.

Montag, 27. Oktober 2008

Über Leben und Tod



Über Leben und Tod


„Und, wie denkst du darüber, Philo?“ fragt Sophie ihren knapp siebenjährigen Jack-Rassel-Rüden, der mit einem halb geöffneten Auge träge auf ihrem Bettvorleger liegt.
Das Mädchen sitzt mit angezogenen Beinen quer auf ihrem Bett und ihre Augen verliert sich irgendwo draussen vor dem Fenster. Sie hat ihr Kinn auf die verschränkten Arme über ihren Knien gelegt und das angestrengte Nachdenken zeichnet sich in feinen Linien auf ihrer jugendlichen Stirne ab.
Sophie's Blick kehrt zurück und richtet sich nun auf ihren vierbeinigen Freund, der früher - als das Mädchen noch sehr viel jünger war und ihren Hund vor allem zum Spielen und Kuscheln brauchte - noch Gino hiess. Diesen Namen hatte er schon getragen, als das Kind den kleinen Vierbeiner zu ihrem achten Geburtstag geschenkt bekommen hatte.
Als Einzelkind, das etwas abseits des Dorfes auf dem Land wohnt, war es ihr damals manchmal langweilig, obschon ihre Nase meistens in einem Buch steckt, denn lesen ist für Sophie das grösste Vergnügen. Zwischen Buchdeckeln lernt sie Freunde kennen, bereist verschiedene Länder und erfährt viel über das Leben, die Liebe und die Liederlichkeiten dieser Welt.
Doch ein Hund wäre der perfekte Ausgleich zu ihren Büchern, sagten sich die Eltern und schnell hatten sie sich im Tierheim mit dem kleinen „Überzähligen“ aus einem grossen Wurf, der sehnlichst auf ein neues Zuhause wartete, angefreundet.
Und sie sollten damit recht behalten, denn die Beiden wurden schnell unzertrennliche Freunde. Gino brachte immer wieder reelle Abwechslung in Sophies geistige Welt der spannenden Bücher und war somit auch verantwortlich, dass das Mädchen regelmässig genügend Bewegung und frische Luft bekam. Die Beiden konnte man oft stundenlang unbeschwert im Garten spielen und herumtollen sehen. Kinderlachen mischte sich mit Hundegebell und es schien, als wäre dem Spass keine Grenzen gesetzt und ihre Kräfte schienen schier unerschöpflich. Doch je älter die Beiden wurden, desto öfter ersetzten gemeinsame Spaziergängen durch die schöne Gegend das atemlose Spiel. Auch sieht man Sophie immer wieder gedankenversunken auf der Holzbank unter der grossen Eiche auf dem Hügel sitzen oder sie liest an einem romantischen Plätzchen im kühlen Wald in einem der immer dicker und anspruchsvoller werdenden Bücher, während Gino zu ihren Füssen döst. Mit der Zeit hatte sich Sophies Gedankenwelt ebenfalls verändert und zunehmend wurde die Sicht der Dinge auch mit Hintergründen besetzt. Der Schein wich auch dem Schatten und der Sinn des Seins, das Wieso und Warum wurden für Sophie immer wichtiger. Die Dinge schienen doch komplizierter zu sein, als sie noch vor kurzem dachte. Gino wurde immer öfter vom Spielgefährten zum Vertrauten und manchmal ist er ihr erster Ansprechpartner, wenn die Sache noch nicht reif für die Erwachsenen ist. Er scheint ihr ganz gerne zuzuhören und sie versteht es immer besser, seine Körpersprache für sich zu „interpretieren“. Und je öfter Sophie ihn als Vertrauten hinzuzieht, desto mehr erkennte sie seine scheinbar philosophische Weisheit und darum fand sie vor einigen Tagen, dass es nun, seinem weisen Alter entsprechend, Zeit für einen Namenswechsel sei. So wurde Gino zu Philo und der bereits etwas ergraute Vierbeiner hat nichts dagegen und sich schnell an den neuen Namen gewöhnt. Sophies Eltern hingegen haben damit schon mehr Mühe und so rufen sie ihn aus reiner Gewohnheit meistens noch immer Gino. Doch, der clevere Hund kommt natürlich problemlos mit beiden Namen zurecht.

„Hallo Philo, hörst Du mir überhaupt zu?“ fragt Sophie und der Angesprochene öffnet nun gleichgültig auch sein zweites Auge.
„“Es geht immerhin um Leben und Tod!“ moniert das Mädchen, das sich inzwischen gerade aufgesetzt hat und die Dramatik dieser Aussage oder ihre bestimmte Stimme, lassen den schlauen Hund mit einem Satz auf seine vier Pfoten kommen. Er streckt sich ausgiebig - zuerst nach hinten, danach nach vorne - und schaut dann Sophie erwartungsvoll an.
„Ist es denn richtig, dass man einen dreizehnjährigen Hund, für über achttausend Franken operiert, wo doch so viele kranke Kinder auf der Welt nie ein Spital sehen?“ fragt sie ihren Begleiter, der nun seine Ohren stellt. Diese Sache scheint ihn nun doch zu interessieren.
Sophie beschäftige diese Frage, seit ihr Vater beim Mittagessen davon erzählt hat, dass der Chef seinen grossen Rassehund - der an einer Rückgrad-Deformation leidet, wie man mittels einer Computertomografie festgestellt hatte - für diese hohe Summe in einer speziellen Hundeklinik am Genfersee hat operieren lassen. Diese Klinik verfüge über einen hochmodernen OP, wie man ihn auch in Spitälern findet, hat er ihrem Vater erklärt, und das rechtfertige auch diesen Preis. Doch ihm sei nichts zu schade, für seinen treuen Vierbeiner.
Nun, nach zehn Tagen schien es dem Hund wieder etwas besser zu gehen, auch wenn er mit seinem geschorenen Rücken noch recht lädiert aussehen soll. „Doch mit einigen Bewegungstherapien, Massagen und Reiki-Sitzungen wird dem alte Knaben schon wieder auf die Beine geholfen und bald fühlt er sich bestimmt um Jahre jünger“, zitierte Vater mit einem unüberhörbar kritischen Unterton seinen Chef.
„Arme Kinder sterben - und hier wird Geld für Hundekliniken ausgegeben!“ ärgert sich Sophie und streckt ein wenig den Hals, wie sie es immer macht, wenn sie energisch ist.
„Nicht zu vergessen, wie viele Kinder auf der Welt tagtäglich Hunger leiden und sogar daran sterben, nur weil sie arm sind. Da frage ich mich schon, ob man nicht zuerst einmal dafür Sorgen sollte, dass es allen Menschen recht geht, bevor man soviel Geld für Hundeoperationen ausgibt?“ Ihre Augen funkeln zornig und ihre Stimme ist vor Entrüstung immer höher geworden.
„Ein Hund ist doch kein Mensch, sondern immer noch ein Tier, aber das vergessen wohl manche“, empört sich Sophie weiter.
Philo blickt sie treuherzig mit seinen dunklen Augen an, was Sophie als Zustimmung wertet.

„Aber weisst du“, erklärt Sophie nach einer längeren Pause ihrem aufmerksamen Zuhörer und dabei wird ihre Stimme wieder etwas tiefer, der Hals kürzer, die Augen sanfter: „Ich habe mir auch überlegt, was ich machen würde, wenn du so krank wärst, dass du eine Operation brauchen würdest und ich das Geld dazu hätte. Dann sähe die Sache ganz anders aus, meinst du nicht?“
Philo legt den Kopf schräg und schaut sie fragend an.
„Bist du dir nicht sicher?“ fragt ihn Sophie und legt die Stirn wieder in Falten. Dabei drückt sie mit dem Zeigefinger beinahe ein Loch in ihre Backe und kaut auf den unteren Lippen.
„Aber ich hab dich doch so lieb und für dich würde ich einfach alles tun, damit du wieder gesund wirst.“
Der Hund hält seinen Kopf noch etwas schräger und Sophie meint:
„Ja, ja ich weiss, die kranken und hungernden Kinder auf der Welt..... Ach, das ist auch zu blöd, wenn man sich entscheiden muss.“
Dabei verdreht sie die Augen und Philo gibt schwänzelnd seine Zustimmung.
Sophie denkt nach und eine Lösung scheint sich abzuzeichnen.
„Meinst du, wir sollten Grossvater mal fragen, was er dazu meint?“ fragt Sophie, noch immer etwas gedankenverloren.
Philo's Schwanz stimmt so heftig zu, dass seine Hinterbeine auf dem glatten Boden hin und her rutschen.

Sophie springt enthusiastisch vom Bett und Philo hüpft ganz aufgeregt voraus.
„Freust du dich eigentlich auf Grossvater oder nur auf das Stück Wurst, das er jedes mal für dich bereit hält?“ fragt ihn Sophie mit einem schelmischen Lächeln, während Philo vorne bei der Türe bereits ungeduldig auf sie wartet. „Wenn es um die Wurst geht, bin ich mir nicht so ganz sicher, ob du deinen neuen Namen auch wirklich verdienst“

Sophie braucht sich, trotz des miesen Wetters, ausser den Schuhe nicht umzuziehen, denn Grossvater wohnt in seinem kleinen, schneeweisen Häuschen mit den grünen Fensterläden, gleich neben an. Das Grundstück ist schon seit Generationen in Familienbesitz und bereits Grossvaters Vorfahren hatten dort ihren Lebensabend verbracht.
Der kurze Weg durch den Garten ist mit Kies bedeckt und Philo rennt vor lauer Freude in einem weiten Bogen um den mächtigen Zwetschgenbaum, der auf halben Weg, im Sommer immer so schön Schatten spendet. Doch vor kurzem hat der Baum sein farbiges Kleid abgeworfen und, bevor es ganz versorgt wird, nochmals um sich ausgebreitet. Sophie freute sich an den bunten Herbstfarben unter dem Baum, nur Philo hat dafür kein Auge übrig. Er dreht lieber nochmals eine Runde im gestreckten Galopp auf dem raschelnden Laub. Sophie muss über den aufgedrehten Hund laut lachen.
„Weisst du Philo, manchmal frage ich mich schon, ob du nicht doch einfach ein ganz gewöhnlicher, närrischer Hund bist“, ruft sie und versucht den überspannten Wirbelwind zu erhaschen. Aber Philo dreht bereits ab und steht kurze Zeit später hechelnd vor der Haustür des Grossvaters.
Sophie drückt kurz auf die Hausglocke und dann auf die Türfalle.
Elegant drängt sich Philo durch den Türspalt und ist im Hausinnern verschwunden.
„Hallo Grossvater, ich bin's“, ruft Sophie und schlüpft schnell aus den Schuhen in die Hausschuhe, die immer für sie bereit stehen.
„Ja wer kommt denn da? hört sie Grossvater sagen und Philo gibt vor Freude leise jaulende Laute von sich.
Sophie stösst die Tür zum Wohnzimmer ganz auf und sieht, dass Philo bereits anmutig wie die große Sphinx von Gizeh auf der breiten Sessellehne neben dem Grossvater sitzt. Mit würdig erhobenem Kopf und hängenden Ohren – erhaben, fällt einem dazu ein, schon fast unnahbar – ganz Hund – ganz Philosoph.

„Schön, dass ihr Beiden mich besuchen kommt“, sagt Grossvater und seine hellen, wachen Augen strahlen zur Bestätigung.
Wenn das Wetter ihn zwingt im Haus zu bleiben, sitzt Grossvater am Nachmittag meistens in seinem bequemen Ledersessel, der vor dem grossen Süd-Fenster steht. Im Sommer, wenn es warm ist, lässt sich dieses bodenhohe Fenster bequem öffnen und gibt so den Weg auf eine halbrunde gedeckte Terrasse frei, auf der ein moosgrüner Gartentisch mit vier Stühlen steht.
Meistens liest Grossvater in einem seiner vielen Bücher, das nun in seinem Schoss ruht. Wie so oft hat auch dieses Werk, dessen vollständiges Zuklappen durch Grossvaters Daumen verhindert wird, für Sophie einen schwer verständlichen Titel: „Die Vision war ein Traum.“ steht da.
Sophie will Grossvater später mal fragen, ob nicht jeder Traum eine Vision ist....?

„Wie geht es dir, junges Fräulein“, fragt Grossvater und seine Augen lächeln über den Rand seiner Lesebrille.
„Es geht so“, meint Sophie etwas zögerlich.
„Na, na, wo drück denn der Schuh, mein Mädchen“, ermuntert sie Grossvater. „Hast du ein Problem?“
„Wir haben eine wichtige Frage an dich“, sagt das Mädchen und macht ein Gesicht wie eine fünfzehnjährige die bereits zwanzig ist. Dabei wirft sie einen Blick auf ihren Hund, der immer noch so dasitzt, als wüsste er bereits alles und nur die Grösse des Wurstzipfels noch das einzig Rätselhafte auf dieser Welt wäre.
„Aha – und ist es denn auch eine schwierige Frage?“ erkundigt sich Grossvater, der nun den Daumen im Buch durch das Lesezeichen auf dem Tisch ersetzt. Anna stellt erfreut feststellt, dass er dazu die Ansichtskarte benutzt, die sie ihm im Sommer vom Schullager am Bodensee geschickt hatte.
„Ja, schon noch. Sie ist halt etwas kompliziert“ gesteht Sophie ein.
„Gut, mein Schatz, aber komplizierte Fragen soll man nie trocken beantworten. Darum mach ich uns beiden vorher ein Kännchen grünen Tee. Es hat übrigens auch noch Schokoladenbiskuits im Küchenschrank, die du inzwischen aufs Teetischen stellen könntest und für unseren guten Hund gibt's ein Stück Wurst, das ich im Kühlschrank für ihn aufgehoben habe.
Nun zeigt sich wieder einmal die ganze Intelligenz und Weisheit, die dieses Haustier in sich hat, denn beim Wort „guter Hund“ dreht sich sein Kopf blitzschnell zu Grossvater und beim Stichwort „Wurst“ ist der Vierbeiner auch schon auf dem Weg zum Kühlschrank.
„Ja, ja guter Hund“, murmelt Grossvater während er sich etwas mühsam aus dem Sessel stemmt.
Grossvater hat kein Problem mit dem neuen Namen, denkt sich Sophie, er nennt ihn sowieso immer nur „Guter Hund“.

Kurzer Zeit später sitzen die Beiden wieder im Wohnzimmer. Sophie knabbert an einem Biskuit und zwischen ihnen dampft der Tee aus feinen Porzellantassen. Der Teekrug ruht über einem Teelicht, genau so, wie es früher auch Grossmutter immer nachmittags gemacht hatte.
Nur sitz jetzt Sophie, ihre einzige Enkelin, in ihrem behaglichen Wohnzimmersessel schräg gegenüber des Mannes, mit dem sie ein halbes Jahrhundert zusammen verbracht hat. Anfangs, nachdem Grossmutter gestorben war, hatte Sophie im Sessel ihrer Grossmutter immer ein etwas mulmiges Gefühl. Aber inzwischen fühlt sie sich darin so richtig wohl und sie verbringt ihre schulfreien Nachmittag gerne bei ihrem Grossvater, denn sie haben immer genügend Gesprächsstoff. Denn ihr Grossvater, bestimmt der gescheiteste Mensch auf dieser Welt, weiss einfach alles und seine Geschichten sind für Sophie immer spannend, interessant und oft lustig.
Aber auch der ehemalige Bibliothekar nimmt sich gerne Zeit für seine gwundrige Enkelin und er freut sich jedes Mal über diese kurzweilige Abwechslung. Für seine eigenen beiden Kinder hatte er leider meistens viel zu wenig Zeit, weil er als Leiter einer grossen Stadtbibliothek, auch Zuhause ständig mit Lesen beschäftigt war. Doch nun konnte er wenigstens seiner Enkelin viel Zeit und Aufmerksamkeit schenken und vielleicht auch etwas seiner Lebenserfahrung mitgeben.

„Hast du geraucht Grossvater'“ fragt Sophie und schaut verschmitzt zu ihm hinüber.
Grossvater macht ein schuldbewusstes Gesicht und sieht über den feinen Rand der Brille aus dem Fenster in den Garten, als ob ihn die Frage gar nichts angehen würde. Das war für Sophie aber Antwort genug.
„Aber Grossväterchen, das solltest du doch nicht mehr, das weisst du doch“, sagt seine Nichte mit einem tadelnden Blick, aber es ist ihr anzusehen, dass sie es nicht so ernst damit meint.
„Ach weisst du, es ist nicht einfach, auch noch darauf zu verzichten“, erklärt sich Grossvater mit einem leichten Seufzer. „Seit Grossmutter nicht mehr da ist, sind die Nachmittage schon öde genug.“ „Aber nun bist du ja hier und hast eine wichtige Frage, die wir nun besprechen sollten, meinst du nicht?“
Grossvaters Mimik wechselt von trübe über ernsthaft auf gütig.

„Also, mein Fräulein, was bewegt dein junges Herz?“
„Ach weisst du, Grossvater, Papa hat heute von Prinz erzählt. Du weisst doch, die Dogge vom Obermeier. Er hat ihn für über achttausend Franken operieren lassen. Ich finde es einfach blöd, er ist ja schon so alt. Würdest du soviel Geld für einen alten Hund ausgeben, wo doch so viele arme Kinder sterben müssen, weil sie kein Geld haben?“
„Hmm, das ist eine wirklich schwierige Frage, Sophie, und darum nicht einfach mit Ja oder Nein zu beantworten.“
„Was würdest denn du machen, kämst du mit deinem guten Hund hier in diese schwierige Lage?“
Grossvater krault Philo zwischen den Ohren und streicht ihm über den langen Rücken. Der Vierbeiner, der inzwischen neben ihm auf dem Sessel liegt, hat seinen, nach vorne gestreckten Kopf gemütlich auf Grossvater Oberschenkel gelegt und ein geöffnetes Auge beobachtet das Geschehen um ihn herum ganz genau.
„Ja, ich weiss es eben nicht!“ antwortet Sophie und drückt mit dem Zeigefinger wieder eine Vertiefung in die linke Backe und beisst sich dabei auf die Unterlippe.
„Weisst du, für den Prinz finde ich es blöde, weil er doch schon dreizehn Jahre alt ist, aber wenn nun Philo - ich meine, wenn er nun schwer krank würde und wir das Geld hätten.....
Grossvater bricht ein Stück Biskuits ab und greift zum Tässchen damit das Mädchen genug Zeit zum Überlegen hat.
„Siehst du, es ist eben gar nicht eine so einfache Entscheidung, wenn es einem selber betrifft“, hilft ihr Grossvater weiter und weicht mit einem Schluck das Stückchen Biskuit im Mund auf.
„Da hast du recht, Grossvater. Aber es gibt doch so viele Kinder die verhungern oder jung an Krankheiten sterben müssen, nur weil sie arm sind. Man sollte doch besser ihnen helfen, denn der alte Prinz lebt ja sowieso nicht mehr lange. Ist das denn gerecht?“ Sophie's Gesicht wandelt sich zu einem grossen Fragezeichen.
„Nun, was ist schon gerecht?“ sinniert Grossvater mit der Teetasse noch immer in der Hand. Er scheint für einen Moment mit den Gedanken weit weg zu sein und Sophie hätte schon oft zu gerne gewusst, was sich alles hinter der runzeligen Stirne von Grossvater abspielt, wenn er sie ansieht – ohne sie zu sehen....
Grossvaters Gedanken kehren zurück und die Tasse wird behutsam auf sein Tellerchen gestellt.
„Weisst du Sophie, dabei gilt es halt viele Aspekte zu berücksichtigen. Es geht bei dieser Frage nicht zuletzt um den Sinn des Lebens - eine grosse Thematik, die die Menschen schon seit jeher beschäftigt. Aber es ist auch eine Frage der Philosophie, der Moral und der Ethik.“
„Da sind einmal deine armen, hungernden Kinder auf der Welt, die ebenfalls medizinische Hilfe nötig hätten. Aber ich denke, diese Problematik wird nicht damit gelöst, wenn der Franz, ich meine Herr Obermeier, den Prinz nicht operieren lässt. Genau so, wie du nicht das Hungerproblem auf der Welt beseitigst, wenn du auf dein Essen verzichten würdest. Um diese Ungerechtigkeiten der heutigen Zeit zu lösen, müssten wir, die wir im Überfluss leben, unsere Werte für Glück und Erfolg nur etwas anders setzen und dabei ein wenig bescheidener werden und es hätte von allem genug für alle ohne dass es uns schlechter gehen würde. Aber das ist eine andere Geschichte, die wir nun für heute mal beiseite stellen. Jetzt geht es ja um deine Frage über den Wert des Lebens, zumindest um den des Hundes vom Obermeier.“
Grossvaters Gesicht wechselt von ernsthaft auf nachdenklich.
„Also, weisst du, generell finde ich: „Leben ist Leben“ - egal von wem. Für mich ist alles Leben gleichwertig.
Auch die Natur, zu der wir ja ebenfalls gehören – ja, dessen Teil wir sind - macht da keine Unterschiede. Für sie - und somit für den lieben Gott, wenn du so willst - gibt es keinen Unterschied zwischen dem Leben eines Menschen, eines Tieres und dem der Pflanzen. Jedes Leben ist gleich wertvoll. Denn jedes Lebewesen hat hier seine Berechtigung und ist genau so wichtig für diesen Planeten. Auch wenn wir Menschen das meistens anders sehen und uns über alles stellen, als ob wir zu bestimmen hätten, was leben soll.

Sophie denkt nach: „Dann meinst du, dass Herr Obermeier recht hatte, den Prinz operieren zu lassen?“ meint sie zögernd.
„Aus seiner Sicht ja, Sophie“ erwidert ihr Grossvater.
„Der Prinz ist ihm viel wert, war er doch während den letzten zwölf Jahre sein treuster Begleiter. Die Beiden waren ja ständig zusammen und viel gemeinsam auf der Jagd. Er liebt ihn genau so, wie du deinen guten Hund hier liebst und für ihn sind die paar Tausender ja wirklich nicht viel Geld.
Zudem, es ist halt nicht einfach, einen langjährigen Partner zu verlieren und ........“
Grossvaters Augen werden wässerig und Sophie schaut schnell weg. Sie mag es nicht, wenn Grossvater weint.
Der holt rasch seinen riesigen Nasenlumpen aus der Hosentasche und schnäuzt tüchtig hinein und lässt ihn auch gleich wieder verschwinden.
„Hmm, immer wieder.... „murmelt er.
„Soll ich dir noch etwas Tee eingiessen? – Opa!“ fragt Sophie nach einer kurzen Pause aufmunternd mit der flötenden Stimme ihrer Grossmutter.

Opa, so hat ihn doch nur Grossmutter manchmal zärtlich genannt und ihm dabei liebevoll über den Rücken gestreichelt oder auf die Oberschenkel geklopft. Dabei hat sie ihn anerkennend angelächelt und eine stumme Zwiesprache drückte zwischen den Beiden die grosse Dankbarkeit über das Gemeinsame der letzten fünfzig Jahre aus.
Das Mädchen hier ist clever und hat viel Gutes von ihr geerbt, denkt er. Grossvaters Gesicht ändert sich von traurig auf lächelnd.
„Ja bitte, meine holde Schönheit“, erwidert der alte Mann mit einer theatralischen Geste, wie er sie früher oft galant seiner Frau gegenüber gemacht hatte.
„Du bist schon eine kleine, freche Wanze, weisst du das, mein Mädchen“, sagt Grossvater schmunzelnd und eine wohltuende Wärme durchflutet ihn und seine Stimmung wechselt von betrübt auf heiter.
Sophie kichert vor Freude und lässt sich zurück in den Sessel fallen. Dabei versteckt sie das hübsches Gesicht hinter ihren gespreizten Fingern. Sie ist froh, dass Grossvaters dunkle Gedanken aus seinem Gesicht schnell wieder verflogen sind.

„Nun aber zurück zu unserem Problem“.
Die gespielte Ernsthaftigkeit lasst Grossvaters Stimme etwas tiefer tönen und Sophie wieder gerade aufsitzen und interessiert zuhören.
„Im Leben ist das Loslassen eben viel wichtiger als das Festhalten und Verzichten bedeutend wertvoller als Besitzen.
Aber diese wichtigen Eigenschaften sind so nicht unbedingt im „Schaltplan“ des Menschen angelegt. Denn der Mensch will von Natur aus immer mehr und meistens alles haben. Aber vielleicht hat er es gerade darum in der Evolution so weit gebracht.
Doch diese Charakterzüge sind ihm zur Belastung geworden. Sein Machtanspruch und seine Habgier werden dem Menschen zum Verhängnis. Er sägt am Ast auf dem er selber sitzt.
Darum muss er das Loslassen und das Verzichten täglich neu lernen, sich immer wieder darum bemühen. Daraus resultiert Bescheidenheit, eine Tugend die es ihm ermöglicht, glücklicher und zufriedener zu leben. Aber die meisten tun sich halt schwer mit Tugenden.
Auch ich musste das Loslassen und Verzichten wieder lernen, als Grossmutter starb, das heisst, wie du ja siehst, ich bin immer noch dabei, es in den Griff zu bekommen. Doch wenn ich nicht loslassen kann, kann ich nie mehr richtig glücklich sein.

Sophie lässt lieber gar nicht erst eine Pause aufkommen und wechselt schnell wieder zum Thema.
„Aber der Prinz ist doch schon so alt?“ Man weiss doch gar nicht, ob er jemals wieder ganz gesund wird und wie lange er noch lebt. Lohnt sich denn da eine so grosse Operation noch?“
„Siehst du, meine Liebe, da kommen wir schon zum nächsten Problem. Ab welchem Alter „lohnt“ sich denn eine Operation überhaupt noch?
Diese ethische Frage stellt sich immer häufiger auch bei den Menschen. Doch diesen menschlichen Blickwinkel müssen wir ein anderes Mal besprechen, sonst verlieren wir den Faden. Es hängt halt sehr vieles zusammen, ist meistens mehrschichtig und es hat wie immer zwei Seiten.“
„Für den Obermeier Franz hat sich diese Operation offensichtlich gelohnt, was ich auch gut verstehen kann. Und finanziell wird er sich dabei sicher auch nicht übernommen haben. Aber auch für den Arzt und die Klinik hat es sich sicher gelohnt, schliesslich leben sie vom Operieren.
Nun bleibt nur noch ein Beteiligter übrig – der Prinz!“
Grossvater macht eine kunstvolle Pause, um diesem Aspekt die nötige Gewichtung zu geben.
„Es fragt sich nun also, ob es sich auch für den Hund gelohnt hat.“
Mit einem Blick auf Philo fragt Grossvater: „Was meinst du dazu, guter Hund? Du müsstest uns beiden doch die Antwort geben können.“
Doch Philo ist inzwischen auf seinen Knien eingeschlafen und zu keiner Antwort mehr fähig. Für ihn scheint sich die Frage um Leben und Tod nach der Wurst erledigt zu haben.
„Siehst du Sophie, einen Hund interessiert die Länge seines Lebens vermutlich nicht. Er macht sich keine Gedanken darüber. Wenn wir das Leben eines Tieres verlängern, so machen wir es immer nur für uns, nicht für das Tier. Denn nur der Mensch ist der irrigen Meinung, dass ein langes Leben besser ist, als ein Kurzes. Doch vielleicht ist es ja genau umgekehrt.“
Grossvater macht eine Pause und seine Gedanken scheinen weit weg. „Viele Mensch glauben etwas zu verlieren, wenn sie sterben. Sie merken nicht, dass der Tod nur ein Übergang, eine Veränderung und kein Ende ist.“
„Doch das Nachdenken über Zukunft und Tod ist eben das Privileg - oder der Fluch - des denkenden Menschen. Ein Tier interessiert sich nur für das Hier und Jetzt. Darum hat es viele Sorgen weniger. Den Tieren ist wichtig, dass es ihnen im Moment gut geht, dass sie artgerecht leben können, genug zu Fressen und zu Trinken haben, dass sie vor ihren Feinden sicher sind und das man sie auch mal in Ruhe lässt. Einem Haustier sollte man darum das Beste geben solange es lebt, dann muss man weniger weinen, wenn es stirbt. Das ist übrigens auch bei den Menschen so. Man sollte sie achten und lieben solange sie da sind, das tröstet einem, wenn sie gehen müssen.
„Hast du eigentlich keine Angst vor dem Tod, Grossvater ?“ fragt Sophie. Der greise Mann schüttelt gedankenverloren den Kopf.
„Nein, der Tod macht mir keine Angst, denn ich habe ja nichts zu verlieren.
Sein Gesicht wechselt von konzentriert auf schalkhaft jugendlich: „Ich habe mich ja vor der Geburt auch nicht vor dem Leben gefürchtet, dabei hätte ich da vielleicht mehr Grund dazu gehabt.“ meint der ältere Herr und schaut dabei verschmitzt über den Rand seiner Brille.
„Nur um das Sterben mache ich mir manchmal etwas Sorgen, doch ich hoffe, dass es einfach schnell geht - oder ich es verschlafe, so wie deine Grossmutter.“

„Hoffentlich wird Prinz schnell wieder ganz gesund und hat bald keine Schmerzen mehr.“ sagt Sophie schnell und nimmt Grossvater bei der Hand.
„Ja, das hoffe ich auch,“ stimmt Grossvater ihr zu, „denn ein Leben im Alter ist auch ohne Operation schon mühsam genug, das siehst du bei mir. Man wird gebrechlich und zerbrechlich,“ seufzt Grossvater und sein Gesicht sieht müde aus. Dabei legt er seine grosse warme Hand auf die des Mädchens.
„Aber du bist doch noch nicht alt, Grossvater“, muntert Sophie in auf.
„Ach, was ist denn schon alt“, erwidert der ergraute Mann, begleitet von einem tiefen Atemzug.
„Eher eine philosophische Frage. Ich gebe dir dazu ein Beispiel:
Eine Eintagsfliege - übrigens das älteste Fluginsekt, denn sie bevölkert unsere Erde bereits seit 200 Millionen Jahren – ist schon steinalt wenn sie drei Tage lebt und gewisse Schildkröten werden nicht alt, wenn sie bloss 200 mal Geburtstag feiern können, während aber eine kalifornische Grannenkiefer – ein Baum ist ja auch ein Lebewesen- auf bis zu 4700 Lenze zurückblicken kann.“
Sophie's Augen haben sich vor Staunen noch vergrössert und man sieht ihrer Stirne an, dass sie versucht, sich diese grosse Zahl vorzustellen. „Wauw, 4700 Jahre.....!“
Nach einer längeren Pause fragt Sophie nachdenklich: „Möchtest du so alt werden wie eine Schildkröte, Grossvater?“
„Nun, ich glaube, dass das mir nicht viel bringen würde. Denn eine Schildkröte ist so langsam und gemächlich, dass ihr Energieverbrauch in ihrem gesamten Leben kleiner ist, als bei uns Menschen in einem einzigen Jahr. Damit siehst du, dass es ist nicht entscheidend ist, wie lange man lebt, sondern wie intensiv das Leben ist, um wirklich etwas erlebt zu haben. - Doch dabei meine ich nun weniger, dass man einfach viel herumrennen und möglichst viel Energie verschwenden soll. Nein, sicher nicht. Ich bin eher der Ansicht, dass man im allernächsten Umfeld wirken sollte und sich dabei vor allem auch geistig weiter entwickeln soll, damit man seine Aufgaben, für die man lebt, auch erfüllen kann. Aber damit wären wir wieder beim Sinn des Lebens angelangt und der Kreis schliesst sich somit wieder. Grossvaters Gesicht strahlt vor Zufriedenheit.
„Aber du wärst doch auch froh, wenn Grossmutter viel länger gelebt hätte?“ fragt Sophie zaghaft.
„Ja das stimmt, ich wäre sehr froh, sie noch bei mir zu haben, denn nie im Leben braucht man eine vertraute Partnerin so sehr, wie im Alter, wenn dies und das schwierig wird und man sich gegenseitig unterstützen könnte um gemeinsam die Unannehmlichkeiten des Alters zu meistern. Aber es geht dabei ja nicht nur um mich. Deine Grossmutter war so fest krank, dass das Leben für sie eine grosse Last war. Darum wollte sie auch nicht mehr länger leben.
Mein liebes Annali hatte eine weise Sicht zur Unendlichkeit und sie wusste, dass der Tod auch immer ein Anfang ist. Für sie war es eine grosse Erlösung und eine Heimkehr ins Paradies.“
„Glaubst Du wirklich, dass Grossmutter jetzt im Paradies ist, Grossvater“, fragt Sophie etwas verwundet.
Grossvater lächelt geheimnisvoll aus seinem gütigen Gesicht:
„Ja - ich bin fest überzeugt davon, dass es ihr jetzt besser geht als im Leben und sie wird dort auf mich warten, das hat sie mir ganz fest versprochen.“



Philo


Sonntag, 19. Oktober 2008

°


Wer mit Nachdruck
etwas zum Ausdruck bringt,
macht manchmal sehr viel Eindruck.



:-)

Dienstag, 7. Oktober 2008







Verschliesst Du die Hand zu einer Faust 
besitzt Du nichts!

Öffnest Du sie jedoch - ganz weit
besitzt Du die ganze Welt!




:-)

Montag, 6. Oktober 2008

Er hat einen – seinen - meinen Traum verwirklicht.



Er hat einen – seinen - meinen Traum verwirklicht.



„Von Beruf bin ich eigentlich Architekt“ sagt der Älpler, der mir in seinem karierten, sauberen Barchent-Hemd, Jeans und festem Schuhwerk gegenübersteht.
Eigentlich verwundert hat mich diese Aussage nicht, denn mir war sofort klar, dass ich hier auf einen aussergewöhnlichen Hirten getroffen bin, als ich nach über einer Stunde eher steilem Aufstieg im Mythengebiet ob Schwyz, an einem Brunnen, aus dessen Röhre ein fadendünner Wasserstrahl fliesst, stehen geblieben bin, um etwas zu Verschnaufen und einen Apfel zu essen.
Bereits einigen Minuten zuvor habe ich den Alphirt unsichtbar gehört, wie er weiter oben im Hang wiederholt, mit gleichmässigem Ruf, sein Vieh lockte und bereits nach der übernächsten Wegbiegung trottet mir auch schon gemütlich sein zottelhaariger Border Collie entgegen. Damit fordert er aber unseren zehnjährigen und inzwischen auch etwas angriffigen Jack Russell Terrier zu einem verärgerten Bellen heraus, auch wenn der um einiges Kleinere sich schlussendlich, zum Schutz vor seinem vermeintlicher Gegner, feige hinter mir verkriechen würde. Aber, sich seiner körperlichen und jugendlichen Überlegenheit bewusst, lässt sich der gutmütige Hirtenhund vorerst nicht aus der Ruhe bringen und schlabbert seelenruhig aus dem Wassertrog, während ich den, auf den Hinterbeinen stehenden Kläffer an der kurzen Leine halte. Kurz danach erreicht mich, mit ausholenden Schritten, auch der Älpler und begrüsst mich grinsend mit einem freundlichen „Guet Tag“, wie man es sich vom Dialekt her von den Einheimischen dieser Gegend gewohnt ist. Dieser, vielleicht um ein paar Jährchen ältere Mann, ist mir auf Anhieb sympathisch und es entwickelt sich wie selbstverständlich ein angeregtes Gespräch über Hunde und Herde.
Er sei mit seinem Hund jeden Morgen drei bis vier Sunden unterwegs, um die grosse Viehherde im ausgedehnten Weidegebiet zu besuchen und zu kontrollieren. So gegen zehn Uhr laufe er danach unter der Woche beinahe täglich den halbstündigen Bergweg zum Auto hinunter , um dank der Fahrbewilligung zum Mittagessen Zuhause bei der Frau im Tal zu sein. Am Nachmittag verrichte er dann die nötige Arbeit für sein eigenes Architekturbüro, das im Sommer nur sehr reduziert in Betrieb sei. Dafür nehme er jedoch im Winter ein paar Überstunden auf sich , um sich dieses sommerliche Älplerleben leisten zu können. Am frühen Abend komme er dann - mit dem Nötigste für sich und seinen vierundachzigjährigen Alppartner, im Rucksack - wieder auf die Alp, um das Vieh zu versorgen.
„Ich habe schon immer davon geträumt, später - im Alter, die geerbte Bergweide meiner Vorfahren zu bewirtschaften“ sagt er und aus seinem entspannten Gesicht, mit der gesunden Farbe von viel frischer Luft, strahlen mich dabei zwei leuchtende, glückliche Augen an.
Nachdem nun vor vier Jahren sein betagter Partner die angrenzende Alp, auf der er seit Geburt jeden Sommer verbracht hatte, hätte aufgeben müssen, habe er sich entschlossen, diese Lebensumstellung bereits einige Jahre früher zum Wohle beider, umzusetzen. So seien sie übereingekommen, die beiden beieinander liegenden Weiden gemeinsam zu bewirtschaften.
„Damit kann mein greiser Freund die Sommer wie gewohnt auf seiner geliebten Alp verbringen und die Alpverträge mit den Talbauern müssen nicht gekündigt werden.“
Das komme auch ihm entgegen, meint er dann, um nicht allzu gönnerhaft zu wirken. Denn seien die Verträge einmal weg, sei es für ihn fast unmöglich, in ein paar Jahren, fremdes Vieh für seine Alp zu finden, denn eigenes habe er ja keines. Zudem sei seine Alp für eine vernünftige Bewirtschaftung – alleine, auch zu klein.
Am Anfang sei es schon schwer gewesen, weil er seinen Betrieb nicht von einem Tag auf den Anderen so stark habe umstellen können. So sei er Anfangs immer morgens um vier, nachdem er bis nach Mitternacht im Büro gearbeitet hatte, bis am Vormittag zur Alp gefahren und am späten Nachmittag nochmals um das Vieh für die Nacht zu versorgen. Darum habe er oft nur wenige Stunden Schlaf gefunden. Aber es habe sich gelohnt! resümiert er mit bestimmter Stimme
„Manchmal muss man sich sein Glück halt mit viel Mühsal zuerst verdienen“, sagt er lachend und will mir, nachdem er die Quell-Öffnung für das Brunnenwasser gereinigt hat, noch schnell den Weg zur etwas versteckten Alphütte seiner Vorfahren zeigen.
„Wenn sie dort hinten, in diesem kleinen Paradies angekommen sind, werden sie genau wissen, warum es sich gelohnt hat“, sagt er noch geheimnisvoll. „Gerade sie, werden es spüren - das weiss ich bestimmt¨“

Man sollte seine Träume verwirklichen, egal wie umständlich es ist, denke ich mir, als ich bei seiner entlegenen Alphütte ankomme - während er - heute sicher viel zu spät - dem Tal entgegen fährt.

©® Copyright by Herr Oter



:-)

Montag, 7. Juli 2008


Die Welt ist schlecht und ungerecht.

Denn dir geht's gut und mir geht's schlecht. 
Wär' die Welt gerechter, 
ging's mir besser und dir nicht schlechter.
Erkenntnis


:-)

Sonntag, 6. Juli 2008




Ich bin nichts, 

bin rein nichts, 
habe nur Lust zu schreiben, 
zu lesen und zu suchen.
 

Für mich ist das Grund genug, 
um zu sein.

Herr Oter


;-)



Ein Autor ist, 
wer sich wie ein Autor verhält.

Wie verhalten sich Autoren?
Autoren schreiben.
 
Aber nicht jeder, 
der schreibt, 
ist deswegen schon ein Autor.
Ron Kellermann: Fiktionales Schreiben



:-)

Mittwoch, 2. Juli 2008




Schafe sind normalerweise kein geschwätziges Volk. 

Das liegt daran, 
dass sie oft den Mund voll Gras haben. 

Es liegt auch daran,
dass sie manchmal nur Gras im Kopf haben.

aus Leonie Swann: Glennkill. Ein Schafskrimi



;-)

Dienstag, 1. Juli 2008




Sehen Sie, 
ein Mensch, der liest, 
ist etwas ganz und gar Verrücktes. (...) 

All diese fleissigen Geistesarbeiter sind Fliegen, 
welche den Büchern auf den Leim gekrochen sind. 
Kleine, schillernde Schmeissfliegen vor grossen Büchern, 
dicken Büchern, 
die nur auf den günstigen Augenblick warten, 
um wie Fallen zuzuschnappen. 
Klapp!

aus Hermann Burger: Bork



;-)

Sonntag, 29. Juni 2008



Man hat nur wenige,
wirklich gute Freunde
und es gibt nur wenige,
wirklich gute Bücher.


Aber von beiden
braucht es auch nur wenige,
wenn sie wirklich gut sind.
meint Herr Oter






:-)

Samstag, 28. Juni 2008





Die Vorstellung vom freien Willen ist eine Illusion.
Aber Illusionen sind durchaus nützlich.
Franz M. Wuketits: 
Der freie Wille. 
Die Evolution einer Illusion




:-)

Freitag, 27. Juni 2008





Man lernt nichts, 
wenn man bloss Bücher liest.
Man lernt nur durch Rückschläge.

von Sawami Prajnanpad


Man lernt fast nichts, 
wenn man bloss Bücher liest.
Man lernt aber sehr viel 
durch erfahrene Rückschläge.

denkt sich dabei Herr Oter



:-)

Mittwoch, 25. Juni 2008



Bewahre Dir Deine Träume .....
Du kannst nie wissen, 
wann Du sie noch einmal brauchst.

Zitat von Carlos Ruiz Zafon, Schriftsteller



meine Buchempfehlung zu diesem grossartigen Autor:




:-)

Sonntag, 22. Juni 2008

Albert Einstein erklärte "Relativität" folgendermassen:

Wenn Sie neben einer schönen Frau sitzen, kommt ihnen eine Stunde wie eine Minute vor.
Wenn Sie aber auf einer heissen Herdplatte sitzen, kommt Ihnen eine Minute wie eine Stunde vor.
Das ist Relativität


Anmerkung von Herr Oter:

Für Menschen in der heutigen Zeit, sind 60 gelebte Jahre vor dem Tod, relativ kurz.
Für Eintagsfliegen aber - relativ lang



:-)

Freitag, 20. Juni 2008




Die Zukunft interessiert mich:
 Denn ich habe die Absicht, dort meine nächsten Jahre zu verbringen.


von Woody Allen




:-)

Sonntag, 8. Juni 2008

Montag, 19. Mai 2008



Wie ich das sehe:
Jeder lobt dich nur seinetwegen!
Sei es aus Unkenntnis, eigenem Unvermögen, aus Grosszügigkeit

oder weil er etwas von dir will.


:-)

Donnerstag, 15. Mai 2008





Das Glück ist in uns!

Wie wäre es sonst möglich, 
dass ein Bettler lächeln kann?

Der Schauspieler und Autor 
Curt Goetz (1888-1960)




:-)

Montag, 12. Mai 2008



Reden sollte man nur über das,
was man kennt.
Und man kennt das, 
was man erlebt 
und gesehen hat.


Heute reden viele vor allem über das,
was sie vom Fernseher kennen,
als ob sie das erlebt und gesehen hätten.
… meint Herr Oter


:-)

Dienstag, 6. Mai 2008





Wer die Vergangenheit ignoriert,
kann die Zukunft nicht sinnvoll gestalten.

sagt Ellen Ringier



:-)

Donnerstag, 1. Mai 2008



KAUF-KRAFT


Wer kauft, 
was er braucht, 
kann immer kaufen, 
was er braucht.

Wer kauft, 

was er nicht braucht, 
muss verkaufen, 
was er braucht.

(Sprichwort)


:-)

Freitag, 25. April 2008





ENT-DECKE DICH SELBST!
Doch welche Decke muss dafür weg?
(Aufdecken zum Entdecken)




:-)

Donnerstag, 24. April 2008





Neues Tierschutzgesetz


Der Bundesrat will definitiv kein Kampfhunde-Verbot. Aber strengere Vorschriften für Wellensittiche und Meersäuli. Sie dürfen in Zukunft nicht mehr alleine gehalten werden.
Diese Neuerung bringt mich nun in arge Bedrängnis und wirft Fragen auf:
Denn letzthin ist leider eines meiner beiden Meersäuli, vermutlich aus Altersschwäche, gestorben.
Muss ich nun das Zweite (es heisst "Wuschali") töten, weil es alleine nicht mehr gehalten werden darf?
Würde ich ein Junges dazu kaufen, hätte ich in ein paar Monaten, wenn das "Wuschali" stirbt, das gleiche Problem. Ich müsste wieder ein Junges dazu kaufen- und so weiter - endlos.
Dabei möchte ich, nach dem „Wuschali“, gar keine Meerschweinchen mehr.
Gibt es für solche Fälle vielleicht irgendwo "Leihmeerschweinchen"?
Ich habe mir auch überlegt, ob ich meinem „Wuscheli“ vielleicht einen ausgestopften Artgenossen in den Käfig stellen soll. Dem „Wuschali“ würde es vermutlich nicht viel bringen, denn es ist klug und würde sich nicht so leicht übertölpeln lassen. Aber so könnte ich vielleicht einer Anzeige von Denunzianten entgehen. Möglicherweise liesse sich dadurch, ja sogar eine periodische, bundesamtliche Hauskontrolle täuschen.
Natürlich könnte ich mein „Wuschali“ auch freilassen. Aber ich habe Angst, dass es von einem bösen Hund gefressen würde. Das würde mir das Herz brechen.
Gibt es eine Lösung des Problems?




:-)

Mittwoch, 23. April 2008


200 Kilogramm Mais
werden benötigt, um Ethanol für
655 Auto-Fahrkilometer
zu produzieren. Von dieser Menge könnte sich
1 Mensch - 1 Jahr lang
ernähren!!!

(Aber, die meisten haben Polenta ja sowieso nicht gerne, oder?)



:-((

Freitag, 18. April 2008

Unsere „Jöööö“ - Gesellschaft




Unsere „Jöööö“ - Gesellschaft

Wenn ein frecher, unverbesserlicher Bär - der dem Menschen immer wieder gefährlich nahe kommt - abgeschossen wird, gibt es einen tagelangen Aufruhr im Land, eine staatspolitische Auseinandersetzung mit Italien und sogar mehrfache Morddrohungen für die Verantwortlichen.
Aber, wenn täglich tausende Tiere zum Verzehr geschlachtet werden, finden es alle normal und kein Mensch interessiert sich dafür.
Scheinbar ist nicht jedes Tierleben gleich viel wert.
Übrigens, gemäss dem Bundesamt für Statistik, wurden im Jahr 2005 nur im Inland über 14’ooo Schlachttiere (ohne Importe, Wild, Kaninchen, Geflügel und Fische) pro Werktag für die Fleischproduktion getötet. Ein Bär war zum Glück nicht darunter.




:-((

Sonntag, 13. April 2008








Oft kommt das Glück zu einer Tür herein,von der man gar nicht wusste, 
dass man sie offen liess.

Der amerikanische Schauspieler John Barrymore (1882-1942)



:-)

Samstag, 12. April 2008

Donnerstag, 10. April 2008




 
Bibliothek im Kloster Wiblingen


 

Ein Raum ohne Bücher
ist ein Körper ohne Seele.
von Marcus Tullius Cicerorömischer Schriftsteller, Politiker und Jurist
*03.01.0106 v. Chr. †07.12.0043 v. Chr.


:-))

Freitag, 4. April 2008






Wen man schlafen sah,
kann man nicht mehr hassen.

 
Der Autor und Philiosoph Elias Canetti (1905-1994)




:-)

Freitag, 21. März 2008

Der Schachspieler und der Maler



Der Schachspieler und der Maler



Ein weltberühmter Schachspieler hatte einen Freund, der war Maler.
Dieser malte zwar prächtige Bilder, aber trotzdem war der Künstler sehr arm, weil er keines davon verkaufen wollte. Aber ab und zu verschenkte er eines.
Auch malte er schon seit langer Zeit immer das gleiche Motiv - wunderschöne, bunte Regenbogen auf zartblauem Hintergrund.
Der reiche Schachspieler unterstützte seinen mittellosen Freund ab und zu und der beschenkte ihn manchmal mit einem seiner Bilder.
Doch das schönste Bild des Künstlers war seine bunte Seele, die er in sich trug und die sich fortwährend in seinem Gesicht widerspiegelte, so dass alle Menschen von seiner Persönlichkeit fasziniert waren. Diese Ausstrahlung seines Freundes beeindruckte den genialen Schachspieler am meisten und er war sehr stolz darauf, so einen beliebten und gütigen Menschen als Freund zu haben.
Denn der geniale Schachspieler war eher unbeliebt, weil er ständig gestresst und vor grossen Turnieren immer sehr nervös war. Aber als weltbekanntes Genie mit grossem Erfolg war er eine immense Gage wert und so lastete auf ihm vor wichtigen Kämpfen, ständig ein sehr grosser Druck. Darum war er auch oft mit seinen Liebsten unausstehlich und viele gingen lieber auf Distanz zu ihm.
Schon mehrmals hatte er den Maler gefragt, woher er seine aussergewöhnliche Seele habe. Aber der lächelte ihn immer nur freundlich an und schwieg.
Doch der Schachspieler war stur und liess ihm keine Ruhe. Er drängte immer öfter auf einen Antwort. Zudem hatte er auch keine andere Wahl, denn sein mürrisches Benehmen nahm immer mehr Besitz von ihm und dagegen musste er etwas tun, wollte er nicht noch seine letzten Freunde verlieren.
Als er wieder einmal ganz verzweifelt wissen wollte, woher der alte Maler seine aussergewöhnlich bunte Seele habe, fragte sein bescheidener Freund zurück: „Kamerad, weisst Du, woher du deine mathematische Begabung hast?“
Der erfolgverwöhnte Schachspieler wurde immer unglücklicher. Ihm gefiel seine eigene Lebensweise immer weniger und die Freude am königlichen Spiel hatte er auch verloren. Am Ende begann er, sich selbst nicht mehr zu gefallen. Er fand sein Leben grau, seine Seele einfarbig und seinen Reichtum nutzlos. Er war einsam und traurig und daran konnte auch sein vieles Geld nichts ändern. Er wurde krank und konnte seinen Freund nicht mehr in seinem Atelier besuchen.
Als der greise Maler davon erfuhr, nahm er einen Regenbogen und besuchte damit seinen kranken Freund. Er erzählte ihm am Krankenbett folgende Geschichte:
„Früher war ich einmal ein berühmter Maler, der seine Bilder teuer verkaufen konnte. In den klotzigsten Galerien waren sie zu finden, auf den grössten Auktionen wurden Spitzenpreise dafür bezahlt und in den kolossalsten Museen hängen sie noch heute.
Aber die Leute wollten immer mehr von mir, die Techniken sollten immer raffinierter und die Farben immer leuchtender werden. Dabei wurde um mich herum alles immer grauer und düsterer.
Da brach ich eines Tages auf in die Natur, weil ich einen Regenbogen malen wollte. Lange sass ich da, bis sich in der Ferne endlich einer zeigte. Ich wollte näher hin und so ging ich ihm entgegen. Ich lief und lief und doch kam ich nie, zu ihm hin.
Bald hatte ich mich verlaufen, war irgendwo in einer Wüste und wusste nicht mehr zurück. Da fand ich eine kleine Oase und blieb dort jahrelang. Zuerst malte ich, was ich sah: Sand und Dünen, braunes Gehölz, weisse Wolken und auch die dunkle Nacht mit den winzig kleinen leuchtenden Sternen. Andere Farben gab es in der Wüste kaum. Bald waren diese Farbtöpfe aber aufgebraucht und übrig bleiben nur noch Rot, Gelb und Blau.
Da begann ich aus der Erinnerung den Regenbogen, der mich hierher geführt hatte, zu malen. Noch nie hatte ich die Farben so schön leuchten gesehen, wie hier in dieser Einöde.
Stundenlang starrte ich, in der glühenden Sonne sitzend, fasziniert darauf und auf einmal wurde der Regenbogen zu einem farbigen Strudel der mich unweigerlich in sich hineinzog und ich verschwand damit ins Bild hinein. Ich kam aber nicht etwa auf der Rückseite des Gemäldes wieder hinaus. Nein, ich war in eine andere Welt geraten – ganz anders als die unsere und noch viel besser. Sie war wunderschön, voll Glück, Harmonie und Frieden - ich musste ins Paradies gekommen sein.
Im ersten Augenblick habe ich mich erschrocken. Ich fand mich nicht zurecht und ich verstand die Sprache dieser Welt nicht. Doch die Menschen dort erwiesen sich als sehr freundlich und ausserdem drückten sie ihre Gedanken nicht mit Worten aus. Sie malten und so verstanden sie sich untereinander viel besser, als wir mit unseren zahlreichen Sprachen. Ihre Farben verschwammen ineinander und mischten sich, alle Schattierungen waren möglich und so bildeten sich ganz neue Farbtöne. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt und alles schien in dieser Bildsprache möglich. Sehr schnell begann ich sie zu verstehen. Die Bewohner waren herzlich und begabt und ausserdem verstanden sie viel von menschlichen Seelen…“
„Bist du ins Paradies der Maler geraten?“ unterbrach ihn der Schachspieler.
„Ja, so muss es wohl gewesen sein“, sagt der Maler mit einem weisen Lächeln.
„Mir gefiel es dort so gut, dass ich nicht mehr zurück kehren wollte. Aber man gab mir zu verstehen, dass es für mich noch viel zu früh war und ich hier noch einiges zu erledigen hätte. Ich musste wieder gehen. Zum Trost aber gab man mir meine bunte Seele als Geschenk mit. Damit soll ich mich immer an sie erinnern und mich ständig aufs Paradies der Maler freuen.“
„Ich weiss nicht wie, aber plötzlich lag ich im Wüstensand, nahe an meiner Oase. Ich packte meine Sachen zusammen und begann in eine Richtung zu laufen und bald kam ich in eine fremde Stadt. Es war diese hier.
Mein Gesicht war durch die gegerbte Haut und den weissen Bart nicht mehr zu erkennen und inzwischen war ich auch für Verschollen erklärt worden. Das war mir Recht so, denn mit meinem früheren Leben wollte ich nichts mehr zu tun haben. Reichtum und Besitz waren für mich nicht mehr wichtig - Friede und Zufriedenheit umso wichtiger.“
Die Augen des Malers leuchteten und der Schachspieler war nun auch ganz aufgewühlt.
„Meinst du, dass es auch ein Paradies der Schachspieler gibt?“, fragt er den Maler ganz aufgeregt.
„Ich denke, dass es für jeden, der daran glaubt, ein Paradies gibt“.
„Und - kann ich es auch finden?“, fragt der kranke Mann.
„Ich glaube - jetzt schon“, sagt der alte Maler, „darum habe ich dir diese Bild hier mitgebracht. Es ist der Regenbogen, den ich damals in der Wüste gemalt hatte. Nimm ihn zum Dank, denn es ist der Schönste von allen.“
Und mit einem zufriedenen Lächeln, schliesst der greise Maler seine müden Augen.

©® Copyright by Herr Oter



:-)

Donnerstag, 20. März 2008

Dienstag, 11. März 2008




Eine Zeitfrage


Ein Mann der es wissen muss, erklärte mir heute, dass eine Wohnung auf der dritten Etage ohne Aufzug, kaum mehr zu vermieten ist.
Ich frage mich nun:
Ist das darum so, weil die Mieter die Zeit zum Treppensteigen gar nicht mehr haben - weil sie vielleicht soviel arbeiten müssen, um sich eine Wohnung mit Lift überhaupt leisten zu können?


:-(