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Samstag, 29. Dezember 2007

Der Weihnachtszauber ist vorbei




Der Weihnachtszauber ist vorbei




Alles ist so unglaublich geheimnisvoll und die Spannung erreicht ihren Höhepunkt. Seit Stunden ist die Türe zur Stube geschlossen und sogar durch das Schlüsselloch sieht man nichts, ich habe es ausprobiert. Das Christkind darf einfach nicht gestört werden. Mich nimmt nur Wunder, wie dieses kleine Kind - ich habe es ja mal gesehen, wie es nur mit einem kleinen Tuch notdürftig bedeckt in einer Krippe mit etwas Heu liegt - diesen riesigen Weihnachtsbaum und die Geschenke in unsere Stube bringt. Aber irgendwie wird es ja schon möglich sein. Zudem helfen ihm ja auch noch die Engel, ich weiss das, denn ich fand im letzten Jahr etwas blondes Engelshaar am Fensterrahmen. Aber Hauptsache, man hört nun endlich das feine Klingeln des goldenen Glöckleins am Christbaum - und Grossvater sagt dann: „Nun könnt ihr hineingehen“. Wie kann der nur so ruhig am Tisch sitzen und die Zeitung lesen? „Grossvati, bisch du denn gar nüt gwunderig?“ „Momol“, sagt er verschmitzt, „darum lese ich die Zeitung“.
Wenn sich die Stuben-Türe dann endlich öffnet, dann steht man - ob gross oder klein - für einen Moment staunend vor dem prachtvoll leuchtenden Christbaum. Aahh und Oohh - er fasziniert jeden. Ganz so schön hatte man ihn nicht mehr in Erinnerung, aber es ist ja auch ein ganzes Jahr her, seit man den letzten geschmückten Weihnachtsbaum gesehen hatte. Man ist fast überwältigt vom Glanz der roten Kerzen, die sich in den goldenen Kugeln widerspiegeln und dem glitzernden Lametta zwischen den grünen Zweigen. Erst nach einiger Zeit, kann man den Blick lösen und er wandert nach unten, zu den Geschenken. Aber das kommt später, nach dem Singen, dem Flötespielen und den „Versli“, die man gelernt hat.
So war es einmal, in meiner Kindheit, doch dieser Weihnachtszauber scheint heute vorbei zu sein.
Vor dem Heiligen Abend hat jedes Kind bereits Dutzende Weihnachtsbäume in Warenhäusern gesehen. Diese Baumgrösse und dieser Baumschmuck sind Zuhause nicht mehr zu übertreffen. Der Lichterglanz strahlt an jeder Hausecke und im Fernsehen hat man schon im Kindergartenalter erfahren, wie das mit dem Christkind so läuft. Welcher Erstklässler glaubt denn schon noch daran.
Schmücken darum in manchen Familien die Kleinen den Weihnachtsbaum selber - wie die Grossen? Steht darum bei einigen der Baum bereits Mitte Dezember im Wohnzimmer? Sind darum für die meisten Kinder heute, die Geschenke der einzige faszinierende Zauber am heiligen Abend? Sind darum die Erwartungen kaum mehr zu erfüllen? Fühlen sich darum einige Erwachsene nicht mehr ganz wohl an diesem Abend?
Zum Glück haben unsere Kinder keine Ahnung vom Zauber eines Heiligenabends vor fünfzig Jahren. Denn Weihnachten scheint mir heute entzaubert und dagegen kann man sich vermutlich auch nicht wehren, ausser……
…….. man lässt sich etwas Neues einfallen, für einen zauberhaften Heiligen Abend.



:-|

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