: cdaniels / Lizenz: CC0 Public Domain (Gemeinfrei) / via pixabay




:)


Sonntag, 21. Dezember 2014








Ein Gedicht aus meiner diesjährig, letzten Lesung 
im Adventskaffee des Altersheims. 




Ich wünsche mir

Ich wünsche mir in diesem Jahr
mal Weihnacht´ wie es früher war.

Kein Hetzen zur Bescherung hin,
kein Schenken ohne Herz und wenig Sinn.

Ich wünsche mir, eine stille Nacht,
frostklirrend und mit weißer Pracht.

Ich wünsche mir ein kleines Stück
Von warmer Menschlichkeit zurück.

Ich wünsche mir in diesem Jahr
´ne Weihnacht, wie als Kind sie war.

Es war einmal, schon lang ist´s her,
da war so wenig, so viel mehr.
(Autor unbekannt)


Ich wünsche allen,
frohe und erholsame Weihnachtstage
mit vielen schönen Momenten.



Bildquelle: Autor:  R. B.  /  Bild-ID.: 105107  / Lizens: (CC BY-NC) / by pixelio.de







:) 











Dienstag, 16. Dezember 2014






"Du selbst bist genug. 
Du musst niemandem etwas beweisen."

Maya Angelou
(geboren als Marguerite Annie Johnson)
04. April 1928 – 28. Mai 2014


Amerikanische Schriftstellerin, Dichterin, Aktivistin und Entertainerin.
Sie war für ihre Autobiografien und Gedichte bekannt.
Zudem machte sie sich besonders für die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung stark und genoss weltweit grosses Ansehen. Ihr wurden zahlreiche Auszeichnungen verliehen: Sie wurde unter anderem für den Pulitzer-Preis nominiert, erhielt mehrere Grammys und die US-Freiheitsmedaille des Präsidenten.
Zudem durfte Maya Angelou unter anderem auch
1993 bei der Amtseinführung des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton,
1995 vor den Vereinten Nationen in New York und
2008 bei der Trauerfeier für Michael Jackson im Staple Center in Los Angeles
eines ihrer Gedichte vortragen.

Maya Angelou
bewegt viele mit ihrer aussergewöhnlichen Lebensgeschichte.
Man nannte sie auch die träumende Realistin.
(Link zu "ihrer"Webseite) 


"Das Leben ist ein einziges Abenteuer - 
und je schneller wir das merken, 
umso schneller können wir Leben 
als eine Kunst begreifen."


Maya Angelou
Bildnachweis: Autor: Rick Lewis, NPS / Lizens: Public domain / von Wikimedia Commons



.)

Sonntag, 14. Dezember 2014







Das Wunder am Heiligen Abend
Eine weitere Weihnachtsgeschichte für meine Lesungen im Altersheim


Die Kinder rufen: „Dominik ist dumm, Dominik ist der Dümmste!“


Ach, hätte er ihnen doch nichts erzählt, denkt Dominik. Aber einen Dümmsten muss es vermutlich immer geben - hier ist es eben er, Dominik.
Er ist ziemlich neu hier, der kleine Junge, der bei der Geburt zu wenig Luft bekam. Er komme aus ärmsten Verhältnissen, hat man moniert, als man ihn im Heim ablieferte. Nur für kurze Zeit, während seine Mutter im Spital sei, hat man zu ihm gesagt und er hat gehofft, dass diese kurze Zeit schnell vorbei sein würde. Inzwischen weiss er es besser. Dass er keinen Vater hat, das weiss inzwischen auch jeder, den das hat schon bald die Runde gemacht.
In der Gemeinde hat damals aber auch niemand damit gerechnet, dass er mit seiner Behinderung sie vielleicht Jahrzehnte lang belasten könnte; doch das musste man inzwischen leider befürchtet.
Für Dominik machen alle diese widerlichen Umstände, das Leben hier auch nicht einfacher.

Die Kinder spotten weiter: „Es gibt doch keinen Weihnachtsmann und es gib auch keine Weihnachtshütte im Wald! Selbst die Dümmsten wissen das doch!“ 

Dominik ist den Tränen nahe.
„Und es gibt sie doch!“ sagte Dominik leise. Denn seine Mutter hat ihn alles rund um Weihnachten gelehrt. Als er noch ganz klein und sie noch bei ihm war. Damals sass er oft abends, wenn sie geschwächt von der Arbeit kam, auf ihren Knien und sie hat ihm alles erzählt: vom kleinen Kind auf Stroh, in einem armseligen Stall. Von armen Hirten mit ihren Schafen, auf dem Feld. Vom Weihnachtsmann in seiner kleinen Hütte, mitten im Wald. Vom Engel und den drei Königen. Von Gold, Weihrauch und Myrre, von teuren Geschenken und vom unvergleichlich, herrlichen Duft des Weihnachtsgebäcks. Und sie erzählte ihm auch vom grossen, goldenen Stern am Himmel, dem Stern der Weisen, der damals allen den richtigen Weg wies.

Dominik glaubt seiner Mutter, auch wenn er das alles selber nie gesehen oder erlebt hat. Sie waren zu arm für eine märchenhafte Weihnacht oder teure Geschenke und seine Mutter zu krank, für eine Reise zum Weihnachtsmann. Weihnachten ist für Dominik einfach ein schöner Traum, den er träumen kann, wann immer er will und so seiner Mutter ganz nahe ist.

Die Kinder hänseln im Chor: „Dominik glaubt an den Weihnachtsmann, Dominik glaubt an den Weihnachtsmann!“, und dazu schubsen und stossen sie ihn.
Dominik rennt los, er rennt so schnell er rennen kann. Fort von hier, hinaus aus dem Heimgarten, hinaus aus dem Dorf, egal wohin, einfach nur weit fort.
Die Kinder rufen ihm nach: „Und, gehst du nun den Weihnachtsmann suchen, Dominik? Und, wo soll dieser grosse Stern sein, siehst du ihn? “ Lautes Gelächter verfolgt ihn.

Er weiss, dass es das alles gibt – ganz bestimmt sogar, hat ihm seine Mutter gesagt und versprochen: „Eines Tages, Dominik, da wirst du den Weihnachtsmann sehen und auch du wirst reichlich beschenkt und den himmlischen Duft seines Weihnachtsgebäcks wirst du danach niemals mehr vergessen. Dann ist auch für dich, ganz richtige Weihnachten.“
„Bist du auch ganz sicher?“, hat er seine Mutter dann immer wieder gefragt.
„Ganz, ganz sicher, Dominik, du musst nur ganz fest daran glauben“, meinte sie dann jeweils und hat ihn liebevoll an sich gedrückt.

Nun ist Mutter selber ein Engel und Weihnachten wurde gestern Abend wieder im Heim gefeiert. Aber es war nicht so, wie Mutter es immer beschrieben hat und auch das Weihnachtsgebäck hat nicht besonders himmlisch geschmeckt. Doch Dominik gibt die Hoffnung auf richtige Weihnachten deswegen nicht auf, denn Heilig Abend ist ja erst heute und Weihnachten kommt erst morgen.

Dominik ist ausser Atem und bleibt stehen. Wo ist er eigentlich? Wie weit ist er in seiner Wut gerannt? Die Lichter des Dorfes sind ganz klein und ringsum nur schneebedeckte Felder in einer sich breitmachenden Dunkelheit. Dominik beginnt zu frieren und bekommt ein wenig Angst. Zum Glück scheint der Vollmond am wolkenlosen Himmel.
Er greift in seine Hosentasche – ja, es ist noch da. Ganz fest drückt er das kleine Holzkreuz, das seine Mutter immer um den Hals trug. Das gibt ihm Vertrauen. Aber zugleich spürt er auch wieder das Heimweh, das ihn schmerzt und würgt. Die Äuglein des Knaben werden feucht. Mutter! Dominik schaut hilfesuchend nach oben. Über ihm blinken tausende, etwas verschwommene Lichter. Ein ganzes Sternenmeer überzieht den eindunkelnden Abendhimmel. Sicher ist einer davon seine Mutter. Das tröstet den Kleinen und schon geht es ihm wieder etwas besser.

Aber was ist denn das? Dominik kneift die Augen etwas zusammen. Ist dort nicht ein Stern grösser als alle anderen? Dominiks Augen weiten sich erstaunt. Fasziniert schaut er zu diesem warmen, goldenen Lichtpunkt, der knapp über den dunklen Umrissen des nahen Waldes vor ihm steht.
Mit steifen Gliedern und hölzernen Schritten setzt er unbemerkt langsam einen Fuss vor den anderen. Sein Atem geht rasch und stösst in rascher Folge kleine Dampfwolken aus seinem vom Staunen geöffneten Mund. Träumt er oder ist das wirklich wahr? Ist das jetzt wirklich…..?
Eine hohe Tannenspitze verdeckt den goldenen Stern für einen kurzen Moment und schon ist er wieder sichtbar; und weiter zieht er langsam und ruhig seine Bahn am dunklen Firmament.
Dominik ist jetzt ganz sicher; das kann nichts anderes sein als der Weihnachtsstern, von dem ihm seine Mutter so oft erzählt hat. Denn gewöhnliche Sterne stehen doch still und unbeweglich immer am gleichen Ort, ausser es ist eine Sternschnuppe. Nur der Weihnachtsstern gleitet voran und zeigt so den richtigen Weg. Natürlich, das ist seine Chance. Endlich geschieht, was seine Mutter ihm versprochen hat und endlich kann er allen beweisen, dass sie recht hatte und, dass es ein Weihnachtswunder gibt. Der goldene Stern wird ihm den Weg zu ihm weisen.

Dominik ist nun ganz aufgeregt und rennt auf dem Feldweg in Richtung des Waldes. Er schaut ständig nach oben, damit er den Stern ja nicht aus den Augen verliert und prompt; er fällt hin. Aber Dominik rappelt sich sofort wieder auf, merkt nicht, dass er sich Hände und Knie aufgeschürft hat. Nur ja den Stern nicht  aus den Augen verlieren.
Nun spürt er die Kälte nicht mehr, vergisst, dass er gehänselt wurde. Seine Wut und seine Angst sind plötzlich verflogen. Nur ein warmes Glücksgefühl durchflutet seinen Körper. Was kümmert es ihn, dass man ihn im Heim inzwischen vermisst; dass man das einfältige Kind im ganzen Dorf sucht. Dass man an Türen läutet und Weihnachtsfeiern in überheizten Stuben stört, weil man nach einem dummen Jungen fragt. Aber bald wird das vergessen sein und das Feiern, Schenken und Geniessen wird wieder fortgesetzt.
Dominik machte sich darüber jetzt keine Gedanken. Nur eines ist für ihn jetzt wichtig: Der Stern der Weisen, der schon den drei Königen den Weg gewiesen hat, leuchtet wieder. Doch dieses mal für ihn. Wo würde er ihn hinführen? Zu einem Engel, der seiner Mutter gleicht oder zu Hirten auf dem Feld, vielleicht wieder zu einem Stall mit einem Kind im Stroh oder doch zum gütigen Weihnachtsmann - wer weiss das schon? Mit klopfendem Herzen und stolpernden Füssen rennt Dominik einem Wunder entgegen, davon ist er fest überzeugt.

Inzwischen ist er im Wald angekommen. Atemlos wird er immer langsamer. Rings um ist es nun stockdunkel.
Nun friert er auch wieder, seine Zähne klappern und bald wird er vor Kälte schlottern. Und plötzlich fühlt er sich hungrig, seit dem Mittag hat er nichts gegessen.
Aber hat er auf der Weide vor dem Wald nicht entfernt eine Schafherde gesehen? Das ist ein Zeichen, er ist auf dem richtigen Weg, das weiss Dominik ganz genau, auch wenn er den hellen Stern durch die Baumwipfel nicht mehr sehen kann. Der Wald wird dichter, die schwarzen Tannen stehen wie übermächtige Gestalten an beiden Seiten des schmalen Waldweges. Die Angst beschleicht ihn wieder. Auf der nächsten Waldlichtung schaut Dominik vorsichtig nach oben. Nun kann er den Himmel wieder sehen. Da sind sie wieder, die tausenden, funkelnden Sterne.
 
Doch auf einmal erkennt Dominik seinen Trugschluss, es trifft ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Alle Sterne sind gleich! Keiner scheint grösser, keiner ist heller und alle haben das gleiche kalte, gleissende Licht. Sie funkeln alle, manche etwas mehr, manche auch weniger; dass er sich so irren konnte. Dominik war so fest überzeugt, den Weihnachtsstern gesehen zu haben. Schlagartig ändert sich alles in ihm. Die Hoffnung zerbricht, nichts vom Wunder bleibt übrig. Dafür lässt eine neue Erkenntnis sein Gesicht erglühen: Sie haben recht, alle haben sie Recht! Dominik ist dumm, Dominik ist blöd. Denn nur Blöde glauben an den Weihnachtsstern und nur Dumme an einen Weihnachtsmann in einer warmen, heimeligen Waldhütte.
Dominik sinkt enttäuscht zu Boden und ein Schluchzen schüttelt seinen unterkühlten Körper. Das ganze Leid der letzten Monate fliesst in Tränen über sein Gesicht. Die ganze Trauer um seine Mutter schwappte wieder durch sein Herz und so betrogen wie jetzt, hat er sich noch nie gefühlt. Wie konnte er so blöd sein. Wie konnte er das glauben. Und wie konnte ein so kleiner Mensch, diese Erkenntnis und soviel Kummer ertragen.


Zur gleichen Zeit öffnet ein bärtiger Mann die Türe seines kleinen Häuschens, das er zusammen mit seiner Frau Marie seit einigen Jahren am anderen Ende der kleinen Waldlichtung bewohnt. Rex, sein junger, schwarzweisser Border Collie rennt wie ein Pfeil an ihm vorbei und verschwindet ins Dunkle. „Was hat er bloss“, wundert sich der Mann, der unter der Türe stehen bleibt. Denn seit sie beim Eindunkeln von der Arbeit nach Hause gekommen sind, hatte der Hund dösend seinen Kopf auf den Rand seines Korbes neben dem Kamin gelegt. Er war müde vom anstrengenden Tag, den er mit seinem Meister, dem Förster und Wildhüter Franz Ineichen im weitläufigen Gebiet des Staatswaldes verbracht hatte.

„Er wird etwas gehört haben“, erklärt sich die Frau die plötzliche Unruhe des Hundes. Sie ist gerade dabei, die letzten Bleche mit Weihnachtsgebäck in den Ofen zu schieben, die sie zusammen mit Franz ausgestochen hat. Später am Abend wird sie das ausgekühlte Gebäck in schön verzierte Dosen füllen und dann morgen an Verwandte und Bekannte verschenken, bei denen das köstliche Gebäck immer sehr gut ankommt. „Es seien die Besten“, schwärmt man davon noch wochenlang.
Mit gemütlichem Backen und einem feinen Nachtessen danach, so verbringen Franz und Marie schon seit vielen Jahren den Heiligen Abend. Kinder mit denen sie Weihnachten hätten feiern können, waren ihnen leider vergönnt geblieben und einen Christbaum nur für sie zwei – nein, dafür war ihnen jeder Baum im Wald viel zu schade.
Nun kommen die letzten Backwaren aus dem Ofen und Marie schiebt die vorbereiteten Kartoffeln mit dem Gemüse hinein. Bald wird es dazu auch den feinen Schinken geben, der schon seit bald zwei Stunden auf dem Herd zieht.
Franz steht noch immer unter der Haustüre und ein eisiger Luftzug kühlt das Stübchen schnell aus. „Es wird langsam kalt“, mahnt ihn Marie.
Darum ruft Franz: „Rex!“, und pfeift seinen Hund zurück.

Dominik erschrickt! Was war das? Er muss kurz eingeschlafen sein. Er hebt seinen Kopf und schaut in die Richtung aus der, der vermeintliche Ruf kam. In einiger Entfernung sieht er einen hellen goldenen Schimmer. „Sicher wieder eine Täuschung“, denkt er, denn im selben Moment wird der Schein schmaler bis er ganz verschwindet. Dafür bewegt und knurrt nun etwas neben ihm. Dominik schreit vor Angst und zittert am ganzen Körper.
 

„Rex!“ Franz ruft nochmals nach seinem Hund und horcht in die dunkle Nacht hinaus.
Himmelnochmal! Was geht da vor sich, wer schreit denn da? Franz öffnet hastig wieder die Haustüre, packt die grosse Taschenlampe und ruft: „Marie, komm schnell, da schreit jemand!“ Mit langen Schritten rennt er über die Waldlichtung dem Geschrei entgegen. Plötzlich sieht er im Lichtkegel seinen Hund und neben dem knurrenden Rex eine kleine Gestalt weinend am Boden liegen. Mit wenigen Schritten ist er bei den Beiden und nimmt das Kind auf seine starken Arme.
„Aus, Rex!“ Vorsichtig drückt er das kalte, wimmernde Bündel an seine Brust und mit beruhigenden Worten versucht er es zu trösten. „Ganz ruhig, ganz ruhig, alles ist gut. Du brauchst keine Angst zu haben. Hier bist du in Sicherheit.“ Und schnell beruhigt es sich auch. Eilig trägt er das schlotternde Kind über die Lichtung seiner Frau entgegen, während der Hund aufgeregt bellend neben ihnen herläuft. „Ruhig Rex! Du erschreckst doch das Kind.“
Augenblicklich hört der Hund auf zu bellen.

Gemeinsam mit seiner Frau trägt er das Bündel nun ins Haus und setzt es nahe am wärmenden Kachelofen bequem in einen Sessel. „Schau Marie, es ist ein Junge und er ist verletzt. Bring doch bitte schnell den Verbandskasten, damit wir die Wunden säubern können.“
Derweilen besorgt Franz Decken und ein Kissen und Rex legt sich wieder in seinen Korb und beobachtet das Geschehen ganz genau. Nachdem Dominik verarztet ist, deckt Franz den Kleinen nun mit dicken Wolldecken zu, während Marie ihm vom Ofen zwei warme Kischensteinsäcke reicht. „Schiebe sie zwischen die Decken“, bittet sie Franz. „Ich denke, es ist ein Junge aus dem Heim. Wir werden Bescheid geben müssen. Aber zuerst mache ich ihm nun eine warme Honig-Milch. Die wird ihm guttun und ihn auch von innen wärmen.“ Die Frau lächelt Dominik liebevoll an, ein wenig erinnert sie ihn an seine Mutter.
Mit grossen Augen sieht sich Dominik im Zimmer um. Wie ist es hier gemütlich. Der warme Ofen, das behagliche Licht, die schönen Möbel, die vielen hübschen Geschenkdosen auf dem Tisch und wie es hier herrlich duftet. Alles genau so, wie Mutter es erzählt hat. Dazu der Mann mit diesem langen Bart…… Sollte er doch dem Weihnachtsstern gefolgt sein?

„Bist du der Weihnachtsmann?“ Vorsichtig und doch unerwartet für Franz wird die Frage gestellt. Doch es freut Franz, dass der Junge spricht.
„Das ist eine sehr gute Frage, mein Junge“, antwortet er mit einem freundlichen Lächeln. „Man könnte es annehmen, denn ich wohne ja hier im Wald.
Aber, darf ich dich nun auch etwas fragen?“ Dominik nickt. „Wer bist denn du und wie hast du uns hier gefunden?“
Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: „Ich bin Dominik und suchte den Weihnachtsmann….“

Während sich Dominik aufwärmt und sich dann alle mit grossem Hunger an den Tisch mit dem köstlichen Weihnachtsessen setzen, werden behutsam nach und nach weitere Fragen gestellt.
Der Junge erzählt von einem hellen, goldenen Stern am Himmel und einem dunklen, schwarzen Wald, von einer Mutter und ihrer Weihnachtsgeschichte und einem gemeinsamen Traum der durch ein tragisches Schicksal fast zerstört wird. Er erzählt von einem Heim, das kein Daheim ist und von spottenden Kindern, die viel Wissen und keine Träume mehr haben. Und er erzählt von einem scheinbar Dummen, dem ein wunderbarer Traum in Erfüllung ging.
Während der ganzen Zeit liegt Rex zu seinen Füssen und immer wieder fahren Dominiks Hände vorsichtig durch das weiche Fell. Sie sind bereits Freunde geworden. Wen wundert’s bei so einem tollen Jungen. Der schliesst sich einem schnell ins Herz, nicht nur bei Rex, sondern auch bei Franz und Marie.
Während Dominik das Gebäck geniesst, dessen Duft er niemals mehr vergessen wird, geht Franz ans Telefon und beruhigt die aufgebrachten Mitarbeiter des Heims. Man würde ihn abholen, hätte aber auch nichts dagegen, dass er über Nacht bleibt.
Franz und Marie sind sich da schon einig, dass man alles unternehmen will, damit Dominik nicht nur für diese hochheilige Nacht bei ihnen bleiben kann und, dass sich damit ihr grösster Wunsch nach einem Kind, in dieser Nacht endlich erfüllen würde. Dass man damit zugleich die Dorfgemeinschaft entlastet, wird den Wunsch dieser jungen Familie im Waldhäuschen nur noch beschleunigen.





Ein ungewöhnlicher, goldener Stern hat einem Jungen und zwei Erwachsenen somit ihre grössten Wünsche erfüllt. Sie werden alle, dieses Geschenk niemals mehr aus den Händen geben. Und wer zweifelt nun noch an der Verwirklichung von Träumen und am hellen, goldenen  Stern der Weisen, der allen den richtigen Weg weist?
® Copyright by Herr Oter (November 2014)





Bild von © Claudia Huldi  / by pixelio.de




 ;)

Mittwoch, 10. Dezember 2014






Wiehnachtsguetsli

Es Blech mit Wiehnachtsguetsli isch scho am bacha
und e feina, süassa Duft zücht jetzt durs ganza Huus.
Nur wenigi Minuta hani für die nöchschta Chrömli z’macha
drum roll i schnell jetz, de Mailänderi-Mürbteig us.

Usstecha tuen i Engeli, Herzli, Mond und Tännli
und de Pinsel stricht alles dick mit Eigelb a.
Zwei Blech langet chum für d’Zimetstärndli
denn die han i scho immer am liabschta ka.

De Brunsli-Teig isch vorem Bacha scho fascht gessa
und usem Reschta machi Stern um Stern
und d’Kornflex-Hüfli darf ich nit vergessa
susch hät mi mini Liebsti de gar nümm gern.

Mit Nuss und Mandla tuen ich alls verzierea
mängs Guetsli überzieht e feine Zuckerguss.
Und de chunts Bescht - muess immer wieder probiere:
Mmmh – was isch das au für a himmlischa Genuss!

Ich wot kei Baum, ich wott nüt gschänkt
verzichta uf alli grossa und chlina Liechter
möcht nur viel Guetsli ässa und – wer hät das dänkt:
im Januar statt schwerer sie, wäri gern chli liechter.
® Copyright by Herr Oter (November 2014)



Zimtsterne
Autor: Ktine01  / Lizenz: CC0 Public Domain (Gemeinfrei) / via pixabay




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Sonntag, 7. Dezember 2014

Händ Schwarzi au Weihnachta? / Haben Schwarze auch Weihnachten?






Händ Schwarzi au Weihnachta?
E wieteri Mundart-Geschicht für mini Lesunga bim Adventskafi im Altersheim.

(Eine Schweizer-Hochdeutsche Übersetzung findet man wieder anschliessend)


„In dr Wiehnachtszyt trifft eim so Züg einfach no mehr als susch.“
D’Lilly Friburger höcklat, wie meistens noch em Znacht, no chli uf em weicha Kanappe im „Linda-Stübli“. Gedankeverlora luagt sie ins grossa Fenster vom Altersheim. Aber de glizerndi Schnee und die langa Schatta sind verschwunda usem Heimgarta und händ enere tüffa Finsternis Platz gmacht. Drum spieglet sich jetzt de gemüetlich igrichteti Ufenthaltsrum im Fenster zum Garta.
Links vom Lilly Friburger lismet s’Vreni Schönbächler im warme Licht vo dr alte Stehlampa gard de zweiti Fersa, vomena Paar Socka, wo sie uf Wiehnachte em Sohn wot schenka. Und uf der andera Sita vom Lilly blättert d’Rosa-Maria Meyer-Gautschi imena Klatschhefftli die Schöna und Richa regelmässig vo rechts noch links. D’Servelat-Prominenz interessiert sie debi weniger, nur d’Artikel über d’Königshüser, do druf isch d’Rosa-Maria ganz wild.

„Wer häsch troffa“, frogt de Fritz Mückler, wo in sim Rollstuehl grad e chli ignickt isch.
„Häsch s’Hörgrät wieder nit igschalta, Fritz?“ frogt s’Vreni und schüttlet de Chopf.
„Denk scho!“, chunts unwirsch zrugg.
Mit emena unverständlicha Gmurmel stosst de Fritz a ghöcklati Plätzlidecki vo de Chneu. Immer wieder deckendsna mit dem Lumpa zue, obschon er susch scho immer z’heiss hät do inne – er wo doch sis läbelang im Wald gschaffet hät.

„Was hät die denn so troffa, Lilly?“ frogt jetzt d’Rosa-Maria.
„Jo weisch, mini Tochter….“
„Ow, isch si öppa chrank?“
„Nei, nei, aber sie hät mer bim Bsuech hüt Nomittag verzellt, dass me jetzt wieder a sona Familie inetua hät.“
„Was füra Familia?“
D’Rosa-Maria leiht jetzt z’Heftli uf d'Zita und luegt d’Lilly im Spiegelbild vom dunkla Fenster a.
„Jo weisch, so a Flüchlingsfamilie.“
„Jä, so söttigi wo mit somena Boot cho sind?“
„Jo, genau, weisch do uf das, uf das Lampione, oder wie das genau heisst.“
„Lampedusa“, präzisiert z’Vreni Schönbächler, wo no jeda Morga d’Zitig durablettert.

„Jo genau döt, und jetzt hät me sie in das alte Hus im Sunnagrund intua.“
„Döt wo dini Tochter wohnt?“ frogt de Fritz.
„Nei nit döt oba, Fritz, unda im Sunnegrund!“, erklärt d’Rosa-Maria ziemlich lut.
„Was in die Hütte?“ Z’Vreni hört uf mit lisma.
„Jo, stoht denn die no? Die isch jo scho zum Abriessa gsi, wo ich no im Städli gwohnt han. Ha ghört, dass ma jetzt ringsum alles Alti abriessa würdi.“
„Das eba nit! Mini Monika seit, dass die warten, bis de Pries ufagoht und jetzt tüend’s eba d’Flüchtling inna, will d’Stadt die muass näh.“
„Das isch aber au nit schön. Döt inna cha doch miemert me wohna, mit dena Fenster, jetzt im Winter.“
Z’Vreni schüttlet de Kopf.

„Und de sinds no Schwarzi, hät Monika gseit – ich denka, die früret doch no meh, do in dera Kälti.“
Z’Lilly riebt sich unbewusst d’Händ, es tschudarat si grad bim dra denka.
„Die chönd a chli vo üsra Wärmi do inna ha, isch jo do sowieso immer viel z’heiss.“
„Hör jetz emol uf, Fritz!“, tönt’s jetzt grad im Chor.

„Vo wo chömat den dia?“ frogt d’Rosa-Maria de noch emena Zitli.
„Ou, das hani vergessa z’froga“, entschuldigt sich d’Lilly.
"Das sind doch Somalier, wenn’s vo Lampedusa chömed“, weiss z’Vreni us de Zitig.
„Wo isch denn das scho wieder?“
„Somalia, isch z’Afrika.“
„Jo denn frührends ganz sicher, in dera zügiga Hütta dunda im Sunnegrund. Die hät jo im Winter kei Sonna.“
„Eba, und de händs no drei chlini Chind.“
„Au Schwarzi?“
„Aso Hans!“, tönts grad dreifach.

Alli vier Bewohner hangend jetzt ihrna Gedanka no.
„Die arma Chind ….“
„Und das grad jetz, in dera Zit.“
„Jo, die Chind händ nit grad a schöni Wiehnachta – sicher keis Gschänkli und nüt“
„Hmm, händ die überhaupt Weihnacht?“ frogt de Fritz. "Was glauben die Schwarze eigentlich?“
„Aso, Hans! Jetzt hör aber uf! Schenka hät doch nüt mit em Glauba zutue. Ich schenka doch nit wäg de Chila. Ich schenka wills mer Freud macht – und will sie frührend, egal wella Glauba, dass die händ.“

„Jo, denn chönt’s jo mini Decki do ha, damit isch sie endlich furt, ich bruch die sowieso nit“, seit de Fritz noch emena Zitly und zeigt uf dia bunti Plätzlidecki.
„Und dia Socka do, chönt i au no abgä! Min Sohn rümpft sowieso immer a chli d’Nase drüber“, meint ds Vreni. „Zudem chönte mer no chli Händscha, meh Socka oder en Schal lisma.“

Au d’Lilly hät jetzt a Idee: „I han doch no dia Angora-Unterwösch, wo mer ds Monika letzscht Wiehnachta gschänkt hät. Die hani no nie aka, sie isch immer no ungöffnet im Karton verpackt. Ich brucha die do dinna doch nit“

„Und ich han a Fläscha mit Holundersirup, wo mer min Sohn letzschti Wucha brocht het. Das sig guet gega a Erkältig. Debi hani das Züg doch soo nit gärn.“ D’Rosa-Maria schuderets bim blossa Gedanka dra.
„Und ich gib a Sack mit Wiehnachtsguatsli dezua!“ seit jetzt Frau Grueber, wo unbemerkt dezua cho isch und mitglost hät.
„Super!“, jublet ds Lilly. „Jetzt hämmer scho 5 Gschänkli zäma. Mier froget noch chli bi de anderena Bewohner, vielleicht händ die au no öppis, wo sie chönd verschenka.“
„Jo, genau und de froget mer alli üsi Verwandta und ds Personal und……“
„Halt, halt Fritz, jetzt wemmers nitgrad übertrieba“, stoppt s’Vreni sin Ifer. „Aber wie chunt das Züg zum Hus im Sunnagrund?“
„Hmmm“, d’Lilly überleit. „Ich weiss wie! Mir froegt d’Kuchi für es leer Gmüeschistli und de Fredi vom Nordtrackt söll sin Fiat us de Garage nä, für öppis hüetet er doch schliessli de alti Charra.“
„Genau und de bringemer d’Gschänk am Heiliga Obat noch em Znacht im Sunnegrund verbie. Es isch jo sowieso wieder nüt los, do im Heim.“
„Das isch denn eba richtigi Wiehnachta – für d’Flüchtlinge, aber au für üs.“

® Copyright by Herr Oter (Dezember 2014)




Kerzenschein 
Autor: gerald / Lizenz: Gemeinfrei (PD) / via pixabay




Haben Schwarze auch Weihnachten?
Eine weitere Geschichte für meine Lesungen beim Adventskaffee im Altersheim
„In der Weihnachtszeit treffen einen solche Sachen einfach noch mehr als sonst.“
Lilly Friburger sitzt, wie üblich nach dem Abendessen, noch etwas auf dem weichen Sofa im „Linden-Stübchen“. Gedankenverloren schaut sie ins grosse Fenster des Altersheims. Aber der glitzernde Schnee und die langen Schatten sind aus dem Heimgarten verschwunden und haben einer tiefen Finsternis Platz gemacht. Darum spiegelt sich jetzt der gemütlich eingerichtete Aufenthaltsraum im Fenster zum Garten.

Links von Lilly Friburger strickt Vreni Schönbächler im warmen Licht der alten Stehlampe soeben die zweite Ferse eines Sockenpaares, das sie an Weihnachten ihrem Sohn schenken wird. Und auf der anderen Seite von Lilly blättert Rosa-Maria Meyer-Gautschi in einem  Klatschheft die Schönen und Reichen regelmässig von rechts nach links. Die „Weisswurst-Prominenz“ interessiert sie dabei weniger, nur die Artikel über die Königshäuser, darauf ist Rosa-Maria ganz wild.

„Wen hast du getroffen?“, fragt Fritz Mückler – er war in seinem Rollstuhl gerade kurz eingenickt.
„Hast du dein Hörgerät wieder nicht eingeschaltet, Fritz?“, fragt Vreni und schüttelt den Kopf.
„Habe ich!“, kommt es unwirsch zurück.
Mit einem unverständlichen Gemurmel stösst Fritz die gehäkelte Flickendecke von den Knien. Immer wieder deckt man ihn mit diesem „Lumpen“ zu, obschon er hier drinnen, sonst schon immer viel zu heisst hat – er, der sein Leben lang im Wald gearbeitet hat.

„Was hat dich denn so getroffen, Lilly?“, fragt nun Rosa-Maria.
„Weisst du, meine Tochter....“
„Oh, ist sie etwa krank?“
„Nein, nein, aber sie hat mir bei ihrem Besuch heute Nachmittag erzählt, dass man nun wieder so eine Familie hineingetan hat.“
„Was für eine Familie?“
Rosa-Maria legt nun die Zeitschrift auf die Seite und sieht Lilly im Spiegelbild des dunklen Fensters an.
„Ja weisst du, so eine Flüchtlingsfamilie.“
„Ja, solche die mit dem Boot gekommen sind?“

„Ja, genau – weisst du auf dieses..., auf dieses Lampione, oder wie das genau heisst.“
„Lampedusa“, präzisiert Vreni Schönbächler, die noch jeden Morgen die Zeitung durchblättert.
„Jo genau dort; und nun hat man sie in dem alte Haus im Sonnengrund untergebracht.“
„Dort, wo deine Tochter wohnt?“ fragt Fritz.
„Nein, nicht dort oben, unten im Sonnengrund!“ erklärt Rosa-Maria ziemlich laut.
„Was, in dieser Hütte?“ Vreni hört auf mit stricken.
„Ja, steht denn die noch? Die war schon für einen Abriss vorgesehen, als ich noch im Städtchen gewohnt habe. Ich hörte, dass man nun ringsum alles Alte abreissen würde.“
„Dieses eben nicht! Meine Monika sagt, die würden warten, bis der Preis steigt. Nun kommen Flüchtlinge hinein, weil die Stadt die nehmen muss.“
„Das ist aber auch nicht schön. In dem Haus kann ja niemand mehr wohnen – mit diesen Fenstern – jetzt im Winter.“
Vreni schüttelt den Kopf.

„Dann sind es erst noch Schwarze, sagte Monika. Ich denke, die frieren doch noch mehr, hier in dieser Kälte.“
Lilly reibt sich unbewusst die Hände, es fröstelt sie beim blossen Gedanken.
„Die können etwas von unserer Wärme hier drinnen haben – es ist ja hier sowieso immer viel zu heiss.“
„Hör nun mal auf, Fritz!“ tönt es nun gerade im Chor.

„Von wo kommen die denn?“, fragt Rosa-Maria nach kurzer Zeit.
„Ach, das habe ich vergessen zu fragen“, entschuldigt sich Lilly.
„Das sind doch Somalier – wenn sie von Lampedusa kommen“, weiss Vreni aus der Zeitung.
„Wo ist denn das schon wieder?“
„Somalia, ist in Afrika.“
„Ja, dann frieren sie bestimmt noch mehr in dieser zugigen Hütte, unten am Sonnengrund. Die hat ja im Winter keine Sonne.“
„Eben, und dann haben sie noch drei kleine Kinder.“
„Auch Schwarze?“
„Also, Hans!“, tönt es jetzt gerade dreifach.

Alle vier Bewohner hängen nun ihren Gedanken nach.
„Die armen Kinder...“
„Und das gerade in dieser Zeit.“
„Ja, diese Kinder haben nicht gerade schöne Weihnachten – sicher keine Geschenke und nichts.“
„Hmm, haben die überhaupt Weihnachten?“ fragt Fritz, „was glauben diese Schwarzen eigentlich?“
„Also, Hans! Jetzt hör aber auf! Schenken hat doch nichts mit dem Glauben zu tun. Ich schenke doch nicht wegen der Kirche. Ich schenke, weil es mir Freude macht – und weil sie frieren, egal welchen Glauben sie haben.“

„Dann können sie ja meine Decke hier haben, damit ist sie endlich fort, ich brauche sie ja sowieso nicht“, sagt Franz nach einer kurzen Zeit und zeigt auf seine bunte Flickendecke.
„Und diese Socken hier, könnte ich auch abgeben. Denn mein Sohn rümpft sowieso immer ein bisschen die Nase darüber“, meint Vreni. „Zudem könnten wir noch Handschuhe, weitere Socken oder einen Schal stricken.“

Auch Lilly hat jetzt eine Idee: „Ich habe doch noch diese Angora-Unterwäsche, welche mir Monika letzte Weihnachten geschenkt hat. Ich habe sie noch nie getragen, sie ist immer noch ungeöffnet im Karton verpackt. Ich brauche die hier drinnen doch nicht.“

„Und ich habe noch eine ganz Flasche mit Holunder-Sirup, den mir mein Sohn letzte Woche gebracht hat. Er sei gut gegen Erkältungen, dabei habe ich den überhaupt nicht gerne.“ Rosa-Maria schudderts beim blossen Gedanken daran.
„Und ich gebe einen Sack mit Weihnachtsgebäck dazu“, sagt jetzt Frau Gruber, die unbemerkt dazugekommen ist und mitgehört hat.

„Super!“, jubelt Lilly. „Jetzt haben wir bereits fünf Geschenke zusammen. Wir fragen doch noch ein wenig bei den anderen Bewohnern, vielleicht haben sie auch noch Sachen, sie sie verschenken können.“
„Ja, genau, und dann fragen wir noch alle unsere Verwandten und das Personal und ….“
„Halt, halt Fritz, jetzt wollen wir es doch nicht gleich übertreiben“, stoppt Vreni seinen Eifer. „Aber wie kommt das alles zum Haus im Sonnengrund?“

„Hmmm“, Lilly überlegt. „Ich weiss wie! Wir fragen in der Küche für eine leere Gemüsekiste und Friedli vom „Nordtrakt“ soll seinen Fiat aus der Garage nehmen. Für etwas hütet er ja schliesslich diese alte Karre..“
„Genau, und dann bringen wir die Geschenke am Heiligen Abend nach dem Abendessen im Sonnengrund vorbei. Es ist ja hier im Heim sowieso wieder nichts los.“
„Das ist dann eben richtige Weihnachten – für die Flüchtlinge, aber auch für uns.“

© Copyright by Herr Oter (Dezember 2014)




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Mittwoch, 3. Dezember 2014

Die andere Weihnachtszeit (Gedicht)






Die andere Weihnachtszeit

Am grünen Kranz, jetzt wieder die erste rote Kerze brennt,
Ein neuer Beginn der Weihnachtszeit, wie man’s so kennt?
Nein, ich hoffe, dass das Licht tief in unsere Herzen dringt,
viel Liebe, Wärme und Vernunft der Menschheit bringt.
Dass bald ein Lichtschimmer auf den Menschen liegt,
der allen Kummer, allen Streit und alles Leid besiegt.
Dass sich die Einsicht macht bei allen Menschen breit:
Auf endlich Frieden und überall mehr Herzlichkeit.
Dass der Mitmensch wieder mehr zählt als das Geld,
bei mir im Herzen und bei allen auf der ganzen Welt.

© Copyright by Herr Oter (November 2014) 



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