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Donnerstag, 30. Januar 2014

Prostitutions-Verbot







Prostitutions-Verbot


Schweden hat es schon, Frankreich hat es bald, in Irland wird geprüft, in Deutschland laufen die Diskussionen heiss und in der Schweiz wird es von 43 Ständeräten (das sind ca. 5 %) nun auch gefordert:
Ein Verbot der Prostitution.
Ich bin dagegen!
Warum? – darüber wollte ich hier schon lange etwas schreiben, weil das Thema so kontrovers diskutiert wird.
Nun hat sich der Anlass dazu von selbst ergeben.

Die Vorgeschichte:

In ihrem lesenswerten Blog:
Felina'sCrossroads... Oder... Ich bin NICHT nett...
(Aus dem Leben einer Hetäre)

hat Felina in 16 Folgen eindrücklich ihren Einstieg in die Prostitution beschrieben.
Der Weg war nicht einfach und immer wieder gab es Grund genug, daran zu zweifeln, ob es der richtige Weg sei, auch wenn sie ihn frei und bewusst gewählt hatte.
Ihre Beweggründe, Umstände, Schwierigkeiten und Zweifel, aber auch ihre Erfahrungen in diesem Beruf haben mir durch ihre persönlichen Gedanken aus erster Hand eine Welt näher gebracht, die ich bisher nur von der negativen Seite (Menschenhandel, Drogen, Gewalt und Repressionen) aus den Medien kannte.

Zum Abschluss ihrer „Serie“ habe ich einen Kommentar bei ihr hinterlassen, in dem ich mich, zusammengefasst, gegen ein Prostitutionsverbot – für eine vollständige öffentliche Anerkennung als Dienstleistungs-Beruf und für klare gesetzliche Rahmenbedingungen ausgesprochen habe.

Ihre Antwort hat mich nicht gerade geschockt, wie Felina vermutet, aber doch sehr erstaunt.
Ich fasse sie auch kurz zusammen:
Felina schreibt, dass in Deutschland (wie auch seit 1942 in der Schweiz) die Prostitution grundsätzlich, unter bestimmten Bedingungen, legal ist.
Dass aber, zumindest in Deutschland, die Polizei nicht mehr in der Lage sei, diese Bedingungen zu überprüfen und so der illegalen Prostitution beste Möglichkeiten geboten würden. Ein Problem seien zum Beispiel die Drei-Monats-Visa, die viele junge Frauen aus den Ostblockstaaten anlockten, die dann zu Dumping-Preisen sogar ungeschützte! Leistungen anbieten würden, weil das damit erzielte „kleine Vermögen“ in ihren Ländern einiges mehr Kaufkraft hat. Aber auch die Zwangsprostitution mit all ihrem Leid, sei nicht mehr in den Griff zu kriegen. 
Durch diese unkontrollierbaren Auswüchse sei die legale Prostitution völlig „ruiniert“ worden und der Markt würde wohl bald von den Illegalen gänzlich übernommen werden. Felina schreibt, dass darum nur ein komplettes Verbot (etwas, das natürlich auch sie betreffen würde) den Behörden die Möglichkeit gäbe, gegen Menschenhandel und Schwarzarbeit in dieser Branche vorzugehen.
Soweit die Zusammenfassung, die beiden vollständigen Kommentare findet man hier

Eindrücklich, was Felina mir da schreibt.
Das hätte ich eigentlich nicht erwartet. Doch gerade solche Erfahrungen, Überlegungen und Gedanken aus erster Hand, aus einer Welt die ich nicht kenne, machen Felinas Blog für mich lesenswert. Im Gegensatz zu mir hat Felina als Profi einen fundierten Einblick in dieses Gewerbe und deswegen hat ihre Meinung auch ein hohes Gewicht.
Doch trotzdem, auch wenn ich Felinas Meinung vollständig anerkenne und ich ihrer Haltung auch etwas abgewinnen kann, bin ich nicht ihrer Ansicht.

Meine Meinung dazu ist:
Dirnen, Huren, Prostituierte, Kurtisanen*, Hetären*, Mätressen – oder einfach Frauen (und Männer) die sich aushalten lassen – gibt es, seit es die Menschheit gibt. Die Dienstleistungen die sie erbringen – sexuelle Handlungen gegen Belohnung – unterscheiden sich nicht, vielleicht höchstens die Art der Bezahlung und ihr Ansehen in der Gesellschaft. Denn es gab schon immer (vor allem) Männer, die das brauchten und (vor allem) Frauen, die bereit waren, gegen Vergünstigungen oder Geld den Männern zu geben, was sie brauchten.
Was soll daran schlecht sein, wenn es einvernehmlich und sauber geregelt stattfindet?
Auch Felina schreibt mal irgendwo in ihrem Bericht:
(Fast) jeder der bei mir war, ist, wenn er mich wieder verlässt wesentlich zufriedener als zuvor.
Was kann schlecht daran sein, in dieser Welt voller Unzufriedenheit und Frust den einen oder anderen zufriedenen Menschen zu entlassen?“

Daran ist aus meiner Sicht nichts schlecht!

Ich habe mir auch überlegt, aus welchen Gründen Menschen überhaupt miteinander Sex haben, Liebe machen oder miteinander schlafen – wie immer man es auch nennen will. Warum tun Menschen das? Sind es, von der Prostitution abgesehen, immer über jeden moralischen Zweifel erhabene Gründe? Und, falls nicht: Was davon soll erlaubt bleiben, und was soll verboten werden?
Menschen haben miteinander Sex, weil sie einander anziehend finden, ganz abgesehen von einer weiteren Beziehung (z.B. Seitensprünge,  One-Night-Stand's). Andere haben Sex, weil sie unter Drogen oder Alkohol stehen – oder, weil sie sich berufliche Vorteile oder ein besseres Image versprechen. Wieder andere „machen Liebe“, weil die zweite Person berühmt, mächtig oder reich ist. Manche machen Sex aus Angst verlassen zu werden oder weil sie abhängig vom anderen sind oder aus Mitleid, Dankbarkeit, Neugierde, Langeweile oder zur Abwechslung – tausende von Gründen und manchmal ist es auch ganz einfach die Liebe.
Doch manche haben eben auch Sex, weil sie, ganz einfach, Geld bezahlen oder Geld bekommen.
Die gewerbliche Prostitution hat da ganz klare Verhältnisse:
Sex gegen Geld! – einfach, klar, direkt, offen, unverschlüsselt und ehrlich! Ein Beruf wie jeder andere!
Ganz im Gegensatz zu manchen „Laien“ in Ehen, Partnerschaften oder mit anderen oben genannten „Gründen“, wo er nur Sex erhält, wenn sie dafür „ETWAS“ bekommt.
Aber wo ist da die Grenze zu ziehen?

Dann habe ich auch über diesen Beruf etwas genauer nachgedacht:
Alice Schwarzer hat mal gesagt, Prostituierte sei ein demütigender Beruf.
Im meine hingegen, dieser Beruf ist ein Dienstleistungsberuf genau wie die Pflegeberufe in Spitälern, Arztpraxen, Seniorenheimen und in Kinderkrippen. Genau so ehrbar wie die berufliche Tätigkeit in einer Massage-, Physiotherapie- oder Zahnarztpraxis und manchmal genau so „angenehm“ oder unangenehm wie alle Berufen mit Körperkontakten.
Es gibt Leute die Menschen die Windeln wechseln, die deren Genitalien waschen und die allerhand menschliche Ausscheidungen entfernen müssen. Es gibt Menschen, die (trotz Universitätsabschluss) beruflich im fremden Anus herumstochern, die schreckliche Unfallbilder verkraften müssen, die scheusslich zugerichtete Leichen zu versorgen haben oder Wohnungen reinigen, in denen ein Messi hauste oder wochenlang ein Verwester lag.
Das alles ist notwendig, ja sogar wichtig, auch wenn diese Arbeit sehr intim und manchmal sehr unangenehm oder belastend sein kann.
Ob eine Tätigkeit demütigend oder eklig ist, diese Entscheidung muss man wohl jedem selbst überlassen. Ob er sie hingegen immer gerne und ganz freiwillig macht, daran darf man zweifeln. Und Sex im „sauberen Rahmen“, finde ich so ganz allgemein, weder schmutzig noch eklig und auch nicht demütigend, wenn ich über das „Tun“ selber entscheiden kann.
Doch wie in sehr vielen Berufen, kennt auch diese Gewerbe die sowohl schönen Seiten, wie auch die „Drecksarbeit“. So hat eben auch das Sex-Gewerbe neben den freundlichen, auch seine miesen Seiten. Ich kann jedoch nur vermuten, in welchen dieser Berufe den miesen Seiten eben auch mal „ausgewichen“ werden darf.

Immer wieder wird behauptet, dass die meisten Prostituierten „arm“ wären und dies tun müssten, weil sie keine andere Arbeit fänden, also sozusagen die Prostitution für das Überleben eben machen müssten.
Ich gehe davon aus, dass die Mehrheit der Frauen die als arm gelten oder erwerbslos sind, nicht als Prostituierte arbeiten, weil sie sich – trotz Armut oder Arbeitslosigkeit – dagegen entschieden haben. Auch in wirklich „armen Ländern“ gibt es eine Mehrheit an Frauen für die dieser (Arbeits-) Weg nicht der richtige ist. Das kann also nicht der Hauptgrund sein.
Sicher, es ist tragisch, dass nicht jeder Mensch einer anständig bezahlten Arbeit nachgehen kann. Es ist auch unglücklich, dass nicht jeder die Tätigkeit ausüben kann, die er am liebsten ausführen würde. Jedoch auch viele Menschen in ganz „normalen“ Berufen würden sofort in einen andere Tätigkeit wechseln, hätten sie dazu die Möglichkeit.

Es stellt sich immer die Frage, wo eine „Zwangsprostitution“ anfängt, beim Staat (fehlende Arbeitsmöglichkeit, zu wenig Sozialleistung, fehlender Schutz der Prostituierten), beim Schlepper (falsche Versprechungen, organisiertes Verbrechen), beim Zuhälter (vom Staat geduldet, durch Illegalität bevorteilt), beim Mädchen selber (will schnell möglichst viel Geld) oder beim Freier, der ungeschützten Sex verlangt weil er die „Notlage“ der Mädchen ausnützt.
Wirkliche Zwangsprostitution und Sexarbeit sind aber zwei ganz unterschiedliche Sachen. Das zu vergleichen, ist so, wie Vergewaltigungen mit Sex gleich zu setzen.

Meine Überlegungen zu einem Prostitutions-Verbot oder einer eventuellen Freier-Bestrafung:
Damit gehe ich nun auch auf die Argumente von Felina ein.
-Nur weil man etwas verbietet, heisst es noch lange nicht, dass es nicht trotzdem stattfindet. Das zeigt sich gerade bei der Prostitution seit jeher. Es hat sie trotz vielen Verboten immer gegeben und wird sie auch in Zukunft geben.
-Nur weil ein Gesetz scheinbar nicht in jedem Fall durchsetzbar oder nicht immer kontrollierbar ist, darf ein Staat deswegen nicht resignieren. Sonst wären viele Gesetze sinnlos.
-Die Problematik der „Drei-Monats-Visa“ (die es übrigens auch in der Schweiz gibt), des Menschenhandels und der Zwangsprostitution lässt sich aus meiner Sicht auch mit einem Prostitutionsverbot nicht verhindern. Sondern im Gegenteil, die Frauen werden trotzdem kommen (müssen) und dann noch schneller im "sicheren“ Untergrund verschwinden und vermutlich noch vermehrt den Zuhältern in die Arme getrieben, weil sie rechtlich keine Möglichkeit haben, sich zu wehren.
-Ich glaube auch, dass durch ein Prostitutionsverbot das gesamte (jetzt noch legale) Sex-Gewerbe in den „Untergrund“ verdrängt würde und eine Kontrolle noch weit weniger möglich wäre, als jetzt, wo es sich an der Oberfläche abspielt.
Prostitutionsverbote bewirken überall, wo es sie gibt, eine enorme Verschlechterung der Situation für Sexarbeiterinnen. Sie sind weniger geschützt, sie können weniger verdienen, sie werden kriminalisiert und haben vor allem keine Rechte und können sich viel weniger wehren. Wenn sie Gewalt erfahren und das nicht als »Menschenhandel« zählt, können sie sich in den meisten Ländern nicht an die Polizei wenden, weil sie selber als Kriminelle gelten würden.
Ausserdem verschwinden die Prostitution nicht einfach! Sie wird bleiben und wir müssen dafür sorgen, dass die Dienstleisterinnen in ihrer Tätigkeit genügend Rechte haben und diese auch durchgesetzt werden.
-Auch eine Bestrafung der Freier, wie sie vor allem von Frauengruppierungen verlangt wird, hat eine gegenteilige Auswirkung, weil oft gerade die Freier allfällige Zuhälter anzeigen, aber nur, wenn sie dabei straffrei ausgehen.
-Ein Prostitutionsverbot würde ja auch behinderte Menschen, Homosexuelle und die zunehmende Zahl von weiblichen Kundinnen betreffen, die sich ja heute immer öfter auch einen unkomplizierten, bezahlten Sex leisten.
-Ein Verbot würde vermutlich nicht zuletzt auch einen erhöhten "Sextourismus" auslösen und ihn in Gebiete verlagern, wo Gesetzte, Kontrollen und Regeln noch weit weniger angewendet werden als bei uns.

Aber was könnte man unternehmen, um in diesen Beruf Ordnung zu bringen und ihn von der Illegalität zu befreien?
Die Elendsberichte von Menschenhandel, Schwarzarbeit, Ausbeutung, Angst, Gewalt, Verzweiflung, Erniedrigung, Kummer und Altersarmut im Milieu, von Bordellen mit Flatrate-Angeboten zu niedrigste Preisen und immer mehr Angeboten zum ungeschützten Verkehr, lassen einem auf den ersten Blick kaum eine Hoffnung, dieses Gewerbe in geordnete Bahnen zu lenken.
Aber wie im übrige Erwerbsleben auch, gibt es eben Auswüchse und kriminelle Machenschaften, die es zu bekämpfen gilt.
Dazu gehört, dass das Gewerbe sichtbar an der Oberfläche bleibt und ganz klare und durchsetzbare Gesetze erlassen werden.
Wie wäre es zum Beispiel mit der Möglichkeit, dass Prostitution ausserhalb von genau bezeichneten Gebieten oder speziellen Plätze (Verrichtungsboxen heissen diese in Zürich) aber auch ausserhalb von Bordellen, Clubs und ähnlichen Häusern, unter Strafe gestellt würde – das, sowohl für die Anbieterinnen, wie auch für die Freier. Dadurch würde dem „Wildwuchs“ vielleicht etwas Einhalt geboten und eine regelmässige Kontrolle wäre einfacher.
Auch müssten alle Betreiber solcher Angebote verpflichtet werden, einen gewissen, einheitlichen Grundbetrag, sozusagen einen „Mindesttarif“ jedem Besucher abzuverlangen und den Rest, nach Abzug von Steuern, Versicherungen und Sozialabgaben, als „Mindestlohn“ den Arbeiterinnen direkt auszuzahlen, genau so, wie es alle anderen Arbeitgeber auch tun müssen. (Zusätzliche Bezahlungen würden die Frauen weiterhin selber regeln)
Ich bin mir jedoch schon bewusst, dass das gerade in Deutschland, wo man sich nicht einmal auf einen Mindestlohn von € 8.50 pro Stunde einigen kann, nicht einfach sein würde. Doch entweder will man menschenwürdige Verhältnisse oder sonst ist auch ein Aufschrei gegen die Verhältnisse im Sex-Millieu bloss eine „moralische“ Augenwischerei.
Man könnte doch sicherlich auch verlangen, dass dieser Berufsstand wie andere Berufe auch, zu einem regelmässigen Kontrollbesuch bei einem Arzt verpflichtet würden.
Auch sollten Betroffene von Menschenhandel oder illegaler Prostitution (auch ohne legalen Aufenthalt) bei einer Anzeige z.B. ein verlängertes Bleiberecht mit einer Arbeitsmöglichkeit oder einer umfassenden, bedingungslosen Unterstützung erhalten. Auch ein Nachzug ihrer Kinder während dieser Zeit wäre doch denkbar.

Ich meine, durch eine strikte und umfassende Abgabe von Steuern in diesem Milliarden grossen Markt, müssten solche Massnahmen für die Frauenwürde auch einfach zu finanzieren sein.

Mir ist es einfach lieber, dass wenn jemand ES braucht, ES aber aus irgendwelchen Gründen nicht „gratis“ bekommt, er jedoch jemanden findet, der ES ihm freiwillig für Geld gibt, dass er ES sich dort legal holen kann, statt, dass er sich sein Bedürfnis mit Gewalt oder bei Unfreiwilligen oder bei „Wehrlosen“ holt.

Nun, liebe Felina, Du siehst, Du hast mich zusätzlich zum Nachdenken angeregt und nun sind wir mal gespannt ob und welche Reaktionen uns erwarten.


*Anmerkung: 
Hetären waren weibliche Prostituierte im Altertum. Im Gegensatz zu Dirnen galten die Hetären als gebildet und waren sozial anerkannt.

Kurtisane, Bezeichnung aus dem höfischen Bereich für eine in adligen oder hochbürgerlichen Kreisen für Liebesdienste zur Verfügung stehende Frau, die als Geliebte eines oder mehrerer Männer von Adel oder Vermögen von diesen ausgehalten wurde.




:)

Donnerstag, 23. Januar 2014

ABER





ABER


Es ist eine grosse Plage!
Zwar ist es nur klein und auf den ersten Blick ganz harmlos – trotzdem sollte man es sofort verbieten:


 Das Wörtchen ABER.

Wie es so dasteht – oft gross am Satzanfang oder nur unscheinbar, ja fast scheinheilig zwischen zwei Satzteilen, mit einem Komma davor – man könnte meinen, es hätte nur wenig Bedeutung.
Doch dem ist nicht so! Es ist gefährlich! Denn es übt einen grossen Einfluss auf uns aus.
Darum aufgepasst, dieses unsägliche ABER bringt meistens nichts Positives. Im Gegenteil!
Es bewirkt sehr oft, dass der, der dieses ABER benutzt, einfach nichts dazulernt. Denn es verschliesst – es macht zu und lässt nichts Neues in uns hinein. Denn sehr oft folgt auf das ABER eine Ausrede, eine Einschränkung oder eine Abwehrhaltung.

Hier ein Beispiele:
Er: „Du solltest bei ihr einfach unnachgiebiger sein….“
Sie: „Aber das ist gar nicht so einfach.“
Er: „Mein Gott! – Aber sie ist doch erst zwölf.“
Sie: „Aber sie pubertiert!“ – „Mach Du doch mal…..“
Er: „Du solltest jetzt sofort das Zimmer aufräumen, Liebes“
Es: "Aber ich habe jetzt keine Zeit“.
Er: „Aber das kommt jetzt vor allem anderen, Mutter hat es dir schon x-mal gesagt“
Es: „Aber ich wollte doch nur…..“
Er: „Aber nicht jetzt mein Schatz“
Es: „Aber nur schnell…..“
Er: „Aber bis morgen ist es gemacht, verstanden!“

Aber, aber, aber…… Dieses verflixte ABER verstopft den Weg zum Herzen! Denn während fieberhaft nach einer Ausrede, Abschwächung und Berichtigung gesucht wird, nimmt derjenige das Bemängelte nicht zu Herzen und der Lerneffekt ist verloren. Man hat die Kritik gar nicht wahr-, verschwiegen den aufgenommen. Ja, die hören einem doch gar nicht zu!
Ach, das blöde Wörtchen ABER ärgert mich doch immer wieder.
Besonders bei jungen Leuten, da redet man doch glatt an eine Wand, wenn sie mit dem ABER kommen.
Zwar steht ABER im Duden unter „Satzverbindungen“, aber ABER verbindet meistens nicht, es trennt – meine Vorstellung, mit der des anderen.
Ich glaube indes* sogar, dass diese Gelaber nach dem ABER vielleicht sogar der Schlüssel dazu ist, dass einige einfach nie etwas dazu lernen! Weil sie eben nie Verantwortung übernehmen! Alles immer von sich weisen und nur darauf bedacht sind, jemand anderem oder einem Umstand die Schuld in die Schuhe zu schieben.

Die beiden ABER-Synonyme: „dagegen“ und hingegen“ veranschaulichen diese abwehrende Haltung geradezu wortwörtlich.
Gegen! Wer etwas Neuem so abwehrend gegenübersteht, der ändert doch freiwillig nichts!

Man könnte doch auch mit den positiveren: „doch“ oder jedoch agieren, wenn es denn schon sein muss. Allerdings* macht die meistens nachfolgende Einschränkung, dann die Sache auch nicht viel besser.

Wo kommt es denn nun her, dieses schreckliche ABER.
Natürlich aus dem Althochdeutschen. Vom „avur“ über das „aver“ zum heutigen ABER.
Anfangs stand es für: „später“ oder „weiter entfernt“
(Da hast Du es wieder: Später! Später werde ich es mir vielleicht zu Herzen nehmen! Eine Änderung ist also noch weit entfernt)
Daraus entstand im Deutschen die Bedeutung „Wieder“, „Wiederholung“ (Siehste! Man sagt es immer und immer wieder) und von „Wiederholung“ aus, konnte sich die Bedeutung dann auch auf die Bezeichnung von Gegensätzen ausdehnen.
Man merkt, diese hinterlistige Wort ABER, hat sich wie eine falsche Schlange langsam und unbemerkt zudem gewunden, was es heute für mich ist, ein Aberwitz (Sinnlosigkeit), die man ohne weiteres verbieten könnte und es so den Leuten aus dem Sprachgebrauch wieder „aberziehen“ könnte.

Es ist doch ein Aberglaube zu meinen, das Wort hätte auch nur die geringste Daseinsberechtigung, oder?



* ABER-Synonyme





;)

Dienstag, 21. Januar 2014

Für jeden Fall den richtigen Mann







Für jeden Fall den richtigen Mann


So hatte es sich Rosmarie nicht vorgestellt, als sie sich vor knapp drei Jahren scheiden liess!
Denn ihre damaligen Vorstellungen, wie sie ihre zukünftigen Männer-Beziehungen gestalten wollte, waren kläglich gescheitert –wenigstens zum Teil. Dabei hatte sich alles so gut angefühlt, damals, als sie sich von Gregor trennte.

Ihre Ehe war nicht schlecht, das kann sie heute mit etwas Abstand, getrost sagen. Die ersten Jahre mit Gregor waren sogar sehr schön. Alles aufregend – prickelnd, wie frisch entkorkten Champagner. Das gemeinsame Leben war sorglos, unkompliziert, abwechslungsreich und oft auch ziemlich überraschend.
Dann kamen die beiden Kinder zur Welt, ein Bub und ein Mädchen. Beide gesund, idealer Altersunterschied und eigentlich problemlos in der Erziehung. Welch ein Glück. Da hatte sie von anderen ganz anderes gehört. Doch trotzdem, so unbeschwert wie vorher, war das Leben dann nicht mehr.

Mit der Zeit schlich sich ganz allmählich eine lähmende Monotonie in ihren Alltag.
Ihr Leben mit Gregor, die grösser werdenden Kinder – ihr ganzer Jahresablauf bekam zunehmend einen eintönigen Rhythmus. Alles war irgendwie schon mal da gewesen, alles war nicht mehr so aufregend, vieles frass sie langsam auch auf.
Bedingt durch Gregor beruflichen Aufstieg, das grössere Haus, die vielen Gäste, die gesellschaftlichen Verpflichtungen und, nicht zuletzt auch durch ihr starkes Engagement im Verein, hielten sich Gemeinsamkeiten und Zweisamkeiten mit Gregor immer öfter auf der Sparflamme, bis auch die vollends erlosch. Der Champagner war ausgetrunken, nachzufüllen hatte man vergessen.
Lange Zeit war ihr das nicht einmal besonders aufgefallen, als sie es merkte, war es bereits zu spät.
Die Schmetterlinge im Bauch waren verflogen und hatten einer inneren Einsamkeit Platz gemacht.

Kurz bevor die Jüngste aus der Schule kam, war Rosmarie mit einem Teilpensum in ihren früheren Beruf zurückgekehrt. Das brachte Abwechslungen, Selbstbewusstsein und finanzielle Unabhängigkeit. Die Zusammenarbeit mit ihren Kollegen liessen sie den tristen Alltag Zuhause für einige Stunden vergessen. Die verstohlenen Blicke, die geschickt versteckten Flirts oder die offensichtliche Schmeichelei – einige der männlichen Kollegen brachten sie durcheinander, andere konnten sie auch richtig wuselig machen. Dabei kam jeweils die alte Lebensfreude hoch und sie fand sich wieder attraktiv und begehrt.
Es hätte sich manches amouröse „Zwischenspiel“ ergeben, auch mit jüngeren Kollegen. Ihr Stimmung wuchs dann jeweils fast masslose an – um kurze Zeit später nur noch tiefer zu sinken, weil sie sich zu einem Seitensprung dann doch nicht entschliessen konnte. Sie käme sich hinterhältig, undankbar und schäbig vor. Denn Gregor liebte sie, das war unbestritten. Auch liess er es materiell an nichts fehlen und trotzdem, jedes Höhenfeuer verstärkte ihre Wahrnehmung, dass sie vom Leben benachteiligt wurde.

Wenige Jahre später hatte sie endgültig genug.
Sie war inzwischen selbstbewusst genug und finanziell soweit, dass sie sich von Gregor trennen konnte.
Sie bezog eine hübsche, kleine Wohnung. Die Kinder waren inzwischen flügge geworden, hatten aber noch einen Schlafplatz beim Vater im Haus.
Zu ihr kamen sie auch regelmässig – vor allem, wenn sie Hunger oder keine sauberen Kleider hatten.
Rosmarie richtete sich ein gemütliches Zuhause ein. Sie kaufte eine schöne Möblierung mit einem Bett, in dem sie sich alleine nicht verloren und zu zweit, nicht erdrückt fühlen sollte.
Aber vorerst wollte sie sich sowieso Zeit lassen, bis sie jemanden in ihr Bett liess. Die neu gewonnene Freiheit wollte sie nicht gleich wieder mit einer neuen Beziehung vollstopfen.
Aber einem der jungen Kollegen konnte sie dann doch nicht widerstehen – es endete in einem Fiasko. Sie kam sich benutzt und gedemütigt vor.

Die Scheidung ein Jahr später war beidseitig fair und wurde mit gegenseitigem Respekt problemlos vollzogen.
Rosmarie war jetzt knapp fünfzig und hatte noch fast das halbe Leben vor sich. Jedenfalls Zeit genug, um nochmals neu anzufangen und beim zweiten Mal alles besser zu machen.

Dazu gehörte ihr kürzlich gefasster Plan:
„Für jeden Fall ein Mann“, statt „ein Mann für alle Fälle“. 
Mehrere lose Beziehungen, statt eine feste Bindung!
Das war ihre Zukunft!
Denn ihre Erfahrung hatte sie eines gelehrt: Den perfekten Mann für alle Lebenslagen gibt es nicht!
Darum wollte sie sich nicht mehr auf einen Mann alleine verlassen.

Auf diese scheinbar geniale Idee hatte sie nicht zuletzt ein Lied gebracht:
Daisy von Juliane Verding.
Der Schlager ging ihr tagelang nicht mehr aus dem Kopf:

”Einen so zum Leben
  einen für die Nacht
  einen für die Seele
  der sie glücklich macht
  Daisy will vom Leben einfach etwas mehr
  und sie wird es kriegen…….. ”
 …. und je mehr sie darüber nachdachte, umso erstrebenswerter erschien ihr diese Strategie. 
Rosmarie wollte mehr vom Leben und dafür, in jedem Fall, immer den richtigen Mann dazu.
Einen für die sportlichen Freizeitaktivitäten, einen für die Nacht und einen für die Seele – ein Schöngeist mit etwas Geld, der sie mit Kultur und Reisen glücklich machen wollte.
Genau, der richtige Mann für jede Aktivität und jede Lebenslage!
Jeder weiss vom anderen, jeder bekommt von ihr, was er verdient und keiner hat den Anspruch, sie umfänglich zu besitzen.
Das war ihr genialer Plan.

Der Mann fürs Bett war schnell gefunden.
Ein sympathischer Kerl, der gut riecht und der nicht gleich bei ihr einziehen will. Ihre sexuellen Vorstellungen stimmen weitgehend überein, auch wenn es ihm etwas an Fantasie fehlt. Aber er lässt sich gut lenken, gibt sich Mühe und nimmt auf sie Rücksicht.
Er kommt ein- manchmal zweimal in der Woche, wenn sie es will. Sie kocht für ihn und danach kuscheln sie sich auf das Sofa. Manchmal übernachtete er bei ihr. Inzwischen hat sich ein gewisser Rhythmus etabliert.
Für tiefgründige Gespräche oder Aktivitäten ausser Haus, eignet er sich jedoch nicht. Der Sport im Fernsehen genügt ihm, das Bier „Zuhause“ ist ihm das Liebste und reden muss er schon genug in seinem Beruf, sagt er immer. In der Freizeit will er nicht viel denken müssen und es vor allem gemütlich haben.

Den tiefsinnigen Austausch pflegt Rosmarie darum mit einem anderen, den sie über das Internet kennengelernt hatte. Er wohnt 900 km entfernt in einem anderen Land und ist verheiratet. Dank diesen Umständen kann sie sich mit ihm recht offen über alles Mögliche unterhalten. So tauschen sie sich regelmässig über berufliches und familiäres, über das Tagesgeschehen oder über ihre gemeinsamen, kulturellen Vorlieben aus.
Manchmal kann es durchaus auch etwas intim werden, danach ist sie meistens ziemlich aufgekratzt und eine gewisse Sehnsucht ist dann unverkennbar. Aber gegenseitige Besuche lehnte sie bisher trotzdem immer kategorisch ab, auch wenn er es einrichten könnte. Denn es würde alles nur viel komplizierter machen. Zudem weiss sie ja nicht, wie der riecht und durch ein wenig Geflatter im Bauch will sie ihren geistigen Austausch mit ihm nicht gefährden; auch wenn es, bedingt durch die Distanz, nicht der ideale Begleiter ist, wie sie es sich mal vorgestellt hatte.
Denn für gemeinsame Reisen, Ausgänge oder den Besuch von Kulturveranstaltungen hat Rosmarie ihren „Schöngeist mit dem gewissen Extras“ nicht gefunden. So geht sie halt nach wie vor alleine ins Kino, ins Theater oder an Autoren-Lesungen. Zum Essen wird sie selten eingeladen. Auch schon, konnte sie eine Kollegin dazu überreden, aber die meisten sind ja in festen Beziehungen und haben meistens "keine Zeit".

Auch beim Mann für die sportliche Freizeitbetätigung will es nicht klappen. Darum hat sich Rosmarie ein Jahresabonnement in einem Fitnessclub genommen. Dort geht sie nun regelmässig einmal in der Woche hin. Aber ihre abendlichen Spaziergänge muss sie trotzdem meistens alleine machen und manchmal schmerzt es sie schon, wenn ihr Paare Hand in Hand entgegenkommen.
Ein paar mal konnte sie sich wenigstens mit Männern vom Fitnessclub für eine Wanderung, eine Bergtour oder eine Ausfahrt mit dem Velo verabreden. Aber meistens will man nachher mit ihr als Belohnung ins Bett und das ist gegen ihren Plan.

Überhaupt droht das ganze „Projekt": „Für jeden Fall ein Mann“, zu scheitern.
Die Männer wollen immer alles, oder zumindest das eine dazu. Mit ihrer Idee der Rollenteilung können die meistens nur schlecht umgehen.
Aber liegt es wirklich bloss an diesem „Macho-Mann“, der sich für den „Mann für alle Fälle“ hält?
Oder liegt es auch an ihr? Ist sie für ihren neuen Lebensentwurf vielleicht einfach zu wenig emanzipiert? Oder ist das menschliche Wesen halt generell für die Zweisamkeit geschaffen, trotz aller Schwierigkeiten die sich daraus ergeben?
Rosmarie stellt ernüchtert fest, dass das, was damals so ideal schien, nicht ganz so einfach zu erreichen ist. Das Ganze braucht ziemlich viel Anstrengungen und immer mehr hat sie das Gefühl, dass es sich als Hirngespinst erweisen könnte.
Denn, auch wenn andere Frauen sie für ihre Unabhängigkeit immer wieder bewundern, inzwischen fühlt sie sich, wenn sie ehrlich ist, noch mehr allein als früher. Zumindest in ihrer Seele ist sie einsamer denn je.
Niemand nimmt sie einfach mal so in den Arm und gibt ihr die Geborgenheit, nach der sie sich sehnt. Keiner gibt ihr das starke Gefühl der Zusammengehörigkeit und damit auch ein Stück Sicherheit.
Rosmarie muss sich sogar eingestehen, dass die einzige, tragfähige Beziehung nur mit einem Mann stattfindet, mit dem sie weniger verbindet als früher mit Gregor. Ihr fehlt die tiefe Vertrautheit, wie sie früher mit ihrem Mann da war. Alles ist jetzt eben so dünn und oberflächlich, wie es ihr Plan vorsieht.

Und, immer öfter fragt sie sich, ob in ein paar Jahren überhaupt noch einer da sein wird? Einer, der auch dann da ist, wenn das Leben schwieriger wird. Einer, der sie dann einfach so akzeptiert, wie sie vielleicht mal sein wird? Jemand, der vielleicht auch mal bereit ist, ihr in Zukunft etwas mehr zu geben, als sie ihm zurückgeben kann?
Einer, der sie in jedem Fall einfach nur von Herzen liebt?


 :)

Samstag, 18. Januar 2014







Warum die Schweiz nicht in der EU ist -
Warum die Schweiz nicht in die EU soll

 


Angeregt durch die Kommentare und e-Mails, die ich auf meinen Post:
Es hät zvill Tüütschi! — Hät’s z’viel Tüütschi?
erhalten habe, möchte ich heute nochmals auf den Brennpunkt Schweiz – EU zurückkommen.

Um was geht es:
Die Schweiz ist bekanntlich kein Mitglied der Europäische Union (EU).
Denn mit der Abstimmung vom 6. Dezember 1992 hat eine knappe Mehrheit der Schweizer Bürger (50.3 %) und eine deutliche Mehrheit der Kantone (18 von 26) mit einer hohen Stimmbeteiligung (78.7 %) einen Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) als einziger der ehemaligen EFTA-Staaten abgelehnt. Gemäss verschiedenen immer wieder durchgeführten Umfragen, lehnen heute sogar rund 80 % der Politiker und fast 90 % der Bürger einen EU-Beitritt ab.

In den letzten 22 Jahren wurden in 120 bilateralen (bedeutet: zwischen zwei Beteiligten) Abkommen die vielfältigen Beziehungen der Schweiz mit der EU geregelt. Dieser bilaterale Weg war bislang unbestritten der „Königsweg“ in der Europapolitik.
Zumindest für die Schweiz, denn der Rat der Europäischen Union entschied im Dezember 2012, dass es keine neuen bilateralen Abkommen nach dem Modell der bisherigen Verträge mit der Schweiz mehr geben wird; sondern, dass künftig nur noch ein automatischer Nachvollzug des Europarechts durch die Schweiz akzeptiert werde.

Mit solchen „Zwangsmassnahmen“ der mächtigen EU hat die unabhängige und demokratische Schweiz ein Problem. Wir liessen uns noch nie gerne von „Grossen“ etwas vorschreiben und sobald wir unter Druck geraten, werden wir „bockig“.
Man sollte mir uns reden, verhandeln und uns als gleichwertige Partner betrachten, dann käme eine beidseitig befriedigende Lösung viel eher zustande.

Wir sind ja unzertrennliche Nachbarn (nicht verheiratet) und somit beidseitig ziemlich aufeinander angewiesen:
Dazu nur soviel:
Die Schweiz ist der viertgrösste Handelspartner der EU und der fünftgrösste Lieferant der EU hinter China, Russland, USA und Norwegen .
(Russland - Norwegen liefern vor allem mineralische Brennstoffe u. Schmiermittel)
Aber, die kleine Schweiz, mit ihren bloss 8 Mio. Einwohnern, ist auch der ZWEITGRÖSSTE! Kunde der EU nach den USA!
Quelle: Eurostat (Neueste Daten vom Juli 2012)

Wir sind uns also schon bewusst, dass die EU mit Abstand der wichtigste Handelspartner der Schweiz ist und, dass 59% aller Schweizer Ausfuhren in die EU gehen. Aber die EU und ihre Mitglieder sollten sich auch bewusst sein, dass die Schweiz 77% aller Einkäufe und 44% aller Investitionen in der EU tätigt und somit der zweitbeste Kunde der Europäischen Union ist.


Meine Meinung zur EU und einem Schweizer Beitritt:
Ich anerkenne, befürworte und unterstütze die (ursprünglichen) Ziele einer Europäischen Gemeinschaft (EG) vor dem Hintergrund zweier Weltkriege mit verheerenden Folgen. Die Überlegungen, dass sich dauerhafter Frieden am besten durch eine Verbesserung des Wohlstandes und das Entstehen gegenseitiger Abhängigkeit erreichen lässt, ist sicher richtig. 
Dementsprechend wurde ein gemeinsamer Wirtschaftsraum (EWR) angestrebt, insbesondere durch die Beseitigung von Handelsbeschränkungen und die Schaffung einer Zollunion.
Im Laufe der Zeit veränderte sich die Zielsetzung jedoch kontinuierlich, von einer rein wirtschaftlichen Zusammenarbeit hin zu einer Politik der Integration, es entstand die Europäische Union (EU). 
Diese neue, weitergehende und insbesondere politische Ausrichtung geht mir zu weit und ich persönlich bin der festen Überzeugung, dass es auch in Zukunft für unser kleines Land keinen Beitritt zu dieser grossmächtigen EU geben sollte.
Denn gerade die Grösse unseres Landes ist doch unsere grösste Stärke.
Die Schweiz ist zu klein, um auf irgendeine Weise mächtig zu sein. Das wäre auch nicht anders, wenn wir mit der grossen EU "verheiratet" wären.

Aber dafür müssten wir unsere seit dem 16. Jahrhundert stets gepflegte Neutralität verlieren und gerade diese ermöglicht es der Schweiz oft, bei Konflikten die sie nicht direkt angehen, nicht hineingezogen zu werden und dafür zu vermitteln. Wir sind mit dieser neutralen Haltung bisher sehr gut gefahren. Nicht zuletzt deswegen, war der Sonderbundskrieg (ein helvetischer Bürgerkrieg im Jahre 1847, der nur 26 Tage dauerte) die letzte militärische Auseinandersetzung auf Schweizer Boden.
Dieser letzte Krieg war auch der Anlass, zur Schaffung der Schweizerischen Eidgenossenschaft als Bundesstaat. Die Vorläufer dieser „modernen" Schweiz waren die seit dem Ende des 13. Jahrhunderts als lockerer Staatenbund organisierte "alte Eidgenossenschaft". Sie wurde 1291/1315 durch die Drei Waldstätte: Uri, Schwyz und Unterwalden, begründet und erkämpfte sich eine weitgehende Autonomie vom Heiligen Römischen Reich und der Unterjochung durch die Habsburger. 
In den nächsten 500 Jahren schlossen sich 22 neue Orte (Kantone) dem Staatenbund an, bis die heutige Schweiz als Bundesstaat in ihrer gegenwärtigen Form mit der Annahme der Bundesverfassungder Schweizerischen Eidgenossenschaft 1848 geschaffen wurde.
Unsere freiheitliche Tradition, unser Zusammenhalt, unser geschätzter Föderalismus, unsere Neutralität und unsere direkte Demokratie, haben also eine lange, langsam gewachsenen und bewährte Konstanz.

Demgegenüber halte ich die EU nicht für ein vernünftiges, gut durchdachtes und gut funktionierendes Gebilde. Sie ist viel zu schnell gewachsen, viel zu gross und die Traditionen und Mentalitäten der Teilnehmer sind viel zu unterschiedlich. 28 Mitgliedstaaten, 505,73 Mio. Einwohner und 24 Amtssprachen schwierig, das alles unter einen Hut zu bringen. Sollte die Türkei oder andere vorwiegend islamische Staaten (z.B. Albanien, Kosovo, Bosnien-Herzegowina) dazu kommen, dürfte es noch viel schwieriger sein, diese unterschiedlichen Ansichten und Mentalitäten mit einheitlichen Gesetzen zusammen zu fassen. 
Die Geschichte zeigt doch auch, dass das willentliche Zusammenfügen zu so grossen, staatlichen Gebilden und das Mischen so vieler unterschiedlicher Menschen selten lange überdauert (Beispiel: österreichische Monarchie, Sowjetunion).

Ich bin überzeugt, dass es die kleine Schweiz, gerade weil sie so klein ist, es da viel einfacher hat.
Ich finde auch, dass das „Zweikammersystem“ unseres Parlamentes, das nach dem Vorbild der Verfassung der USA mit der Gründung 1848 eingeführt wurde, viel zur Erhaltung und dem inneren Frieden der Schweiz (und auch dem der USA) beigetragen hat.
So repräsentiert der Nationalrat (200 Mitglieder) die Gesamtbevölkerung. Dabei hat jeder Kanton Anrecht auf mindestens eine Vertretung und dann pro 37’500 Einwohner auf je eine weitere. So werden die Grösse der Kantone berücksichtigt.
Der Ständerat (46 Mitglieder) repräsentiert die Kantone. Jeder der 20 Kanton, gleich welcher Grösse, hat Anspruch auf zwei Vertretungen und die 6 Halbkantone auf je einen. Damit werden die Stadt/Land-Verhältnisse, die Randgebiete, die Sprachregionen und die ehemaligen, selbstständigen Mitglieder der „Alten Eidgenossenschaft“ gleichwertig berücksichtigt.
Beide Räte sind einander gleichgestellt und nur bei Einigkeit zwischen beiden Kammern kommt ein Gesetz oder ein Beschluss zur Anwendung. Aber der Bürger hat durch das „Referendum“ immer das letzte Wort, wenn das mindestens 50.000 Stimmberechtigte oder acht Kantone verlangen.
Dazu kommt noch das „Initiativ-Recht“: Wenn 100’000 Stimmberechtigte mit ihrer Unterschrift, eine, von einem Bürger, einer Gruppierung oder einer Partei usw. gewünschte Änderung der Bundesverfassung unterstützen, dann kommt es zu einer Volksabstimmung.
Diese einmaligen Volksrechte, über die wir Schweizer verfügen, würden bei einem Beitritt nur noch bei den nebensächlichen Fragen, die die EU nicht behandelt, weitergeführt werden können.
Aber gerade diese Berücksichtigung aller Kräfte und Interessen, der Grossen und der Kleinen, fehlt mir beim EU-Parlament und die dort verlangte Einigkeit aller Staaten verleitet dazu, dass oft ein gewisser Druck auf die Minderheit ausgeübt wird, während bei uns einfach die Mehrheit entscheidet. Aus meiner Sicht ein feiner, aber entscheidender Unterschied.

Auch greift die EU, meiner Meinung nach, viel zu stark in die Souveränität der einzelnen Mitglied-Staaten ein. Denn gut ¾ der politischen Entscheide über EU-Staaten werden heute in Brüssel gefällt. Man sollte jedoch ein Höchstmass an Eigenständigkeit anstreben, damit die Identität, die Eigenverantwortung und der Wettbewerb erhalten bleiben. Ich meine, dass der Frieden langfristig so besser erhalten werden könnte.
 
Natürlich spielt nicht zuletzt auch das liebe Geld eine grosse Rolle, warum die Eidgenossenschaft nicht der EU beitreten will und sollte. 
Die Schweiz zahlt bereits heute aufgrund der bilateralen Verträge viel Geld an die EU – es dürften mehrere hundert Millionen jährlich sein – wie viel genau, das habe ich nicht herausgefunden, denn es scheint sich dabei um das "verschwiegenste" Zahlenwerk unseres Landes zu handeln.
Aber die Schweiz zahlt beispielsweise jährlich (alle Angaben in Millionen und SFr.):

  • 100 Mio. jährlich, während 10 Jahren, für Entwicklungsprojekte in den zehn neuen EU-Staaten (Kohäsionsmilliarde)
  • 200 Mio. im Jahr für Friedenseinsätze in Kosovo u. Bosnien-Herzegowina (befristet)
  • 257 Mio. im Jahr, während 5 Jahren, für Schweizer Projekte in Rumänien u. Bulgarien
  • 628 Mio. pro Jahr! (während weiteren 7 Jahren 2013 - 2020) an das inzwischen bereits 8. EU-Forschungsrahmenprogramm (bisher war der Betrag etwas kleiner)
  • 13.6 Mio. pro Jahr für die Mitgliedschaft an Schengen/Dublin
  • 75 Mio. jährlich für die Förderung des Jugendaustausches in Europa,
  • 10 Mio. jedes Jahr an die europäische Kulturförderung
  • 5,5 Mio. pro Jahr für die Teilnahme am europäischen statistischen System
  • 2 Mio. jährlich an die EU-Umweltagentur.
  • Zudem beteiligt sich die Schweiz als Mitglied des Währungsfonds an dessen Stabilisierungsprogrammen für den Euro und stützt die Nationalbank mit hunderten Milliardenbeträgen den Euro durch massive Devisenkäufe.
Bei einem Beitritt würden wir aber bestimmt noch sehr viel mehr bezahlen und somit wahrscheinlich einer der grössten Pro-Kopf-Nettozahler in der EU sein.
Das sieht man bereits an unserem Nachbarn deutlich.
Deutschland hat alleine 2012 rund 12 Milliarden Euro mehr nach Brüssel überwiesen, als es zurückbekommen hat. Insgesamt sind es inzwischen seit Bestehen der EU beinahe 100 Milliarden. Gemessen an der Wirtschaftskraft hat übrigens Schweden, vor Dänemark und Deutschland 2012 am meisten „drauf bezahlt“ und irgendwo dort müsste man auch die Schweiz nach einem Beitritt einordnen.

Mich beeindruckt die ausserordentliche wirtschaftliche Leistung von Deutschland in den letzten 100 Jahren. Ich finde sie äusserst bemerkenswert und einzigartig.
Hier einige eindrückliche Zahlen:

  • Die Kriegskosten des 1. Weltkrieg für Deutschland werden mit 960 Milliarden bis über eine Billion Goldmark angegeben (1 Goldmark (1913/14) = 4,87 € ).
  • Am Ende des 2. Weltkrieges waren in Deutschland ca. 1,86 Millionen Wohnungen gänzlich unbewohnbar, 3,6 Millionen beschädigt; 20 Millionen Menschen waren von der Zerstörung ihres Wohnraums betroffen. Die Hälfte des Wohnraumes und etwa 40 % der Infrastruktur war beschädigt. Es mussten 400 Millionen Kubikmeter Schutt weggeräumt werden. Etwa 50 % der Verkehrswege waren zerstört, Eisenbahn und Post hatten ihre Dienste eingestellt.
    Deutschlands Aufwendungen für den 2. Weltkrieg (Kriegskosten) betrugen ca. 156 Mrd. Dollar und es entstanden Kriegsschäden von ca. 4,8 Mrd. Dollar. Diese gigantische Summe von 160,8 Mrd. Dollar entsprechen inflationsbereinigt der heutige
    n Kaufkraft von: 2,2 Billionen US-Dollar!

    Dazu kamen in den letzen 100 Jahren noch folgende Zahlungen der Deutschen:
  • Reparationskosten 1. Weltkrieg: 67.7 Milliarden Goldmark
    (1 Goldmark (1913/14) = 4,87 € ) (bis 2010 getilgt)
  • Reparationskosten 2. Weltkrieg 14 Milliarden Euro (bis 1988 getilgt)
  • Für aufgelaufene Zinsen aus beiden Weltkriegen über 200 Mio. € (bis 2010 bezahlt)
  • Wiedergutmachungszahlungen: bis Ende 2010 betrugen sie ca. 68 Milliarden Euro
  • Rückzahlungen an den Marshallplan: ca. 13 Mrd. DM oder ca. 6.5 Mrd. Euro (damaliger Wert)
  • Wiederaufbau Ost: ca. 1,6 Billionen Euro (das sind 1’600 Milliarden) Gesamtkosten inkl. Sozialtransfers (Schätzung)
  • Belastung durch die EU: über 200 Milliarden (seit 1990), weil die BRD verschiedene EU-Staaten laufend vor dem Ruin und die EU vor dem Zusammenbruch retten muss!
Deutschland – wirklich ein Wirtschaftswunder!
In Betracht dieser gigantischen Summen, die Deutschland in den letzten 100 Jahren "weggeben" musste, erscheint mir der „Reichtum“ der Schweiz und unser erreichter Wohlstand nur noch relativ grossartig.
Und trotzdem, was wir durch Umsichtigkeit, Zurückhaltung, etwas Fleiss und Können erreicht haben, möchten wir uns natürlich erhalten. 

Abschliessend – ich bin überzeugt, dass wir unseren Platz, auch ohne Mitgliedschaft, innerhalb der EU haben. Die EU braucht uns – die kleine,
ruhige Insel Schweiz; genau so, wie wir sie brauchen, die grosse EU – das oft stürmische Meer in dem wir schwimmen. Diese kleine ruhige Insel im grossen stürmischen Europa hat sich ja auch schon mehrmals als sehr nützlich erwiesen.
Meiner Meinung nach ist eine Teilnahme der Schweiz an der Europäischen Union einfach nicht möglich. Das verhindert unsere Grösse, unsere Demokratie, unsere Neutralität und nicht zuletzt unsere besonders ausgeprägte, freiheitliche Tradition.



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:)