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Freitag, 30. November 2007

Betonung macht halt Sinn




 

Betonung macht halt Sinn 

ein - halt, ist auch ein Stopp
Ge - halt, wenn du nicht bleiben kannst
Haus - halt, und leider kein Schloss
Hinter - halt, anstatt Vor-halt-ungen
In - halt, denn wär’s out, wär’s alt
Rück - halt, statt Vorstoss
zusammen - halt, dafür nicht alleine

Unter - haltung, schädigt das Rückgrad
und zuletzt:
Ehe - halt, sagt sich vielleicht manchmal Dietmar Ehehalt in 7552 Vulpera, falls er verheiratet ist




:-)

Mittwoch, 28. November 2007



Glück bettet sich auf Unglück.
Denn nur wer auch einmal auf dem Boden
geschlafen hat,
weiss,
wie weich ein Bett ist.

:-)

Montag, 26. November 2007

Mein Schlüsselbrett





 

Mein Schlüsselbrett



Im Rückblick auf mein Leben, stosse ich immer wieder auf goldene Schlüssel. Sie sind aus meinen Erfahrungen und Erkenntnissen, die mir das Leben bietet, geschmiedet. Es war nicht immer einfach, sie anzufertigen und oft habe ich mir dabei die Finger verbrannt. Die Meisten benötigten auch mehrere Versuche, bei vielen galt es Misserfolge zu verkraften und einige misslangen auch vollkommen. Besonders leid tun mir all jene Personen, die bei den Versuchen den Kopf hinhalten mussten oder denen ich aus Versehen auf die Finger schlug. Das Schmieden von Schlüsseln der Erkenntnis ist leider oft für alle Beteiligten ein schmerzhafter Prozess. Ich hoffe nur, dass auch die übrigen Mitwirkenden daraus etwas lernen konnten und, dass nach dem anfänglichen Schmerz, das Gefühl der Bereicherung, der Lebenserfahrung und der Weisheit, den Kummer und Zorn überwiegen. 
Keiner der goldenen Schlüssel ist ganz fertig oder perfekt gemacht, an allen muss ich noch ein wenig feilen. Aber einige kann ich inzwischen ganz gut gebrauchen. Sie öffnen mir Türen um weiterzugehen, Fenster um Licht ins Dunkel zu bringen oder Herzen um geliebt zu werden.

Aufgehängt sind diese wertvollen Schlüssel an den Nägeln, die ich im Laufe der Jahre ins Brett vor meinem Kopf eingeschlagen habe. Nicht alle haben gehalten was sie versprochen haben, bei vielen muss immer wieder nachgebessert werden. Doch auf jeden eingeschlagenen Nagel bin ich trotzdem stolz. Auch wenn sich unter den Hammerschlägen manch einer etwas krümmte, weil das Brett – das mir oft die Weitsicht und die Sicht aufs Ganze nimmt – an einigen Stellen doch sehr dich und hartnäckig sein kann. Aber mit jedem Nagel, den ich in mein Schlüsselbrett schlage und mit jedem noch so kleinen, goldenen Schlüssel, den ich daran hänge, wird das Brett vor meinem Kopf doch immer etwas kleiner und nachgiebiger.
Jeden Schlüssel werde ich mit der Zeit auch noch beschriften und beschreiben. In der Hoffnung, dass vielleicht der eine oder andere auch jemandem anderen eine Türe auf dem Lebensweg ein bisschen öffnen könnte.


Doch den grössten, schönsten und wichtigsten Schlüssel, den mein Leben schmieden wird, werde ich nicht selber ans Schlüsselbrett hängen können, denn er wird erst ganz am Schluss fertig sein. Doch der wird bestimmt wunderbar passen und mir die Tür zum Paradies weit öffnen und siehe da, auch das Brett vor meinem Kopf, wird dann endlich ganz verschwunden sein.




Bild von: Wolfgang Sauber  




:-)

Sonntag, 25. November 2007

Überall Engel




Überall Engel



Bereits vor dem ersten Advent, treffe ich überall auf Engel: 
Bierst engel (Knabbergebäck das aus der Mode kam)
Glimmsta engel (Zigarette, sobald sie Feuer gefangen hat)
Klu engel (Wollknäuel, aber wer „lismet“ den heute schon noch)
Lauseb engel (ein liebenswerter Lausbub)
Schw engel (u.a. einarmiger Hebel)
Spr engel (der Weihwasserwedel versprengt das Wasser)
Sta engel (Was stängelt den da?)

ja, mir scheint, es wimmelt geradezu von Engeln: 
bema engeln (beanstanden - Umtausch nach Weihnachten)
dra engeln (Eilige an der Kasse)
ga engeln (bevormunden, Gängelband: im 19.Jh eine gebräuchliche Laufhilfe für Kleinkinder)
qu engeln (Sieht man nun oft bei Kindern im Weihnachtsgeschäft)
Zu engeln („komische“ Bewegungen mit der Zunge) 


Nichts als Engel
Es gibt nichts zu bemaengeln, wenn sich Engel auf dem Schwengel eines Sprengel unter quengeln zu einem Kluengel draengeln, um die Glimmstaengel der Lausebaengel mit Wasser zu bespraengeln, bevor die Flammen zuengeln.



:-)

Samstag, 24. November 2007

Mami am Angehörigenabend




Mami am Angehörigenabend



Nachdenken:
über die nachhaltigen Eindrücke
beim Angehörigenabend im Pflegeheim:

Vergangen nun die Betriebsamkeit,
noch ein letzter, endgültiger Termin.
Kein sinnieren in der Vergangenheit,
keine Fragen mehr - zum Lebenssinn.

Die Beine - sie sind jetzt ganz müde,
zum Tragen sind sie viel zu schwach.
Der Körper wird zur Plattitüde*,
doch deine Augen sind hellwach.

Verkrümmt sind deine Hände wieder,
gezeichnet von Arbeit und einer Gicht.
Verspannt sind auch die andern Glieder,
doch ganz entspannt ist dein Gesicht.

Das letzte Wort - schon lange gesprochen,
und doch gäbe es noch viel zu sagen.
Doch die Sprache hat sich bereits verkrochen,
zurück geblieben sind ungestellte Fragen.

Die Wesensveränderung wird immer schlimmer,
die Krankheit nimmt immer mehr von dir.
und doch bist du für mich - was immer
denn ich bin ein Stück von dir.




*Definition: Plattitüde = hohl, nichts sagend, abgedroschen, Farce



:-((


Ausgesorgt?


Wenn man keine Sorgen mehr hätte,
hätte man dann auch ausgesorgt
oder nur die Sorgen entsorgt?

von: Herr Oter


:-)

Freitag, 23. November 2007




Superhero 

von Anthony McCarten





Klappentext
Eigentlich ist Donald ein ganz normaler einsamer, unglücklicher Teenager. Vor allem quält ihn die Frage: "Wie geht Liebe?" Aber er hat wenig Zeit - er ist krank. Was ihm bleibt, ist ein Leben im schnellen Vorlauf. Das schafft aber nur ein Superheld. Darum hat Donald einen erfunden - Miracleman. Aber kann Miracleman ihm helfen, oder braucht Donald ganz andere Helden?

Meine Kurzbeschreibung
Auf den ersten Blick ist Donald Delpe ein ganz gewöhnlicher Junge. Er gefällt sich in der Rolle, als 14-jähriger, magerer, schräger Vogel, der - mit in die stirngezogener Strickmütze - auf seinen grossen Füssen (Schuhgrösse 46) - mit den Händen tief in den Hosentaschen vergraben, im Rhythmus der voll aufgedrehten Musik seines iPod’, durch Nord-London stapft. Er ist, wie in diesem Alter üblich, gesegnet mit äusserst nervige Erwachsenen, einem bescheuerten, grossen Bruder und hat leider keine Chancen bei den Mädchen. Aber sonst hat er - wie „Miracleman“, der Superheld seiner Comic’s, die er leidenschaftlich und gut zeichnet - diese ganze „Scheisswelt“ voll im Griff. Doch wie sein Comic-Held mit dem Superschurken „Gummifinger“, einem wahnsinnigen Arzt, hat auch Donald in Wirklichkeit einen argen Todfeind - denn er hat Krebs. Die Prognosen sind äusserst ungünstig und Donald weiss nicht wie lange er noch zu Leben hat. Aber eines weiss er ganz gewiss - nämlich, dass er auf gar keinen Fall, als Jungfrau von der Bühne abtreten will.
Doch Donald hat Glück, entgegen seines Comic-Hero’s, der sich ganz alleine durch die Ungerechtigkeiten dieser Welt kämpfen muss, hat Donald gleich mehre Helden an seiner Seite. Da wäre vor allem der verklemmte Klinikpsychologe Adrian, der, trotz eigener Frauenprobleme mit schmerzhaften Niederlagen, Kopf und Kragen für ihn riskiert. Auch Roy, der glücklose Krankenpfleger oder die traumhaft schöne Göttin namens Tanya, die sich einer Fee gleich, um ihn kümmert.
Da kämpft für ihn aber auch sein Bruder, der sich zwar mit seinen unbrauchbaren „Anmache-Tipps als wirklich blöd erweist, und seine verzweifelten Mutter, die hingegen alles über den Krebs weiss oder letztendlich sogar sein Vater, dem das Ganze beinahe über den Kopf wächst.
Aber unser Superhero Donald vergibt nicht nur bei den Girls, eine Gelegenheit nach der anderen, so auch bei Shelly, dem süssesten Mädchen aus seiner Gegend.
Es bleiben die Fragen, schafft es „
Miracleman“ gegen Gummifinger und gewinnt Donald den Kampf gegen seinen Todfeind Krebs. Und, überwindet er die Widerstände zu einem Einstieg ins Liebesleben und gegen den unhaltbaren Zustand als jungfräulicher Junge.

Meine Meinung:
Ein richtig tolles Buch und lesenswert.
Denn Anthony McCarten ist es gelungen, fundiert, tiefgründig und doch mit ausreichend Witz versehen, die Geschichte, die kindlichen Gedankengänge und die seelischen Nöte eines todgeweihten, jungen Mannes zu erzählen.
Eine schönere, traurigere und doch zugleich mit Humor versetzte Hommage an krebskranke Kinder und deren Lebensgefühl ist kaum vorstellbar! Der Autor ist der direkten Sprache der Jugendlichen mächtig: cool, aggressiv und herablassend. Er hat sich fabelhaft in einen Jungen eingefühlt, der den Torturen der Behandlung von Chemotherapie und Bestrahlung ausgesetzt ist und wenig Chancen auf eine Zukunft über das Teenageralter hinaus hat. McCarten versteht etwas von der Einsamkeit, der Isolation und dem Ausgeschlossensein der Krebskranken und dem schwierigen Bemühen des scheinbar gesunden Umfeldes, diesen Menschen zu helfen.
Kino im Kopf.
Denn Mc Carten ist Drehbuchschreiber und in dieser Form ist auch sein
tragikomischer Roman angelegt. Mir hat diese Form sehr gefallen. Filmschnitten gleich, gibt es schnelle Szenenwechsel, kurze und präzise Situationsbeschreibungen mit stichwortartigen, aber sehr präzisen Angaben der Örtlichkeiten. Die vielfältige Betrachtungsweise der Beteiligten wird in kurzen in kurzen Absätzen geschildert. Durch diesen scheinbar nüchternen Stil entwickelt das Buch aber erst seine Größe. Ich habe von Seite zu Seite gelernt, gehofft, gewünscht, erwartet, geschmunzelt und die Seite 257 auch mit dem verschwommene Blick einer Träne gelesen. Aber es ist kein trauriger Roman, vielmehr ist es geradezu eine Mutmachende und auch mutige Erzählung, die neben der Erfüllung einer unterhaltenden Funktion, auch eine Reihe Hinweise auf die Notwendigkeit, wertfreien Verständnisses und aufrichtiger Liebe in der Begleitung todkranker Menschen aufzeigt. Auch das ist fast schon eine kleine Heldentat.

Der Autor
Anthony McCarten, geboren 1961 unter dem Vulkan Mount Taranaki im neuseeländischen New Plymouth, schrieb als 25jähriger mit seinem Freund Stephen Sinclair (Drehbuchschreiber der 'Herr der Ringe'-Trilogie) 'Ladies Night', einen weltweiten Theaterhit um vier Loser ohne Job, Geld und Liebesleben, die eine Männerstrip-Gruppe gründen.
Seither schrieb McCarten 11 weitere Theaterstücke, mehrere Drehbücher, Gedichte, einen Kurzgeschichtenband und drei Romane, von denen der zweite ('The English Harem', bei Diogenes als 'Der englische Harem' in Vorbereitung), eine Tragikomödie über Liebe, Essen und Islam, auch im Nahen Osten für Furore sorgt und, von ITV verfilmt, 2005 in England ein Bestseller wurde. Anthony McCarten wohnt in Los Angeles, Wellington und im englischen Gloucestershire, wo er gegenwärtig die Verfilmung von 'Superhero' vorbereitet und seinen vierten Roman
abschließt.

Meine Bewertung: 5 von 6

McCarten, Anthony: Superhero
Gebundene Ausgabe: 302 Seiten
Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (März 2007)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3257065752
ISBN-13: 978-3257065756


:-)



Kindergarten!


Ein kleiner Junge hatte beim Stiefelanziehen Probleme und so kniete sich seine Kindergärtnerin nieder, um ihm dabei zu helfen. Durch gemeinsames Stossen, Ziehen und Zerren gelang es, zuerst den einen und schließlich auch noch den zweiten Stiefel anzuziehen.
Als der Kleine sagte: "Die Stiefel sind ja am falschen Fuß!" schluckte die Kindergärtnerin ihren Anflug von Ärger hinunter und schaute ungläubig auf die Füße des Kleinen. Aber es war tatsächlich so; links und rechts waren vertauscht.

Nun war es für die Kindergärtnerin wieder genau so mühsam wie beim ersten Mal, die Stiefel erneut abzustreifen. Aber es gelang ihr doch, ihre Fassung zu bewahren, während sie die Stiefel tauschten und dann gemeinsam wieder anzogen, natürlich wieder unter heftigem Zerren und Ziehen.
Als das Werk vollbracht war, sagte der Kleine: "Das sind nicht meine Stiefel!"
Dies verursachte im Inneren der Kindergärtnerin eine neuerliche, nun bereits deutlichere Welle von Ärger und sie biss sich heftig auf die Zunge, damit das hässliche Wort, das darauf lag, nicht ihrem Mund entschlüpften konnte.
So sagte sie lediglich: "Warum sagst du das erst jetzt?"
Ihrem Schicksal ergeben kniete sie sich wieder nieder und zerrte abermals an den widerspenstigen Stiefeln, bis sie wieder ausgezogen waren. Erst da erklärte der Kleine deutlicher: "Das sind nicht meine Stiefel, weil sie meinem Bruder gehören. Aber meine Mutter hat gesagt, dass ich sie heute anziehen muss, weil es so kalt ist."
In diesem Moment wusste die geplagte Lehrerin nicht mehr, ob sie laut schreien oder still weinen sollte. Doch sie nahm nochmals ihre ganze Selbstbeherrschung zusammen und stiess, schob und zerrte die blöden Stiefel wieder an die kleinen Füsse.
Fertig.
Nun fragte sie den kleinen Jungen erleichtert: "Okay, und wo sind deine Handschuhe?"
Worauf er antwortete: "Die habe ich vorne in die Stiefel gesteckt."

Ich meine dazu:
Zum Glück kommt auch für Kindergärtnerinnen bald das Wochenende

Geklaut von: Unbekannt


:-))

Donnerstag, 22. November 2007

Lichtverschmutzung




Lichtverschmutzung



Die nächtlichen Lichtemissionen unserer Siedlungsgebiete bewirken, dass wir von den 2000 Sternen, die bei natürlichen Lichtverhältnissen von blossem Auge sichtbar wären, nur noch wenige Dutzend sehen können. Zudem bedeutet diese Lichtverschmutzung nebst einem enormen (sinnlosen) Verbrauch von wertvoller Energie, jährlich für mehrere tausend Vögel in unserem Land, den sicheren Tod.

Mensch, wann geht dir endlich ein Licht auf?
(Aber eben, das Richtige!)



:-((

Mittwoch, 21. November 2007

Ein dicker Hund







 


Ein dicker Hund



Zwei Frauen und ihr dicker Hund besuchten eines schönen Tages das malerische Städtchen. Es war sehr heiss, denn mitten im Hochsommer brannte die Nachmittagssonne erbarmungslos aus dem stahlblauen Himmel und die Luft über dem aufgeheizten Asphalt flimmerte. Diese Hitze war für den betagten Hund leider unerträglich und so wurde sein Leben, vermutlich durch einen Hitzeschlag, sekundenschnell und schmerzlos, vor dem Schaufenster eines Multimedia-Geschäftes beendet. Der anfängliche Schock und die nachfolgende Trauer der Hundebesitzerin wichen bald der Sorge um den Verbleib der Hundeleiche bis zum Abtransport in die Tierkadaver-Annahmestelle. Der Hund konnte ja nicht auf dem Trottoir liegen bleiben, während sie das Auto holten, das sie etwas ausserhalb der Altstadt parkiert hatten. So fragten die beiden Damen im Radio/TV-Geschäft nach, ob sie eine grosse Kartonschachtel haben könnten. Der hilfsbereite Lehrling brachte ihnen eine stabile Schachtel, in der vorher - gemäss der Abbildung auf den Aussenseiten - ein teures Fernsehgerät verpackt war. Mit vereinten Kräften wurde der arme Hund darin verstaut. Zum Glück waren damals teure TV-Geräte noch richtige Monster und nicht wie heute, flach wie ein Bild und so passte der dicke Hund schlussendlich in die Kiste. Mit einem Klebeband verschlossen, wollte man die Schachtel am Trottoirrand vor dem Geschäft stehen lassen, bis die Frauen ihr Fahrzeug geholt hatten. Der Lehrling versprach, ihnen nachher beim Aufladen zu helfen.
Kurze Zeit später fuhr rasant ein grauer Lieferwagen vor. Der Lehrling schickte sich bereits aufmerksam an, nach vorne in den Laden zu gehen, als er sah, dass zwei fremdländisch aussehende Männer aus dem Auto sprangen, die Fernsehschachtel hastig auf die Ladefläche packten und sofort wieder davon fuhren. Das ganze Szenario hatte nur wenige Sekunden gedauert.
So schnell wechselte ein toter, dicker Hund den Besitzer und für die beiden Frauen, hatte sich das Entsorgungsproblem auf eine einfache Weise gelöst. Zum Glück für sie, wird ja heutzutage alles gestohlen, was nicht niet und nagelfest angebracht ist.
Auch lässt sich bei mir eine gewisse Schadenfreude nicht verhehlen, wenn ich mir die langen Gesichter der beiden Diebe vorstelle, die beim Öffnen der Kiste feststellen mussten, dass sie, statt des vermeintlichen Luxus-Fernsehgerätes, einfach einen toten, dicken Hund gestohlen hatten.
©® Copyright by Herr Oter




;-)

Montag, 19. November 2007




 


Das geht auf keine Kuhhaut


Die eher lockere Redewendung bassiert auf der mittelalterlichen Vorstellung, dass der Teufel im Fegefeuer einem Sterbenden sein Sündenregister aufgezählt, das auf einem aus einer grossen Kuhhaut gefertigten Pergament aufgezeichnet ist. Dass das sündhafte Vorleben und die Übeltaten des Verstorbenen nur auf einer grossen Kuhhaut Platz finden, zeugt von einem besonders unmoralischen Leben.  Denn in der Regel wurden zur Herstellung von Pergamenten nur Kälber- und Schafhäute verwendet. Geht also etwas nur auf eine Kuhhaut, dann übersteigt es das übliche Mass. Es ist schier unglaublich und entsetzlich: Seine Verfehlungen gehen darum nicht einmal auf eine Kuhhaut.

 
Quelle: Duden, Das große Buch der Zitate und Redewendungen. Mannheim 2007.




:-¦

Sonntag, 18. November 2007

Friedhof der vergessenen Worte?




Friedhof der vergessenen Worte?


Immer wieder stosse ich auf Worte, die mir in unserer Alltagssprache vergessen scheinen.
Denn, nur weil sie vielleicht alt, verbraucht und abgenutzt sind oder weil sie nicht mehr gebraucht werden, wurden sie sozusagen entlassen, abgeschoben, ausgesondert, weggesperrt und dann halt vergessen.
Weil ich die Worte liebe, liegt mir aber jedes einzelne am Herzen, mag es auch noch so altmodisch und unmodern sein. Denn jedes dieser Wort hatte mal seine Bedeutung, seinen Sinn und somit seinen Wert. Sind nicht gerade diese Worte - weil nicht mehr in aller Munde - besonders wertvoll?
Damit sie nicht vergessen werden, werde ich sie hier auflisten. Es soll, zumindest für mich, auch ein Ansporn sein, vergessene oder selten gewordene Worte vermehrt wieder zu verwenden, um somit einen kleinen Beitrag zu leisten, dass sie lebendig erhalten bleiben und um vielleicht zu verhindern, dass diese Seite zum „Friedhof der vergessenen Worte“ wird.
Ich freue mich auch sehr, wenn mir selten gebrauchte, fast vergessene Worte gemeldet werden (wenn möglich mit Erklärung), damit sie hier ihren wohlverdienten Platz erhalten.

Mundart:
(Umgangssprache: Die Kunst seine Identität auszudrücken)

Ändifinken (LU) - Filzpantoffeln
bäcke (LU) - husten
Bagaschi (GR) - Gepäck
Baischtmilch (GR) - erste Milch der Kuh nach dem Kalben
Bätti (LU) - Rosenkranz
Biecht (LU) - Nebelreif an Bäumen
Bränta (GR) - holziges Tragfass für Milch oder zur Traubenernte
buschper - munter
Bütschgi (GR), Bätzi - Kerngehäuse des Apfels
Chabishäubtli (LU) - Chabiskopf / Kabiskopf 
Chutz (LU) - borstiges, struppiges Haupthaar
Couraschiert (GR) - Mutig
Drugglimuser / Duggimüser - Duckmäuser (verschlagen o heimlifeiss sein) 
gattlig (AR) - artig
Gautsch, Gutschi, Gusch, Guschi - Kanapee, Diwan, Nachtlager
Gutschli - Kinderstubenwagen
Gigampfi - Wippschaukel
Gitznäpper (LU) - Geizhals
Göggla (GR) - Schlittenfahren
Grüpi, Gräubi - Rest beim Schmalz auslassen (für Rösti verwendet)
Grüba (GR) -   unsympathische Frau

gvätterlen - spielen
Grampol - Lärm, Krach
hablich - wohlhabend
Häbi (LU) - Henkel
Hampeissihuife (LU) - Ameisenhaufen
Häpperä (FR) - Kartoffeln
Heibbi (LU) Haiddi - Heidelbeeren
Heilandsandale - Holzsandalen, Holzschuhe
Hienah - auf dieser Seite
Hogge - Hacken (auch für spindeldürre, nicht schöne Frau)
Daschali (GR) - unbeholfene Frau 
Dienig - praktisch
Düüssala (GR) - schleichen
Finöggli - zartes Wesen
igsotta (GR) - einkochen/eingekocht
Karisiera (GR) - Flirten
Kommeedi - Umstände machen, Affentheater
Kommod - Praktisch
Lätt - Schlamm, Lehm  
luuter (LU) - Hell, durchsichtig
nit luuter (LU) - nicht vertrauenswürdig 
maadig - schlecht, wurmstichig, depressiv/traurig
Molta (GR) - Sand mit Zement und Wasser, Pflastermasse,
Muchla (GR) - kleines Schüsselchen, grosse Tasse ohne Henkel
Muggadüsseler - siehe Drugglimuser
Mungga (GR) - Murmeltier 
Niffi - saure Miene machen
Nudedie, Sakerili-Nundelie - Fluchwort - Sakerli v Sakrement - die v Dieu (franz. Gott)
Omues (LU) - Plage, Mühe, Umstände haben / machen
pfletsche - spritzen, planschen 
räbbla - Lärm machen
rübisstübis - ganz alles, restlos alles
Scarnutz (GR) - Papiertüte
Schämali - Schemel
Scheube, Scheuba, Schüba - Schürze
Seiliplampi - Kinderschaukel
Siebasiach - cleverer schlauer Kerl
spienzla - einem halb versteckt zeigen
süferli (GR) - vorsichtig, langsam
Tausa (GR) - holziges oder metallenes Tragfass für Milch oder zur Traubenernte
Titiblacke - gemeine Pestwurz, Moorpflanze
törla, vertörla - Zeitvertreiben, herumtrödeln
Törlibueb - Trödler
tschuddara, tschuderre - vor Grauen/Kälte schütteln
ugatlig, ugatliga Iidruck (AR) - unartig, ungepflegtes Aussehen
umaplämperla (GR) - Zeitvertreiben, herumtrödeln
usus - gewohnheitsmässig, Traditionell
Wängerli (LU) - Kleines Zierkissen auf d Kopfkissen (wo man d Wange drauflegt)
weidli - schnell sofort
zäntume - überall


Luzerner Hinterland 
(zusammengetragen v Maria Kunz, Sagenerzählerin, Waldegghüsli 2, 6125 Menzberg)
Aarbiisser - Westwind von der Aare
abhöutig - steil nach unten
alewanti - rasch
beite - warten
Bloschti - einfältiger Prahlhans
Brosi - beleibte Kreatur
Chnuuppesager - Geizhals
Chrääze - schwere Erkältung
Chuttlesack - Magen
Chuuz Höiu - unfrisiert
dörhar - überall
dörgänd - durchgehend
ghöusem - heilsam
gli äne - bald darauf
Gliger - Nachtlager
gmenkli - meistens
Greubiheuscher - unbeliebter Jammersack 
gschlacht - gut gebaut
Gschlüecht - Gesindel
hääluuf - gut gelaunt
haberhebsch, aberhebsch - sehr komisch, - schräg
haleegere, runggusse - übermütig festen
hantli - schnell sofort
Hambeckigeischt - quirliger kleiner Geist
hämu - gesund, erholt
Hüehnerbrönz - Eiermilchschnaps-Gesöff (Eierlikör)
Hösli - unbeholfene einfältige Frau
iharet - auf dieser Seite
im Schwick - sehr schnell
Komäsch - Affentheater, o Umstände machen
Konzine - Belehrung
Länderböde - Holzsandalen
Lättöggu - Hampelmann
luuterlötig - rein echt
madleidig - deprimiert, traurig
Malästen - Beschwerden, Unannehmlichkeiten, Umstände
Näppu - zwanzig franken
nuefer, chärsch - munter aufgeweckt
Nundediesiech - gewitzter schlauer Kerl
ogattli - nicht praktisch
onerchannt - unerhört
onkamplet - grob, ohne Anstand
Pfünggu - schwerfälliger Bub, Pflock
pletsche - fallen
puusse - unwohl sein, kränkeln
Räbu - wildes Wesen
ranschima - sofort, auf der Stelle
Richti - Nachgeburt bei Vieh
schmatzgere - schlemmen
Schnörggu - vorwitziger Junge
Sente - Herde
spanifle - auf etwas warte
staarig - starr
Steighogge - Leiter ins Obergeschoss
sübberli - sorgfälltig
trabante - helfen (zur Hand gehen)
Truschali - einfaches, liebenswürdiges Mädchen
Unmuess -   Mühe, Plage, Umstände    
verfluemet - verflucht
versaaret - verwüstet
Wörzlibörschte - Bürste mit starken Borsten
Wöuanki - unentschlossener Mensch
zänggele - reizen


Schriftdeutsch:
(Standartsprache: Ein Kompromiss damit uns jeder versteht)

Ausbaldowern - auskundschaften
anbändeln - Liebesverhältnis beginnen
barfuss - ohne Schuhe
bezirzen - jemanden charmant zu etwas überreden
blessiert - verletzt, lädiert
Brente - Holzgefäss (Brenta Romanisch)

burschikos - knabenhaft,lässig flott
Contenance behalten - Haltung (Anstand) behalten
derangiert - völlig in Unordnung, zerzaust,
dünkelhaft - Synonyme für aufgeblasen, blasiert, hochnäsig

dümpeln dahin dümpeln - schaukeln, vor sich hin schaukeln
Eingemachtes - Lebensmittelkonsevierung im Glas
Fabulös - schleierhaft, unklar, unwahrscheinlich
gebauchpinselt - sich geschmeichelt, geehrt fühlen

habituell -
a) gewohnheitsmäßig, ständig,
b) verhaltenseigen; zur Gewohnheit geworden, zum Charakter gehörend

Habenichts - besitzloser Mensch
Habseligkeit - dürftiger, kümmerlicher Besitz
 
Hagestolz - mittelloser Junggeselle, d sich m frauenlosen Schicksal abfindet.
                 - weder hager noch stolz – ist er aber zu arm für ein stolzes Weib?

hanebüchen - als unglaubliche Handlung angesehen
Kienspan - abgespaltetes Holzstück, event. Fackel


Kleinod - etwas Kleines, eine Kleinigkeit, zierlich gearbeitete Sache, etwas Wertvolles (Als "Das bedrohte Wort" 2007 geehrt)

kapriziös - launisch, unberechenbar -->
kredenzen - anrichten
lädiert - verletzt, blessiert

Maulaffen feilhalten - rumstehen (Maulaffen oder Gähnaffen waren im Mittelalter tönerne, kopfförmige Halter für Kienspäne, in deren offenes Maul man den Kienspan steckte)

Mumpitz - Unsinn

Müssiggang - Faulheit, Trägheit
Milchmädchenrechnung - einfache Rechnung, Trugschluss-Rechnung

niederträchtig - gemein, unfreundlich
Ölgötze - sich stumm verhaltender u verständnislos dreinblickender Mensch
Palaver - bezeichnet ein langwieriges, meist sinnloses Gespräch. 

putzig - härzig
ramponiert - beschädigt, angeschlagen, kaputt
Schabernack - übermütiger Streich
Schriftgut, Schrifttum - Literatur

Sperenzien / Sperenzchen - Mätzchen, Theater, Getue, Ausflüchte unechtes Gehabe ( „sperren“ im Sinne von „sich vor etwas sperren“ und „sich zieren“.)
er macht Sperenzchen/Sperenzien / mach keine Sperenzchen/Sperenzien


stoffelig, Stoffeligkeit - ungehobelt, lümmelhaft, Unmanierlichkeit


töricht - albern, dümmlich, einfälltig
Superkalifragilistischexpiallegetisch - Wortkreation bei Mary Poppins
Taugenichts - für nichts zu gebrauchen

unprätentiös - unauffällig, uneingebildet
vermaledeien - verfluchen, verwünschen
verkrümeln - davonstehlen, davonmachen, auflösen
Wiesenschaumkraut - Pflanze



(Werkstatt heisst: Dieser Text ist nicht abgeschlossen)



:-()



Wie sich das Herz erweitert
Im engen, dichten Wald!
Den öden Trübsinn heitert
Der traute Schatten bald.
Kein überlegener Späher
Erforscht hier meine Spur;
Hier bin ich frei und näher
Der Einfalt und Natur.

O blieb' ich von den Ketten
Des Weltgewirres frei!
Könnt' ich zu dir mich retten,
Du traute Siedelei!
Froh, dass ich dem Gebrause
Des Menschenschwarms entwich,
Baut' ich hier eine Klause
Für Liebchen und für mich.

Ausschnitt aus: die Einsiedelei  

:-¦

Samstag, 17. November 2007

Der schönste erste Satz



Der schönste erste Satz


oder:
Drei Wörter als Auftakt zu einer Weltgeschichte.

In der Literaturszene gibt es eine neue, weitere Auszeichnung, denn es wurde vor kurzem in Frankfurt, der "schönste erste Satz“ der deutschsprachigen Literatur verkündet.
Begonnen hat dieser „Auszeichnitismus* in der deutschen Sprache (* meine Wortschöpfung 2007), bereits mit dem grossartigen "aufmüpfig", als das "Wort des Jahres“ 1971. Ihm wird seit dem Jahr 1991 (mit der Parole „Ausländerfrei“ - das ans“ judenfrei“ von vor 1945 erinnert) als Kontrast, das „Unwort des Jahres“ entgegengestellt.
Seit 2004 kommt mit "Habseligkeiten" auch noch das immerwährend "schönste Wort der deutschen Sprache" dazu und erst vor wenigen Wochen wurde mit dem türkischen Dreiklang "Yakamoz" für "Widerspiegelung des Mondes im Wasser" sogar das "schönste Wort der Welt" gekürt.
Doch nicht genug der Wort-Ehrungen: So erhielt erstmalig im letzten Dezember auch noch das „Kleinod“ den Titel des bedrohtesten Wortes der deutschen Sprache.
Wen wundert es denn da, dass man vom geehrten Wort zum ausgezeichneten Satz überging.
Ein guter Anfang ist ja wichtig - das ist nun mal im Leben so und bei einem Buch ganz besonders.
Der erste Satz ist sozusagen der Brühwürfel, mit dem die ganze folgende Suppe gekocht wird.
Daher formulieren Erzähler so aufreizende erste Sätze wie «Es war einmal eine alte Geiss» oder «Strapse! Schwarze Strapse!» oder halt «Ich bin nicht Stiller».
Wortfolgen von unglaublicher Aussagekraft die zum Weiterlesen zwingen. Nur, wer sich nicht für Ziegenhaltung interessiert, Strumpfhosen für praktischer hält oder nicht von vorneherein so negativ angesprochen werden möchte, wird mit diesen Anfangssätzen die Brüder Grimm, F. Schulz oder Max Frisch nie kennen lernen.
Darum verständlich, dass nach einem brillanteren Buchanfang gesucht wurde, einem der den Leser geradezu aus der Fassung bringt. Die Prominenten-Jury, der auch Elke Heidenreich angehörte, konnte den schönsten Anfangssatz von Romanen und Erzählungen aus über 17 500 Einsendungen auswählen und nun küren.
Gewonnen hat und als schönster Satz erkoren wurde:
«Ilsebill salzte nach»
Das ist der ersten Satz aus "Der Butt" von Günter Grass.
Aha, na ja, es stimmt: Bei so einem Startsatz will man natürlich unbedingt auch den zweiten, dritten und so fort (sofort) lesen.
Auch werden damit Fragen aufgeworfen:
„Wer ist Ilsebill?“
(Ich kannte bis jetzt nur die Ilsebill aus dem Märchen vom „Fischer und seiner Frau“ der Gebrüder Grimm, und tatsächlich verbindet das Buch „Der Butt“ Elemente des alten Märchens mit einem Resümee über die letzten 400 Jahre menschlicher Geschichte: Gezeichnet von Gewalt, entschieden von Männern, aber gestaltet von Frauen)
Weitere Fragen stellen sich:
„Warum salzte sie nach?“ „Wie viel salzte sie nach?“ „Wann salzte sie nach“ und - „hat sie etwa zuviel nachgesalzten?“
Ich glaube nämlich, dass Ilsebill ziemlich tüchtig nachgesalzen hat - so viel, bis der Leser, zumindest kulinarisch, auf den Geschmack kam.
Doch man kann sagen, dass Ilsebill diesen Plattfisch sicher nicht versalzen hat, denn das Gericht scheint gelungen sein und so konnte Günter Grass den „Butt“ (trotz verschwiegener brauner Vergangenheit) über 8 Mio. Mal verkaufen.
Eine Zwischenfrage drängt sich hier natürlich auf:
Würde tüchtiges Nachsalzen, meinem Blog auch nützen?
Auf den zweiten Platz kam Franz Kafkas Erzählung "Die Verwandlung" die mit folgendem Satz beginnt:
"Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt."
Na ja, tönt jedenfalls spannend und schauerlich.
Platz drei ging an Siegfried Lenz für die Erzählung "Der Leseteufel" mit dem Anfang:
"Hamilkar Schaß, mein Großvater, ein Herrchen von, sagen wir mal, einundsiebzig Jahren, hatte sich gerade das Lesen beigebracht, als die Sache losging."
Dieser Satz, das muss ich sagen, der gefällt mir sehr.
Es fragt sich nun natürlich, ob der schönste oder der beste Anfangssatz gewählt wurde.
Für mich ist nämlich der beste Satz noch immer, der Anfang von George Orwell’s Buch: 1984. Der so lautet:
Es war ein strahlend-kalter Apriltag, und die Uhren schlugen dreizehn."
Für mich der schönste Satz ist aber, entweder (die Entscheidung würde mir schwer fallen)
„Am Rand der kleinen, kleinen Stadt lag ein alter verwahrloster Garten“

aus Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren
oder
"Es fiel Regen in jener Nacht, ein feiner, wispernder Regen"
der Anfangssatz aus Cornelia Funkes "Tintenherz", der bei den Kinder und Jugendbüchern immerhin auf den zweiten Platz kam.
Gewonnen hat in dieser Kategorie übrigens, die ausgezeichnete Erzählung "Lari Fari Mogelzahn" von Janosch. Sie beginnt so: "In der Mottengasse elf, oben unter dem Dach hinter dem siebten Balken in dem Haus, wo der alte Eisenbahnsignalvorsteher Herr Gleisenagel wohnt, steht eine sehr geheimnisvolle Kiste."
Der dritte Platz wurde an Ildikó von Kürthys Anfang im Roman "Blaue Wunder" vergeben:
"Entweder mache ich mir Sorgen oder was zu essen."
Sehr gut gefallen haben mir auch noch die beiden folgenden Buchanfänge:
„Vieles fiele leichter, könnte man Gras essen."
von Ernst Bloch in Freiheit und Ordnung
und
„Bisher passierte folgendes: Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung angesehen."
von Douglas Adams in “Das Restaurant am Ende des Universums“
Am meisten gelesen, so würde ich sagen, wurde vermutlich der folgende Anfangssatz:
Mr und Mrs. Dursley im Ligusterweg Nummer 4 waren stolz darauf, ganz und gar normal zu sein, sehr stolz sogar."
Richtig erkannt, er stammt von Joanne K. Rowling im „Harry Potter und der Stein der Weisen“

Ich selber, beginne eine neue Geschichte halt immer mit der folgenden ganz einfachen Regel.
Diese Regel ist zusammengesetzt aus zwei Zitaten:

Erster Teil: von Samuel Goldwyn (Die nackte Kanone) als Anweisung an seine Drehbuchautoren:

Mit einem Erdbeben anfangen
und sich dann ganz langsam steigern, 


Zweiter Teil: Hermann Hesse im Gedicht „Stufen“:

denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne!“





:-)

Freitag, 16. November 2007

Ein ganz normaler Lebenslauf



Ein ganz normaler Lebenslauf



Wie schnell doch die Zeit vergeht!
Erst noch hiess es: Komm schon endlich!
Ich will nicht - stelle mich quer - nützt nichts! Steisslage - Geburtszange - erster Schrei und ich werde erst blau - dann gelb.

Wohl behütete Kindheit - mit zwei Brüdern - reizendes Bündner Dörfchen mit mildem Klima.
Schulanfang. Ich will nicht - stelle mich quer - nützt nichts! Lehrerin Rietberger - älteres Fräulein in der Bündnertracht. Er ist ein Träumer - und das Bett am Morgen ist noch immer nicht trocken. Ich will - aber ich kann nicht. Ich schäme mich!
Stallbesuche statt Schule. Lehrer Heldstab: Leider kann er nicht in die Fünfte versetzt werden. Er stellt sich quer - hält sich nicht an Linien - eine Zwei im Schreiben. Elternschelte
Als wäre es gestern gewesen.

Freund Werner - Alpsommer - und Ludmilla aus Russland, die Frau des Bauern, pure Weiblichkeit im Kuhstall.
Ich will Senn werden!
Giacomo der Italiener und Christian mit vielen Warzen. Ein Querkopf mit zwei Aussenseitern - die besten Freunde.
Schwesterchen trifft ein. Stolzer Papa, stolze Brüder - endlich ein Mädchen.

Lehrer Nold in der Fünften spielt Geige - interessante Charakterschrift, meint er - ja, der versteht mich - nun geht’s bergauf, in die Sekundarschule.
Schulschatz Rosi und der junge Tunichtgut. Keine Angst - nichts passiert!

Sommerlager - Renate - keine Liebe, aber neue Erfahrung: Komm mit, ich zeig dir was - was macht sie da? - oh schön! Als wäre es gestern gewesen.

Statt Senn - zum Koch. Mit Roland, dem Casanova - meinem Stiffti-Kumpan. Lernen in der Küche und in der Liebe: Vreni - arbeitet am Buffet und schläft bei mir, monatelang. Experimente - Versuche. Hoffentlich nichts passiert dabei. Aber immer alles gut gegangen - aufgepasst.
Warum hast du das gemacht, Bruder? Ich hasse dich!
Liebeskummer - aber nicht für lange - Trost bei Heidi, Vreni 2, Marina - der Zigeunerin und … die Übrigen habe ich vergessen. Ich nenne das Erfahrungen sammeln. Denke dankbar an euch alle.
Ende gut - Lehre gut - auch wenn's für einen Querkopf manchmal hart war.

Neuer Lebensabschnitt: Luzern - Hotelfachschule. Frühstück in der Pizzeria: Wie heisst du? La Perla.
Ich liebe dich!
Als wäre es gestern gewesen.
Rekrutenschule.
Kommst du im Sommer mit nach London? Ja, ich will.
Sechs Monate Studentenleben und erfolgreich Englisch lernen in der Acht-Millionen-Stadt. La Perla hat Heimweh - ich einen neuen Kurs im Januar.
Probleme im Französisch - Verzweiflung - einsamer Entscheid - Kursabbruch - dummer Querkopf.
Kommst du mit nach Neuenburg? Ja, ich will. Acht Monate lang Deutsch gesprochen. Nichts gebracht. Zurück nach Luzern. Marianne - die Kochkünstlerin - ich ihr Küchenchef. Fast zwei Jahre Prominentenluft schnuppern - der Raben aber, ist eine Nummer zu gross für mich.
Aber eins steht fest: mit Dreissig will ich mein eigenes Lokal haben!

Und ich will, nach sechs Jahren, nun endlich heiraten!" - "gut, willst du meine Frau werden?"
Herr Oter willst du La Perla zur Frau nehmen? - Ja, ich will.
La Perla willst du Herr Oter zum Ehemann? Ja, ich will.
War das nicht erst gestern?

Minigolf als Turniersport. Fast vier Jahre vergehen.
Ihr Bauch wird rund - das Gesicht mütterlich und ich nervös. Komplikationen während der Geburt - will der etwa auch nicht? Kaiserschnitt. Glück gehabt - Gott sei Dank! Wir sind eine Familie.
Die Frau wird zur Mutter und ich stolzer Vater. Ist er nicht süss?
Er ist der Schönste! der Liebste! der Beste! Hoppe, Hoppe Reiter …
Wie heisst er denn? Er wird sich später Tschügge nennen.
Kaum zu glauben, das war vor 23 Jahren.

Eigener Betrieb - Willst du? - Ja, ich will.
Sehr geehrte Familie Iten. Wir würden gerne ihr Hotel mieten.
Der Start für die nächsten fünf Jahre erfolgt vier Tage nach dem dreissigsten Geburtstag.
Harte Arbeit - lange Stunden - kaum Freizeit - grossen Erfolg. Zum Glück gibt es Maruschk’a und Sepp als Kindermädchen, Ersatz-Grosseltern, moralische Stütze und zusammen mit Margrith und Moritz, die besten Freunde.

La Perla hat keine Nierenbeckenentzündung, sondern eine geplatzte Eileiterschwangerschaft. Der Tod sagt an einem Sonntagmorgen „Hallo, ich komme“.
Viel zu früh! Hau ab!
Glück gehabt - Gott sei Dank.
Nächste Versuche und endlich ist es irgendwann doch noch soweit. Er kommt problemlos mit Kaiserschnitt. Familienzuwachs - glückliche Eltern.
Ist er nicht süss?
Er ist der Schönste! der Liebste! der Beste! Hoppe, Hoppe Reiter …
Wie heisst er denn? Er wird sich später Flexi nennen.
War das gestern oder vor neunzehn Jahren?

Zehn Monate Auszeit im Tessin. Herrliche Erholung.
Neues Restaurant suchen. „Zu alt, zu gross, zu teuer“.
Gefunden! Gekauft. Es heisst „Traube“.
Willst du - ja ich will - unter Bedingungen.
Vierzehn Jahre - Stress, Ärger, Freude - Kinder, Gäste, Mitarbeiter - führen, kochen, servieren, putzen, Geld verdienen.
Wo bleibt die Zeit für unsere Beziehung? Ich liebe dich! - Liebst du mich auch?
Du bist ein Ekel, pedantisch, du gehst mir auf die Nerven, du bist ein Querkopf!
Entschuldigung, ich hab nichts gemerkt - nichts verstanden - nichts gelernt.
Es wird besser - alles wird gut. Liebst du mich noch?
Die Haare grauen an den Schläfen. Ich träume vom Aufhören mit 52, vom Reisen, vom Sozialjahr, von der Alp, vom Kloster, vom Schreiben und Zeichnen. Doch Träume sind Schäume.

Es gibt da einen..., du kennst ihn...., er ist dein Freund..., es ist so schön mit ihm.
Willst du mich noch? - Nein, ich will nicht mehr.
Aber ich liebe dich! - ich brauche dich!! Bitte verlass mich nicht!!!

Ich will das nicht - ich kann das nicht - ich stelle mich quer - es nützt nichts.
Drei dunkle Jahre, Streit, Vorwürfe, Kränkungen, Entschuldigungen, Trauer, Burn-out, Depression.

Mein Papi wir krank. Keine Sorge, ich schau zu ihr - ist ja mein Mami. Papi's Beerdigung.
Ciao, lieber Vater und Danke.

Ich kann nicht mehr - ich will nicht mehr - ich werde mich….. . Nein, die Kinder!
Der Tiefpunkt ist erreicht. Nun kann’s nur noch aufwärts gehen.

Kurze Abwechslung mit Bernadette. „Entschuldigung, ich habe mich getäuscht.“
Traube verkauft - Ausgestritten - faire Scheidung - endlich alles vorbei.
Machs gut, La Perla - du hast mir viel gegeben in den letzten dreissig Jahren.
DANKE für alles.
Wie schnell die Zeit vergeht. Ich bin 49 und statistisch sind nun zwei Drittel vorbei.
War's das nun?

Zum ersten Mal eine eigene Wohnung. Einsame Tage - Abende - Nächte. Heimweh - was machen meine Buben.
Und was machst du nun? Leben, lesen und viel Zeit haben.


Hallo ich bin Nina-Sue. Wenn du willst - ich bin für dich da.
Fast vierhundert Mails gehen hin und her. Plaudern im Internet, später am Telefon.
Treffen mit dem Sonnenschein auf dem Hirzel.
Ich liebe dich - ich liebe dich auch.
Ab jetzt nenne ich dich Sun - mein Sonnenschein. Ich glaube, du wirst das Glanzlicht meiner späten Jahre. Ich habe Sehnsucht nach dir - wann sehen wir uns wieder?

Meinem Mami geht’s nicht gut. Sie vergisst alles, findet sich immer weniger zurecht. Diagnose: Alzheimer.
Jedes zweite Wochenende ins Tessin.
Was machst du eigentlich? Leben, lesen, lieben, schreiben, Mami betreuen und immer weniger Zeit haben.

Wir sehen uns zu wenig - soll ich zu dir ziehen? Willst du es mit mir versuchen?
Es wird nicht einfach - denn ich bin nicht einfach - ich bin ein Querkopf.
Glück gehabt - kleine Wohnung nebenan wird gerade frei. Neue Leute, neue Freuden, neue Gegend, neue Wege, neue Hügel, neue Hürden - aber auch zwei neue Kinder, Peti und Brösmeli, die ich lieb bekomme - und auch deren Hund.

Mami muss ins Pflegeheim.
Sie zieht sich in ihre innere Welt zurück, sie hat ausgeredet, sie kennt mich nicht mehr. Und trotzdem ist sie meine Mutter. Ich liebe dich - du hattest es nicht immer leicht mit mir - deinem Sorgenkind, diesem Querkopf.

Nach zwei Jahren ziehen Sun und ich zusammen. Fast eine neue Familie. Liebst du mich - ich liebe dich.

Und immer schneller verrinnt die Zeit, verkalken meine Blutbahnen, lässt mein Gedächtnis nach, sehen meine Augen schlechter und hören meine Ohren weniger.
Alles fliesst, sagt Heraklit. Auch der Quarz in der Sanduhr.

Mich nimmt Wunder, was du eigentlich den ganzen Tag machst!
Leben, lieben, lesen, laufen, schreiben, denken, träumen, hoffen, philosophieren und - Hausarbeit. Ich will und ich kann.

Und was schreibst du eigentlich?
Einen ganz normalen Lebenslauf.

:-¦




Aktualisierung (September 2011)

Mami ist leider nicht mehr hier - Sun ist nach wie vor bei mir - auch sonst hat sich nicht viel verändert, ausser: noch schneller verrinnt die Zeit, verkalken meine Blutbahnen, lässt mein Gedächtnis nach, sehen meine Augen schlechter - nur meine Ohren hören jetzt wieder viel besser und mein Blog hat um ca. 170 Post's vergrössert.

Alles fliesst, sagt Heraklit. Auch der Quarz in der Sanduhr des Lebens.

Euch nimmt Wunder, was ich eigentlich den ganzen Tag mache? Leben, lieben, lesen, laufen und manchmal auch Bücher verkaufen, schreiben, denken, träumen, lenken, hoffen, philosophieren und - nach wie vor Hausarbeit.
Ich will und ich kann, mehr denn je.

Und was schreibe ich?
Noch immer an einem ganz normalen Lebenslauf. 


©® Copyright by Herr Oter


:-))