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Sonntag, 28. Juli 2013

Zötteli statt Bommel





Die schwarze Katze (Frau chat noir vom Blog Felis Silvestris), 
meine treue Blog-Begleiterin, hat auf meinen letzten Eintrag:
"Was den Schnürsenkel mit dem Lot verbindet"
in Ihrem Kommentar folgende Fragen gestellt:

«Woher kommt das Wort "Bommel" und gibt es das wirklich nicht in der Schweiz?«
Weil meine Antwort wieder einmal "etwas grösser" ausfällt und ein paar Links enthält, beantworte ich sie am besten hier:

Liebe "schwarze Katze"
Mir gefällt das Wort "Bommel" auch sehr gut. Ich finde, es beschreibt besonders treffend, wie das kugelrunde Dinge an seiner Schnur hin und her "bommelt" und wäre es nicht aus Garnen gefertigt, würde es vielleicht wie der Klöppel in der Glocke ein tiefes "Bomm", "Bomm" ertönen lassen.
Es ist richtig, dass wir im schweizerischen Dialekt das Wort "Bommel" weniger oder kaum verwenden. Es erscheint auch nicht im Schweizerdeutschen Wörterbuch "Idiotikon". Bei uns heisst der Bommel eben "Zottel" wie bei der "Zipfelkappe" und die kleinen Zotteln dementsprechend "Zötteli". Diese "Zötteli" findet man auch in einem ganz bekannten Schweizer Volkslied aus dem Innerschweizer Kanton Uri: 
"Zoge am Boge de Landamme tanzet", wo es im Refrain heisst: "Jüpelidü und Zötteli dra. Nur immer scheen de Wände na."
In meinem Dialekt, resp.  in der Gegend wo ich aufwuchs (Graubünden) sagte man auch "Buschla", was wohl vom Wort Büschel herleitet und darum nicht ganz zutreffend ist.
In Gebieten nahe der französischsprechenden Schweiz (Bern, Basel Freiburg etc) wird eher das Wort "Pompon" für den Bommel verwendet.
Das Wort "Troddel", das im Deutschen auch gerne für den "Bommel" genommen wird, ist bei uns völlig unbekannt. Aber das ist vielleicht auch gut so, wenn man diese kleine, lustige Geschichte hier liest.
Wo das Wort "Bommel" seinen Ursprung hat, konnte ich leider nicht schlüssig herausfinden. Möglicherweise leitet es sich ab vom Verb 
bommeln = bammeln = hängen, schaukeln (Wat bammelt denn da?). Dessen  Ursprung (bammeln) ist das Wort "bam", ursprünglich lautmalerisch nach dem Hin- und Herschwingen der Glocke und deren (dunklerem) [Glocken]klang "Bam" im Gegensatz zum (helleren) "Bim", dem Bimmeln.
Ach ist das kompliziert, du heiliger Bimbam.
Aber ob bimmeln, bammeln oder bommeln, Hauptsache ist doch, dass man die "Zötteli" an der Zipfelkappe eines fröhlichen Kindes möglichst oft lustig tanzen sieht.






:)

Freitag, 26. Juli 2013

Was den Schnürsenkel mit dem Lot verbindet







Senkel

Ein Kreuzworträtsel brachte mich zur Frage, was denn eigentlich den Schnürsenkel mit dem Lot resp. dem Senkblei verbindet.

Beiden „Senkeln“ liegt die Substantivierung des Verbes senken (= sinken machen) vom Althochdeutschen "senkil" = "Anker" zugrunde.

Daraus leitete sich dann das Senkblei (Lot) ab.
Aus diesem „Ausloten“ der Senkrechten entstanden auch die Ausdrücke,  Etwas „in den Senkel stellen“ oder „ins Lot bringen, welche beide „ausrichten“ oder „wieder auf den richtigen Weg bringen“ meinen.

Der Schnürsenkel erhielt seinen Namen auf dem Umweg über die Kleidermode, welche Gürtel, Uniformen und Trachten mit herabhängenden Schnüren und Bommeln versah. An den Enden dieser Schnüre waren oft Metallstücke angebracht, so wie es auch beim Senkblei der Fall ist. Somit entstand der "Schnürsenkel" für die Schuhbändel.

Schuhbändel scheint man übrigens schon sehr lange zu kennen. So verschnürte bereits die Eismumie Ötzi vor 5250 Jahren seine Fussbekleidung mit Schnürsenkel aus Lindenbast.


Übrigens: Für das Wort „Lot“ sind in Wikipedia 35 verschiedene Bedeutungen angegeben. Aber ich empfehle, NICHT auf den Link zu drücken, denn sonst ist schnell wieder eine Stunde Freizeit weg.



:)

Sonntag, 21. Juli 2013

Heimatgefühle







Heimatgefühle


Wer hätte das gedacht?
Ich habe zunehmend sehnsüchtige Gefühle nach dem Bündnerland.
Noch vor wenigen Jahren konnte ich mir das nicht einmal vorstellen.

Ich habe sie oft belächelt, die „Heimweh-Bündner“, die „Heruntergekommenen“ wie sie sich selber nennen, die sich in Vereinen im „Unterland“ zusammenschliessen um, wie ich mir damals vorstellte, mit einer Träne im Auge über die schöne alte Zeit zu schwelgen und dabei die „ach so weit entfernte Heimat“ zu betrauern.

Also, soweit ist es bei mir natürlich (noch) nicht!
Aber ich belächle sie nicht mehr, sondern freue mich zunehmend, wenn ich jemandem aus meinem Heimatkanton begegne – frage sofort aus welcher Gegend in Graubünden und wo man den jetzt wohne und wie lange schon.....
Ich geniesse den vertrauten Dialekt und freue mich an jedem typischen, vielleicht schon vergessenen Dialektwort aus meiner Kindheit. Auch lese ich jetzt wöchentlich mehr als einmal die ehemalige „Bündnerzeitung“, die jetzt „Südostschweiz“ heisst, interessiere mich für die Geschichte meiner Urahnen, den Walsern, und habe ein „Alert“ gesetzt, das mir alles Neue im Web aus meinem Heimatdorf sofort auf den Bildschirm liefert. Überhaupt ist es mit den neuen Medien ja einfach, heimlich seiner „alten Liebe“ zu folgen. Radio Grischa über's Netz zu hören, einigen im Bündner-Dialekt zwitschernden Moderatorinnen auf Twitter zu folgen und immer wieder Blog-Post's aus dem grössten und schönsten Kanton der Schweiz „frei Haus“ zu erhalten.
Sehnsüchtig betrachte ich Fotos mit den stolzen Bergen, den mächtigen Felsen, den niedlichen alten Häusern und den vertrauten Gegenden aus meinem Ursprungskanton, die mir damals, komischerweise, gar nicht so viel bedeutet haben. Ich wandere ausgiebig auf den einschlägigen Portalen durch die tausend Täler meiner Heimat, fahre virtuell mit der Seilbahn aufs „Älpli“ und schaue in der virtuellen Landkarte endlich einmal nach, was sich den eigentlich hinter den „grossen“ Bergen, dem „Vilan“ und dem „Falknis“ verbirgt, die mir in meiner Kindheit vielleicht etwas die Weitsicht auf die „böse“ Welt verdeckt haben.

Ja, ich muss gestehen, ich habe manchmal etwas „Heimweh“; auch wenn ich in dieser „Ferien-Ecke der Schweiz“ gar kein Daheim mehr habe.
Bisher meinte ich immer, das kann nur langjährigen Gastarbeitern aus Italien, Spanien oder Jugoslawien passieren, die zeitlebens hier Geld sparen, Olivenhaine kaufen oder Grundstücke bebauen; um später, wenn sie dann älter sind, endlich wieder als „gemachte“ Männer dorthin heim zu kehren, wo ihr Herz die ganze Zeit über geblieben ist, wo ihre Träume Zuflucht suchen und die Verwandten auf ihre Rückkehr warten.

Ja, ich gestehe, auch bei mir geht eine unbekannte Ecke meines Herzens auf, wenn ich virtuell in meinem Heimatkanton unterwegs bin. Sonderbar – wunderbare Gefühle strömen dort heraus, die ich nicht für möglich gehalten hätte und sie breiten sich in meinem Innern aus. Sie geben mir Wärme, Wehmut und Hoffnung, Zuversicht und nostalgische Gedanken und – zunehmend sehnsüchtige Gefühle. 
Heimatgefühle eben!














Freitag, 19. Juli 2013







Die Berge, 
über die man im Leben 
am schwersten hinwegkommt, 
sind nicht, wie man oft meint, 
die ganz grossen Brocken, 
-
sondern die, 
die sich im Laufe der Zeit 
aus kleinen Sandkörnchen 
immer mehr aufhäuften.


Il Gigante
Neptun - Statue in Monterosso al Mare
 Cinque Terre, Ligurien, Italien


;)

Samstag, 13. Juli 2013

Nimm etwas „Spuder“!






„So, hat euch der Bananensplit geschmeckt?“
„Mmmh ja!“ „Das war super, Omi.“
Am Nebentisch strahlen vier kugelige Kinderaugen, die an schwarze Kirschen erinnern, um die Wette und abwechselnd kratzen die beiden dunkelhäutigen Händchen weiter die letzten Reste der Vanilleglace aus der Glasschale.

„Jetzt siehst du aber grossartig aus, Gerome,“ sagt die Grossmutter liebevoll lachend und Gerome's jüngere Schwester bringt mit ihrem „Gigele“ (Kichern) einmal mehr das ganze Garten-Restaurant zum Schmunzeln. Die beiden schokoladenbraunen Geschwister haben unter den übrigen, meist älteren Gästen des beliebten Ausflugs-Restaurants einen hohen Unterhaltungswert.
 „Ja wirklich“, lacht nun auch der etwas steife Grossvater, der mit dem Geldbeutel in der Hand bereits leicht ungeduldig nach der Serviertochter Ausschau hält. „Schokoladensauce, Rahm, Vanilleglace und sogar die Tomatensauce – das gesamte Mittagessen findet man um deinen Mund herum.“

„Komm Gerome, wir machen noch schnell eine Foto für das Mami,“ sagt die Omi und kramt in ihrer Handtasche.
Aber bis diese Foto im Kasten ist, dauert es seine Zeit – denn, zuerst blendet die Sonne, dann hat Gerome beim Abdrücken gerade die Augen geschlossen oder die beiden wirklich „härzigen“ Kleinen stehen nicht still genug da, bis endlich abgedrückt wird. Statt einer Foto werden es dann auch noch ein Dutzend und ich verstehe, dass das Fotoshooting der ungeübten Grossmutter den Kindern mit der Zeit etwas verleidet.
Zum Glück hat wenigstens Grossvater inzwischen die Bedienung erwischt und den Bezahlvorgang grosszügig abgeschlossen. Sein Aufstehen erlöst die beiden. „So, nun laufen wir wieder hinunter.“

„Komm Gerome, nun putzen wir noch schnell dein Gesicht.“
Grossmutter greift zu Serviette und der kraushaarige Junge hält ihr etwas widerwillig seine Backen hin.
„Au! Omi, nicht so fest“ jammert der Junge und macht einen Schritt rückwärts.
„Entschuldige, mein Schatz, aber die Tomatensauce....
„Nimm etwas „Spuder“ (Spucke), rät der Opa, dem das alles viel zu lange dauert.
„Nein, sicher nicht!“ entsetzt sich die Oma, zur sichtlichen Erleichterung des Buben.
„Das hat meine Mutter immer gemacht und ich habe das so gehasst.“

Ich auch – denke ich leicht schaudernd.




:)

Montag, 8. Juli 2013







"Man muss den Tiger vor der Jagd 
in Gedanken erlegen. 
Der Rest ist eine blosse Formalität."



Herr Oter meint:
Dieser indische Spruch mag bei der Jagt durchaus seine Berechtigung haben.
Aber Ahnungen im Allgemeinen und Vorahnungen im Besonderen können auch ganz schön lästig sein. Wenn man die Flöhe husten hört und das Gras wachsen sieht, macht man sich oft schon Gedanken, wo es letztendlich gar keinen Sinn machte.



:)