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Freitag, 28. Februar 2014

Das Glück ist ein Schmetterling.





Das Glück ist ein Schmetterling. 

Jag ihm nach, 
und er entwischt dir. 

Setz dich hin, 
und er lässt sich auf deiner Schulter nieder.


Anthony de Mello
1931 – 1987

ein ind. Theologe
war Jesuitenpriester und spiritueller Lehrer.
Anthony de Mello war vor allem ein 
multikulturell geprägter Lehrer, 
der auf humorvolle Art und Weise 
lebenspraktische Weisheiten und Erzählungen 
aus allen religiösen Lehren vermittelte. 
(Quelle: Wikipedia)













:)

Mittwoch, 26. Februar 2014







"Bedenke stets, 
dass alles vergänglich ist, 
dann wirst du im Glück nicht so fröhlich und 
im Leid nicht so traurig sein."


Sokrates












;)

Montag, 24. Februar 2014







Bäume


Bäume sind Leben!
Bäume sind Heiligtümer
Bäume geben Schutz und Kraft
Bäume sind Symbol und Tatsache
Bäume sind dekorativ und nützlich
Bäume haben Wesen und Charakter
Bäume sind archaisch und kultiviert
Bäume haben Geschichte und Zukunft
Bäume sind Mittelpunkt und Treffpunkt.
Bäume haben Wurzeln und geben Wurzeln.
Bäume sind faszinierend und setzen Akzente.
Bäume beeinflussen und lassen niemanden kalt.
Bäume sind mehr als die Summe ihrer Eigenschaften.
Bäume ermöglichen Leben in der Luft, im Baum und im Boden


Bäume sind einfach herausragend!


Wie sagte Khalil Gibran:
„Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt.“













:)

Samstag, 22. Februar 2014






Bäume 
wachsen auch im steilsten Gelände 
immer aufrecht nach oben

denkt sich Herr Oter beim Waldlauf.








:)


Montag, 10. Februar 2014

Die Schweiz hat entschieden






Die Schweiz hat demokratisch entschieden, wenn auch ganz knapp:

50.3 % sind dafür, die Zuwanderung neu zu regeln.
49.7 % werden diesen "Volksentscheid" zu akzeptieren haben.
100 % werden die Auswirkungen mittragen (müssen).

Das ist Schweizer - Demokratie!
Mal gewinnt man - mal verliert man!

Die Schweizerische Eidgenossenschaft - 
eine liberale Willensnation




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Donnerstag, 6. Februar 2014

Olympia






Olympia
Brot und Spiele
 
Wer bekommt das Brot?
… und gibt es denn keine Marmelade?



Nun beginnen sie also, die 22. Olympischen Winterspiel in der russischen Stadt Sotschi, einer Stadt mit 330’000 Einwohnern an der „Russischen Riviera“ am Schwarzen Meer.
ENDLICH, möchte ich fast sagen.
Nach den endlosen Diskussionen sollte nun endlich auch mal der Sport zum Zuge kommen.

Aber, was soll ich von diesen „Putin-Spielen“ halten?
NICHT VIEL! – kommt mir da ganz spontan in den Sinn.

Als „Treffen der Jugend der Welt“ sollten sie dem sportlichen Vergleich und der Völkerverständigung dienen; das war mal das Ziel, als 1894 die „Olympischen Spiele der Neuzeit“ als Wiederbegründung der antiken Festspiele in Olympia beschlossen wurden.

Die angestrebte „Völkerverständigung“ hat seit 1894 noch nicht viel zum Weltfrieden beigetragen, zwei Weltkriege und Dutzende von weiteren, kriegerischen Konflikten lassen eher das Gegenteil vermuten.

Auch das „Treffen der Jugend“ stand im Vorfeld dieser Spiele in Sotschi vermutlich nicht im Vordergrund – die Inszenierung eines glänzenden Staatschef im Zenit seiner Macht, die Profilierung seines omnipotenten Staates und die Demonstration einer wiedererwachten „Grossmacht“ Russland waren wohl eher das Ziel. Zu Reden gab in letzter Zeit denn auch weniger der Sport, die (nicht stattfindenden) Treffen der (nicht mehr ganz jungen) Politiker und Mächtigen gaben bisher vor allem zu reden. Aber auch während den Spielen, werden nebst den wenigen siegreichen Sportlern vor allem die „Berühmten“ und „Reichen“ im Vordergrund stehen.

Der „sportliche Vergleich“ wird sicher noch stattfinden und ich hoffe, dass es faire, saubere und sichere Wettkämpfe, ganz im olympischen Geist, geben wird. 
Einer hat sich jedoch, auch ohne sportliche Leistung, den  „Olymp“ bereits gesichert – Wladimir Putin.
Der russische Präsident hat sein „Denkmal Sotschi“  ja geradezu aus dem Boden gestampft. 
Mindestens 50 Milliarden (50 tausend Millionen) soll es kosten, diese „Winterspiele“ an den Hängen des Westkaukasus auszutragen. Notabene, in einem subtropischen Klima am schwarzen Meer und in einem einzigartigen Nationalpark mit der grössten Biodiversität von ganz Russland. Wälder wurden abgeholzt, Flussläufe verlegt, Biotope durch Autobahnen und Bahnlinien zerschnitten, überdimensionierte Stadien, Hotelbauten und Flughäfen gebaut, Gewässer und Grundwasser verschmutzt und illegale Müllkippen in den Wäldern des nationalen Naturparks errichtet.
Gesetze wurden ausser Kraft gesetzt und mehrere tausend sollen enteignet worden sein. Man schürte übertriebene Erwartungen, unterschätzte völlig die Kosten und benötigte den Einsatz immenser öffentlicher Gelder. Durch Korruption und Vetternwirtschaft dient das vor allem einer kleinen Elite – verursacht durch die Interessen eines einzigen Mannes. 
Brot für wenige, die Marmelade für einen und den meisten bleiben ein paar Krümel.

Und was wird von diesen „Investitionen“ nach Olympia bleiben? Die Umwelt wird sich nur langsam erholen und die überdimensionierten Sportanlagen, Hotelbauten, Strassen und Flughäfen werden eine sinnvolle Weiternutzung unmöglich machen. Genau so wie das legendäre «Vogelnest»-Stadion in Peking heute kaum noch genutzt wird oder wie es andere „olympische Stätten“ bereits früher vorgemacht haben. 
Daraus gelernt hat man nichts.

Aber soll man da jetzt noch Kritik üben?
Dafür ist es nun zu spät! – meine ich.
Das hätte man sofort, nach der Vergabe dieser Spiele an diesen völlig ungeeigneten Austragungsort, tun sollen. Die nationalen, olympischen Verbände, die Sportverbände, die Regierungen und vielleicht sogar die Sportler hätten sich damals vehement und mit Boykott-Drohungen dagegen wehren sollen.
Nun ist der Mist gefahren, das Gebiet verschandelt, die riesigen Summen ausgegeben.
Nun soll man einfach spielen, kämpfen, gewinnen und einfach endlich mal aus diesem Fiasko  für die Zukunft lernen.
Ein Boykott einzelner Spieler bringt nichts mehr, es würden einfach andere gewinnen. Das kann man von einem Sportler auch gar nicht verlangen oder erwarten. Jahrelang hat er sich auf diese Wettkämpfe vorbereitet, auf sehr vieles verzichtet, sich geschunden und geplagt. Nun soll er auch die Chance haben, sich die Lorbeeren zu verdienen. 
Diese Missstände sind aus meiner Sicht auch nicht das Problem eines Sportlers. Es ist eine rein politische Frage, ob man Spiele an solchen Orten, zu diesen Bedingungen und mit diesem Gigantismus austragen soll.
Ich finde es jedoch richtig und wichtig, dass sich auch die Sportler kritisch zu solchen Spielen äussern, so wie es Lara Gut oder Christian Neureuter bereits getan haben. Jeder soll frei seine Meinung sagen dürfen – ohne, dass man ihn danach in Leserbriefen dafür beleidigt. Ich respektiere jedoch auch, wenn sich Sportler nur um ihren Sport und nicht auch noch um die damit verbundene Politik kümmern.

Dafür sind die Politiker zuständig.
Ich bin darum absolut damit einverstanden, dass unser „Sport-Minister“, Bundesrat Ueli Maurer, unsere Sportler in Sotschi unterstützt. Wir sind ein neutrales Land, das mit jedem redet, wenn man eingeladen wird und es gibt keinen Grund, das bei Olympischen Spielen anders zu halten. Aus meiner Sicht ist es auch der falsche Anlass, um jetzt über Menschenrechte, Demokratie, verbotene Homosexualität, Zensur und andere Missstände in Russland zu reden. Dafür gibt es genügend politische Gelegenheiten.
Jedoch finde es aber falsch, dass aus der Schweiz nun gleich drei Bundesräte nach Sotschi reisen. Ich meine, dass das ein falsches Zeichen ist!

Ich kritisiert aber gleichzeitig auch eine abgestumpfte Gesellschaft, deren Interesse über elementare Bedürfnisse und „niedere Gelüste“ kaum hinausgeht. So finde ich es zum Beispiel höchst problematisch, dass sich eine Fernseh-Gemeinschaft an gewissen, menschenverachtenden Sendungen täglich ergötzen kann. Gladiatoren-Spiele der heutigen Zeit: Daumen rauf oder Daumen runter! Aber nicht ein barbarischer Kaiser richtet über das „Schicksal“ von Menschen, sondern ein Zuschauervolk im bequemen Sessel Zuhause.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich diese TV-Gesellschaft über olympische Winterspiele in einem Sommer-Kurort oder Fussballspiele in der Wüste, über „Sklavenarbeit“, Zwangsenteignung, Umweltzerstörung, "Gigantismus"  oder fehlende Demokratie mokiert. Millionen von Zuseher, die sich täglich an hungernden oder grauslichen „Köstlichkeiten“ verzehrenden, abgetakelten "Stars" in einem menschenunwürdigen Dschungelcamp erbauen. Ein Affront gegenüber den Millionen von Menschen die tagtäglich unfreiwillig hungern oder für einen Schluck sauberes Wasser weite Strecken zurücklegen müssen.
Nein, diese Fernseh-Zuschauer haben andere Wertvorstellungen als ich. Ihre Ansicht von guten, spannenden und bereichernden Sendungen decken sich nicht mit meinen. Ob ihnen da die eine oder andere Bombendrohung gerade recht kommt?

Ich meine, mit jedem Klick auf die Fernbedienung entscheiden wir, was gesendet werden soll und welche ethischen und moralischen Kriterien diese „Unterhaltung“ erfüllen muss. 
Das ist auch bei Olympischen Winterspielen nicht anders.



:( 

Mittwoch, 5. Februar 2014

Es ist nie zu spät, Neues dazu zu lernen





Alfred Biolek, geboren als AlfredFranz Maria Biolek, wurde am 10. Juli 1934 in Freistadt, in der Tschechoslowakei geboren.
Der grosse deutscher Fernsehunterhaltungskünstler, Talkmaster, Jurist (
Dr. jur.) und Fernsehproduzent wurde mit Sendungen wie der Talkshow Kölner Treff BulevardBio, Bio’sBahnhof oder der Spiel-Show „Mensch Meier“ über Deutschland hinaus bekannt. Auch kochte er jahrelang in seiner Sendung alfredissiomo mit Promineneten.

 
Anlässlich der Party eines deutschen Schokoladen-Produzenten in Köln
wurde Herr Alfred Biolek Ende Januar vom Schweizer Fernsehen interviewt.

Auf die Frage des Reporters:
So, Herr Biolek, was gibt es Neues?“,
antwortet Herr Biolek ganz sympathisch:
Nichts – ich werde 80, im Juli werde ich achtzig.
Wenn man so alt ist, gibt es nichts mehr Neues.»

(
Hier das ganze Interview)



Zu dieser Aussage von Dr. Alfred Biolek 
kommt mir folgende kleine Geschichte in den Sinn:

Ein Todkranker liegt auf dem Sterbebett.
Müde von einem langen Leben und sehr geschwächt, weiss man, dass die Stunden des über 
Achtzigjährigen jetzt gezählt sind.
Der kleine Jonas, ein Zweitklässler und sein Urenkel, wurde von seiner Mutter beauftragt, für kurze Zeit alleine auf ihren Grossvater aufzupassen.
So sitzt Jonas neben dem Bett seines Urgrossvaters und beobachtet den greisen Mann
aufmerksam. Seine Augen sind geschlossenen, der Atem ist flach und der Brustkorb des alten Mannes hebt und senkt sich kaum mehr merklich.
Dicke Schmeissfliegen, wie sie auf ländlichen Gehöften oft vorkommen, surren aufgeregt an der Innenseite des Fensters, durch deren Scheiben die letzten, wärmenden Strahlen einer tief stehenden Spätherbstsonne ins Sterbezimmer scheinen. Einige besonders lästige Brummer schwirren auch über dem Bett des Todkranken, krabbeln über sein eingefallenes Gesicht oder kitzeln ihn gelegentlich auf der Nase. Doch der alte Mann ist zu schwach, um sie abzuwehren. Doch dem aufmerksamen Jonas entgeht nicht, dass die Biester seinem Urgrossvater lästig sind und so versucht er immer wieder die Plagegeister zu verscheuchen – leider mit wenig Erfolg.

Plötzlich steht Jonas auf und geht, entgegen Mutters Weisung, aus dem Zimmer. Aber schon bald kommt er mit einem Honigglas und einem Messer zurück und bestreicht
einen Teil des Fensterbrettes mit dem zähflüssigen Bienenhonig. Gefrässig stürzen sich die fetten Fliegen sofort auf die Süssigkeit und – bleiben dort kleben.
So ist sein Urgrossvater in kurzer Zeit von den surrenden Plagegeistern befreit. Zufrieden setzt sich Jonas wieder auf den Stuhl neben seinen Urgrossvater. Er nimmt, wie er es bei Mutter vorhin gesehen hat, dessen dürre, knochige Hand zwischen seine beiden kleinen Hände.
Jonas merkt nun, dass sein Urgrossvater jetzt seine Augen geöffnet hat und ihn erstaunt anschaut. Er weiss nicht, dass der greise Mann ihn bereits die ganze Zeit beobachte, seit er das Zimmer wieder betreten hat. Ein Lächeln huscht nun über das schmale, fahle Gesicht und leise flüstert er zu seinem Urenkel:
Man hat einfach nie ausgelernt und es ist nie zu spät, Neues dazuzulernen. Ich danke dir dafür, Jonas.“

Kurz danach schliesst der Greis seine müden Augen wieder, drückt seinem Urenkel schwach die Hand, bevor seine für immer erschlafft und das seelige Lächeln in seinem Gesicht erstarrt.





 Blaue Schmeissfliege (Calliphora vicina)
Bild von א (Aleph), http://commons.wikimedia.org



;)

Sonntag, 2. Februar 2014

Das Unglück des Briefträgers







Das Unglück des Briefträgers
 

Wenn der Briefträger zu uns kam, dann läutete es immer zwei mal, kurz nacheinander damals schon, auch bei uns im Bergdorf, und so auch an diesem dramatischen Morgen.


In meiner Jugend kam der Briefträger ja noch täglich zweimal – vormittags und nachmittags.
Manchmal kam er bei uns sogar dreimal – dann, wenn Vater einen „Express“ erwartete. Und, wir bekamen oft einen „Express“; Pakete mit wichtigen Ersatzteilen, die mein Vater für sein Geschäft mit den grossen Kühlanlagen dringend brauchte.
So ein „Express“ wurde damals vom Pöstler zu jeder Tageszeit zugestellt. Morgens kurz vor sieben, nachdem der erste Zug von Landquart gekommen war, oder abends um acht, wenn der Zug auf seiner Fahrt nach Davos zum letzten Mal bei uns Halt machte.

Dazwischen brachte der Pöstler jederzeit einen „Express“ und auch ein „Telegramm“ – kurze, wichtige Mitteilungen, die besonders rasch den Empfänger erreichen mussten. Sie wurden in einer Poststelle aufgegeben und dann über ein weltweites Telegrafen-Netz mittels Kabel an die Post bei uns übermittelt und dort aufgeschrieben. Dieses Telegramm brachte dann der Briefträger auf dem schnellsten Weg – bei uns mit dem Velo, notabene – dem Empfänger. Telegramme brachten meistens besonderes Glück oder grosses Leid, doch immer etwas Aussergewöhnliches – darum kamen Telegramme ganz selten.


Im Sommer, wenn es um sieben noch hell war, kam es auch vor, dass wir Buben vom Vater zum Bahnhof geschickt wurden, um den erwarteten „Express“ mit dem Velo abzuholen. Damit hatte der Pöstler etwas früher Feierabend und wir erledigten diese „wichtige“ Aufgabe gerne. Denn dort war es immer spannend, besonders wenn ein Zug hielt. Nur hielten bei uns ja die Züge nicht so oft, denn vielfach waren es Schnellzüge, die liessen dann, auf ihrem Weg in den berühmten Kurort im Prättigau, unseren kleinen Bahnhof links liegen.

So hockten wir schon frühzeitig ganz gespannt auf der Verladerampe vor dem langen Güterschuppen mit seinen mächtigen Schiebetüren. An den grossen Schuppen war das kleine Holzhäuschen des Bahnhofsvorstandes angebaut – oder war es umgekehrt? Jedenfalls wirkte es so.
Oben wohnte er mit seiner Familie und unten war das Büro mit dem mechanischen Weichenstellwerk. Das Prinzip dieser langen roten und blauen Hebel an den grossen Rädern war mir damals noch nicht klar, denn immerhin bewegte der Herr Bahnhofsvorstand damit „gespenstisch“ draussen die Weichen, wenn er einen dieser Hebel nach unten legte.
Gleich neben dem Büro befand sich – durch den „Billettschalter“, mit seiner dicken Glasscheibe und dem Drehteller, getrennt – der Wartesaal erster und zweiter Klasse. So stand es jedenfalls draussen auf einem Metalltäfelchen an der Türe angeschrieben. Bei unserem kleinen Bahnhof war das eher ein grösseres Wartezimmer für beide Klassen, das ständig nach abgestandenem Rauch stank.

Von unserem erhöhten Sitzplatz auf der Rampe aus, hatten wir einen guten Überblick über das abendliche Geschehen. Doch es geschah noch nicht viel. Zu sehen gab es eigentlich nur zwei Männer, die da standen – der Herr Bahnhofsvorstand und der Pöstler.
Sie standen nebeneinander – breitbeinig im typischen Grätsche-Schritt der Beamten – auf dem meistens leeren Abstellgeleise und schauten in Richtung Landquart, denn von dort sollte der Zug ja kommen.
Jeder stand da in Uniform und mit steifer Mütze – der Bähnler mit der Roten und der Pöstler mit einer Schwarzen. Der eine stand für die RhB und der andere für die PTT – der eine hielt die grüne-weisse Signalkelle in der Hand und der andere hielt sich manchmal an einem kleinen Handwagen fest. Denn ab und zu verbrachte der Briefträger die Zeit zwischen den beiden letzten Zügen im Bahnhofsbuffet – und das waren dann doch immerhin zwei Stunden.
Bahnkunden, die auf den Zug warteten, standen meistens keine da. Denn wer aus unserem Dörfchen wollte um diese Uhrzeit schon noch ins Prättigau.

Sobald die mächtige, rostbraun gestrichene Krokodil-Lokomotive mit einem kurzen Pfiff in den Bahnhof einfuhr, hoben die beiden Beamten fast synchron (meistens) die Hand zum Gruss. Der grüne Postwagen, gleich hinter der zischenden Lokomotive blieb zu unserem Erstaunen immer, wie von Geisterhand gestoppt, genau vor dem Postbeamten mit seinem Wägelchen stehen. Der nahm dann – während der Bahnhofsvorstand ein paar Worte mit dem Lokomotivführer wechselte und eine Handvoll späte Passagiere dem Zug entstiegen – ein, zwei graue Postsäcke in Empfang, die im Durchgang der geöffneten Schiebetüre schon bereitlagen.
Unser „Express“ wurde dem Pöstler am Schluss, zusammen mit anderem Wichtigen, direkt in die Hand gedrückt.

Wir äugten währenddessen durch die breite Öffnung in den Postwagen. Fasziniert von diesem kleine, fahrende Postbüro mit seinen vielen, schmalen Fächern über dem Schreibtisch. An den Wänden hingen ringsum geöffnete Postsäcke. Damit würde die Post sortierte, erklärte uns der Briefträger einmal. Auch hing in jedem Postwagen ein schwarz-weisses Velo (Fahrrad) an einem Hacken – wofür, das weiss ich bis heute nicht.
Aber am meisten erregten uns die beiden schmalen Türen, aussen, auf der rechten Seite des Postwagens. Jede hatte oben ein noch schmaleres Fenster, das mit zwei dicken, runden Eisenstäben quer unterteilt war. Das Transportabteil für Gefangene! Verstohlen linsten wir immer wieder dort hinüber und hofften, mal so einen Gefangenen zu erspähen. Doch nie konnten wir einen entdecken.
Schon bald hob dann der Vorstand seine grün-weisse Kelle, steckte seine Trillerpfeife in die Mundmitte und verabschiedete den Zug mit einem kräftigen Pfiff und aufgeblasenen Backen. Kurz darauf
nahmen wir dann, nicht ohne einen gewissen Stolz, den wichtigen „Express“ aus den Händen des Pöstlers, um ihn zusammen mit seinem Gruss, unverzüglich dem Vater in die Werkstatt zu bringen.


An diesem besagten Unglücksmorgen standen also der Briefträger und meine Mutter, wie meistens, noch kurz im Windfang vor der Haustüre und schwatzten. Denn der Pöstler war mit meinen Eltern schon lange befreundet; sie hatten einige Jahre früher ihre Häuser zusammengebaut. Ein Doppeleinfamilienhaus also. Das kam günstiger, denn es brauchte eine Seitenmauer weniger und nur einen Kamin. Aber der Briefträger hatte inzwischen seine Hälfte bereits wieder an drei alte „Jumpfern“ verkauft und wohnte jetzt oben im Dorf, näher bei der Post.
Mami hingegen ging selten ins Dorf, denn Haushalt und Geschäft, Büro und Garten und wir drei Buben hielten sie anderweitig in Trab. So schätzte sie diesen täglichen, kurzen Tratsch mit dem Briefträger, denn er wusste immer das Neuste aus dem Dorfleben. Schliesslich klingelte er – immer zwei mal, kurz nacheinander damals bei den Meisten mindestens einmal täglich. Manchmal drückte er ihnen auch im Garten, im Stall oder wenn nötig auf der Strasse „die Post“ in die Hand.  
So ein Schwatz dauerte ja normalerweise nur ganz kurz, ausser es war etwas Aussergewöhnliches, dann wurde es länger.

So auch an diesem besagten Morgen.

Auf dem Grundstück nebenan, einer Wiese mit einem Kirschen-, einem Apfel- und einem Birnbaum, waren zwei Männer daran, den Birnbaum auszugraben – aus welchem Grund weiss ich nicht mehr. Wir Kinder standen am Gartenzaun und schauten aus sicherer Entfernung interessiert zu. Nachdem die dicksten Wurzeln dieses Hochstammbaumes freigelegt und abgesägt worden waren, ging es nun darum, den ganzen Baum umzulegen. Einer zog an einem Seil, während der andere mit dem Rücken an den Stamm gelehnt, drückte. Der Baum schwankte zwar, aber er wollte trotz dem lauten Ächzen und Stöhnen der beiden, einfach nicht fallen.
Auch der Briefträger beobachtete, während dem Tratsch mit unserer Mutter, belustigt die Szenerie durch das Fenster im Windfang. Weil der Baum sich weiterhin standhaft wehrte, anerbot er dann grosszügig seine Hilfe. Schliesslich war er gross und kräftig. Nun zogen die beide Männer am Seil, während der sich Postbeamte, nicht ohne etwas Spott über die beiden Schwächlinge, mit dem Rücken am Stamm kräftig ins Zeug legte.
Hooo-Ruck“ – „Hooo-Ruck“, der Baum neigte sich bedrohlich, federte aber wieder zurück. Die Männer strengten sich noch mehr an. Die beiden am Seil und der Pöstler am Stamm brachten sich noch etwas mehr in Schräglage, um mehr Kraft aufzubringen. Mit einem weiteren, lauten „Hoooo-Ruck“ drückte der Pöstler nun ruckartig mit hochrotem Kopf gegen den standhaften Birnbaum.
Ich meine noch heute, ein Knacken gehört zu haben! Ob es der Birnbaum oder der Rücken des Briefträger war, kann ich nicht sagen.
Jedenfalls wechselte das Gesicht unseres Briefträgers von hochrot auf schneeweiss und dann ging der Mann zu Boden, während der Birnbaum noch immer stand.
Das Krankenauto brachte ihn danach ins Spital. Sein Rücken war gebrochen und es brauchte Jahre, bis er einigermassen wieder an Krücken gehen konnte.

Es kam dann ein anderer Pöstler, der weniger Kraft hatte und nichts mehr Neues aus dem Dorf wusste. Er klingelte auch nur noch ganz selten – zwei mal, kurz nacheinander. Man warf „die Post“ meistens nur noch in den Briefkasten im Windfang, ausser wenn wir dafür unterschreiben mussten. Bald kam der Postzusteller dann auch nur noch einmal, am Vormittag, und der Express mussten immer selber am Bahnhof oder im Postbüro geholt werden, wenn man sie ausserhalb der normalen Tour erhalten wollte.