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Montag, 31. Dezember 2007





Reden, reden, reden

"In einer Beziehung muss man sehr viel miteinander reden.
Die besten Gespräche führen wir,
wenn ich Geschirr spüle und Ladina abtrocknet.
„Dies ist ein kleiner Trost dafür, keinen Geschirrspüler zu haben.“
 

 Sagt der 31-Jährige, frisch verheiratete Ex-Mister-Schweiz 
Renzo Blumenthal
in der "Schweizer Illustrierten"




:-)

Samstag, 29. Dezember 2007

Der Weihnachtszauber ist vorbei




Der Weihnachtszauber ist vorbei




Alles ist so unglaublich geheimnisvoll und die Spannung erreicht ihren Höhepunkt. Seit Stunden ist die Türe zur Stube geschlossen und sogar durch das Schlüsselloch sieht man nichts, ich habe es ausprobiert. Das Christkind darf einfach nicht gestört werden. Mich nimmt nur Wunder, wie dieses kleine Kind - ich habe es ja mal gesehen, wie es nur mit einem kleinen Tuch notdürftig bedeckt in einer Krippe mit etwas Heu liegt - diesen riesigen Weihnachtsbaum und die Geschenke in unsere Stube bringt. Aber irgendwie wird es ja schon möglich sein. Zudem helfen ihm ja auch noch die Engel, ich weiss das, denn ich fand im letzten Jahr etwas blondes Engelshaar am Fensterrahmen. Aber Hauptsache, man hört nun endlich das feine Klingeln des goldenen Glöckleins am Christbaum - und Grossvater sagt dann: „Nun könnt ihr hineingehen“. Wie kann der nur so ruhig am Tisch sitzen und die Zeitung lesen? „Grossvati, bisch du denn gar nüt gwunderig?“ „Momol“, sagt er verschmitzt, „darum lese ich die Zeitung“.
Wenn sich die Stuben-Türe dann endlich öffnet, dann steht man - ob gross oder klein - für einen Moment staunend vor dem prachtvoll leuchtenden Christbaum. Aahh und Oohh - er fasziniert jeden. Ganz so schön hatte man ihn nicht mehr in Erinnerung, aber es ist ja auch ein ganzes Jahr her, seit man den letzten geschmückten Weihnachtsbaum gesehen hatte. Man ist fast überwältigt vom Glanz der roten Kerzen, die sich in den goldenen Kugeln widerspiegeln und dem glitzernden Lametta zwischen den grünen Zweigen. Erst nach einiger Zeit, kann man den Blick lösen und er wandert nach unten, zu den Geschenken. Aber das kommt später, nach dem Singen, dem Flötespielen und den „Versli“, die man gelernt hat.
So war es einmal, in meiner Kindheit, doch dieser Weihnachtszauber scheint heute vorbei zu sein.
Vor dem Heiligen Abend hat jedes Kind bereits Dutzende Weihnachtsbäume in Warenhäusern gesehen. Diese Baumgrösse und dieser Baumschmuck sind Zuhause nicht mehr zu übertreffen. Der Lichterglanz strahlt an jeder Hausecke und im Fernsehen hat man schon im Kindergartenalter erfahren, wie das mit dem Christkind so läuft. Welcher Erstklässler glaubt denn schon noch daran.
Schmücken darum in manchen Familien die Kleinen den Weihnachtsbaum selber - wie die Grossen? Steht darum bei einigen der Baum bereits Mitte Dezember im Wohnzimmer? Sind darum für die meisten Kinder heute, die Geschenke der einzige faszinierende Zauber am heiligen Abend? Sind darum die Erwartungen kaum mehr zu erfüllen? Fühlen sich darum einige Erwachsene nicht mehr ganz wohl an diesem Abend?
Zum Glück haben unsere Kinder keine Ahnung vom Zauber eines Heiligenabends vor fünfzig Jahren. Denn Weihnachten scheint mir heute entzaubert und dagegen kann man sich vermutlich auch nicht wehren, ausser……
…….. man lässt sich etwas Neues einfallen, für einen zauberhaften Heiligen Abend.



:-|

Dienstag, 18. Dezember 2007

Eine Laus mit Namen Claus







 


Eine Laus mit Namen Claus



Eine Laus mit Namen Claus, setzte sich auf eine eitle Maus.
Aber ihre Absicht war kein schneller Schmaus, sondern eine Maus - als ihr zukünftiges Zuhaus.
Denn so ein Umzug - schloss sie daraus, bringt durchaus ein Leben in Saus und Braus und weitaus genügend Mäuseblut, jahrein - jahraus.
Doch die Maus, rastet darüber völlig aus.
Denn diese stolze Nagetier - oh Graus - hielt eine ständige Laus nicht aus und drohte Claus mit dem Garaus.
Doch Claus wär keine rechte Laus, machte ihm das wirklich etwas aus.
So dachten sich die kleine Maus und ihr Freund der nette Strauss, eine böse List - gegen lästige Mitbewohner aus.
Ersticken, so sah für sie die beste Lösung aus, drum setzte sich dazu der dumme Strauss, auf die arg gequälte Maus.
Doch die clevere schnelle Laus nahm vorher übereilt Reissaus und das Resultat war nun - eine platt gedrückte Maus.
Und Claus, die einfallsreiche Laus - fand auf dem Strauss endlich ihr neues Zuhaus.
Und sie wollte nun ganz hoch hinaus, bis ins Haar von diesem Strauss.
Und damit lebt sie nun als Kopflaus, stolz hoch oben, wie in einem Hochhaus und nennt sich fortan nur noch Stanislaus.
Und jetzt ist diese Geschichte aus.
Gibt es nun Applaus?

PS. Übrigens ist Claus, geboren im Örtchen Laus in der Gemeinde Sumvitg im Kanton Graubünden (Schweiz)
Copyright by Herr Oter


:-)

Montag, 17. Dezember 2007

Das Mädchen am Fluss



Das Mädchen am Fluss



Das glasklare Wasser umschmeichelt ihre Füsse wie ein silbriger Seidenschal. Sie hatte die Hosenbeine hochgekrempelt und weisse Waden waren dabei zum Vorschein gekommen. Durch die eisige Kälte des Wassers sind ihre winzig kleinen Füsse inzwischen rot geworden und mit viel Fantasie sehen sie zwei grossen Flusskrebsen ähnlich. Aber Anna spürt die Kälte nicht, so sehr ist sie in Gedanken versunken. Sie weilt, weit weg von hier, am anderen Ende der Welt, im Land ihrer Sehnsucht.

Mit den Händen fährt sie durch die Kiesel am Rand des Bächchens und lässt die farbigen Steinchen durch die Finger gleiten. Diese Vielfalt fasziniert sie. Jeder eine andere Farbe, eine neue Form, ungleiche Grössen. Und trotz ihrer Unterschiedlichkeit haben sie etwas gemeinsam. Sie sind gleichwertiger Teil dieser Uferböschung und können in diesem Mosaik auch sein was sie sind, einfach nur Steine.
Wieso kann es bei ihr nicht auch so sein? Warum wird sie hier nicht so akzeptiert wie sie ist? Fremd, andersartig und doch ein wertvoller, brillanter Kristall in einem bunten Bild.
Manchmal hebt Anna die gefüllten Hände aus dem Wasser um die glitzernden Steine in der Sonne besser betrachten zu können - aber auch, damit sich ihre Hände in der bereits kräftigen Frühlingssonne wieder etwas erwärmen. Sie kann sich kaum satt sehen an den leuchtenden Farben einzelner Kiesel und sie fragt sich, wo sie ihren Ursprung haben. Wenn sie den Kopf hebt und die hohen, fast schwarzen Berge ansieht, dann muss sie annehmen, dass diese kleinen farbigen Klinker in ihrer Hand von weiter her angeschwemmt wurden und sie wie Anna eine weite Reise hinter sich haben. Vermutlich haben sie auch besondere Namen - schöne Namen - nicht ganz leicht auszusprechen und trotzdem hat man sie ihnen gelassen.
Aber Anna gefällt inzwischen auch Anna und sie hat sich unterdessen daran gewöhnt.
Selbst das gewöhnliche Sedimentgestein, diese kleinen, graue Felsstückchen, durch den Transport jetzt schön gerundet, werden beim näheren Betrachten zu kleinen Kunstwerken. Durchzogen von feinen Linien und durchsetzt von weissen oder schwarzen Flächen mit Schattierungen in verschiedenem Grau. Das abtropfende Wasser lässt sie noch prächtiger erscheinen und Anna kann sich kaum vorstellen, dass sie einmal Teil dieser mächtigen Berge waren, die ihr so oft grosse Angst machen, weil sie für Anna etwas Fremdes sind.
Anna gehörte früher, als sie noch einen anderen Namen hatte, auch zu etwas Grossem. Sie war Teil einer vielköpfigen Familie, Mitglied eines ganzen Dorfes und Ureinwohnerin eines schönen Landes. In dieser Gemeinschaft war sie Daheim, dort hatte sie sich geborgen gefühlt.
Doch dann wurden sie geteilt, auseinander gerissen, in verschiedene Welten geschossen und Anna hatte dafür gekämpft, dass sie in der Welt der Lebenden bleiben konnte. Sie hatte sich, klein wie sie war, unbemerkt unter ihren Vater geschoben, in seinem Blut gelegen, umringt von leichenblassen Geschwistern, verwesenden Verwandten. Sie hörte die Schreie der Mutter, das Wimmern der Frauen, die Schüsse der Soldaten und spürte den Druck eines weiteren leblosen Körpers auf ihrem. Sie brauchte nichts zu sehen, um zu wissen, dass es nie mehr so sein konnte wie es war.
Anna gefällt die Buntheit der Steine, denn nur zusammen ergeben sie dieses schöne Bild. Keinen will sie wegnehmen und so taucht sie die Hände wieder ins Wasser und nachdem sich die immer grösser werdenden Ringe allmählich verloren haben und die ruhige Oberfläche zum Fenster und Spiegel zugleich wird, sieht sie im Wasser, ein Gesicht sich widerspiegeln. Es ist nicht das anmutige Gesicht, das man von einem Mädchen mit Mandelaugen erwartet. Es ist gezeichnet vom Feuerschein eines brennenden Dorfes, nachgebildet durch unzählige Operationen. Das lange, schwarze Haar, das früher die Wasseroberfläche berührt hätte, trägt sie nun kurz und es muss auch ab und zu abgenommen werden.
Das Gesicht gehört zu Anna und doch ist es nicht das ihre. Ihr Gesicht hat sie verloren, für immer. Dieses hier, das sie nun trägt, ist modelliert wie eine Maske, die Haare ersetzt durch eine Perücke und am Oberkörper viel fremde Haut und das Ganze versehen mit einem fremden Namen. Das ist Anna.
Ihr Sein trügt, ihr Schein führt andere hinters Licht, damit ihr wahres Ich im Dunkeln bleibt. Nie zeigt sie ihr wirkliches Gesicht, wie sollte sie auch. Sie lügt anderen etwas vor und nur allzu oft - auch sich selber. Sie ist so, wie man es von ihr erwartet - glücklich, dass sie vermutlich als Einzige überlebt hat. Dankbar, dass sie gerettet wurde und froh, dass sie hier sein darf. Eine Fremde - Daheim, bei ihren neuen Eltern, eine Fremde - auf den Strassen ihrer neuen Heimat.
Was willst du denn noch mehr, Anna? Hauptsache, dass du lebst und dass du hier sein darfst.
Du solltest damit zufrieden sein- oder nicht?




:-(

Dienstag, 11. Dezember 2007

Montag, 10. Dezember 2007



Innere Werte!
 

Liebling, du hast Recht! Ich denke auch, dass die „Inneren Werte“ - wie Bescheidenheit, Genügsamkeit und vor allem Zufriedenheit - das Wichtigste und Kostbarste ist, das ein Mensch besitzt. Es ist schlussendlich DAS Entscheidende im Leben. Ich bin mit dir einig, dass im Prinzip Äusserlichkeiten - wie Macht, Geld und Schönheit - sicher, langfristig gesehen, überhaupt keine Rolle spielen.

Übrigens, auch wenn du nun nicht mehr in der Öffentlichkeit stehst, weil du ja leider nicht mehr gewählt wurdest, könntest du trotzdem wieder mal zum Coiffeur gehen. Oder reut dich das Geld dafür?



:-)

Sonntag, 9. Dezember 2007





Mit der Zeit wird das Schöne 
weniger schön,
aber auch das Hässliche 

weniger hässlich.

Schönheit und Hässlichkeit haben also die Tendenz,
sich mit der Zeit, einander anzunähern.


philosophiert Herr Oter



:-)

Samstag, 8. Dezember 2007



Nur die Gegenwart zählt



Die Gegenwart ist die Bühne des Lebens, denn im Hier und Jetzt spielt sich unser Dasein ab. Also sollten wir nicht ständig in den zeitlichen Dimensionen der Vergangenheit und der Zukunft leben oder denken, denn sie sind nicht die Wirklichkeit. Nur die Gegenwart, dieser winzige Augenblick zwischen Vergangenem und Kommendem, ist die Realität und nur sie ist wichtig, ja entscheidend, denn nur sie ist beeinflussbar. Die übrige Zeit ist entweder schon gelebt und unveränderbar oder sie liegt im Ungewissen, das sich Zukunft nennt. Das eine geht mich nichts mehr an - das andere noch nicht!

Und trotzdem krame ich gerne in der Vergangenheit (ob sie nun gut oder schlecht war) und träume von der Zukunft, in der Hoffnung, dass sie traumhaft schön wird.



:-)

Mittwoch, 5. Dezember 2007



Eine gewöhnliche Klausfeier

mit einem ungewöhnlichen Nikolaus

Der Nikolaus kommt, wie überall in diesen Tagen, heute auch ins Pflegeheim.
Eine Klausfeier wie tausend andere auch, vermute ich.
Alle achtzig Bewohner sind im grossen Saal versammelt, eine Schulklasse singt rhythmische Weihnachtslieder und Jugendliche begleiten auf ihren Instrumenten. Die Tische sind, wie überall, mit Tannenzweigen, Kerzchen, einigen Nüssen und Mandarinen geschmückt, dazu gibt es heissen Punsch und Backwaren.
Der Samiklaus ist ein grosser stattlicher Mann im roten Gewand, mit einem üppigen, weissen Bart und einer schönen Mitra auf dem Kopf. Er hält einen langen Bischofstab in der Hand und trägt sein dickes, goldenes Buch unter dem Arm. Er wird, wie immer, begleitet von einem Schmutzli mit einem grossen, schweren Sack.
Der gute Gottes-Mann spricht nun ein paar einleitende Worte, freut sich wieder hier zu sein und bedankt sich für den netten Empfang und den zünftigen Applaus.
Dachte ich’s mir doch - eine ganz gewöhnliche, alljährliche Klausfeier mit einem netten Nikolaus.
Doch hier wird es nun anders - weil dieser Nikolaus anders ist.
Denn dieser Samiklaus wird nun ganz persönlich - zum persönlichen Samiklaus für jeden einzelnen Bewohner. Zum einfühlsamen Freund, der mit jedem spricht, mit jedem einzeln und allen gleich - auch, wenn die Demenz noch so ausgeprägt ist. Für jeden Anwesenden hat er aufmunternde oder tröstende Worte. Keinen übersieht er, jedem gibt er die Hand, jeden kennt er persönlich und alle, wirklich alle nennt er beim Vornamen. Auf jeden einzelnen scheint er sich gefreut zu haben, jeder scheint ihm wichtig, bei allen gibt es lobende Worte und ein ganz kurzes Beisammensein. Alle hören ihm zu und gespannt lauschen auch die übrigen Anwesenden, was über die Lautsprecher zu vernehmen ist. Ein paar tragen mit brüchiger Stimme einen Vers vor, jemand singt mit ihm zwei Strophen eines italienischen Liedes und alle strahlen den gütigen Mann an. Und dieses Leuchten in ihren staunenden Augen ist sein Dank, weil die meisten ja kaum noch Worte finden können.
Und die Wärme in seiner Stimme, die Zuversicht in seinen Worten und die Ruhe in seiner Geduld lässt die Bewohner und Angehörigen fast glauben, dass hier, der ursprüngliche, echte Sankt Nikolaus zu Besuch ist.
Aber er kommt nicht von Myra, nicht aus dem tiefen Wald, sondern aus der Küche des Pflegeheims, denn der Nikolaus ist - der Küchenchef.


:-)

Sonntag, 2. Dezember 2007




Eva und Heinz von Gitta Lehner







Verlagstext:
Wie eine Liebesgeschichte beginnt ... und in einer doppelten Kindstötung endet.
Warum? Was führt Menschen dazu, ihre Liebsten zu töten? «Eva und Heinz» ist eine fiktive Geschichte. Sie beginnt, wie viele reale Liebesgeschichten beginnen, und endet mit einer Tragödie, bei der die Mutter zur Kindsmörderin wird.
Eva liebt Heinz, Heinz liebt Eva. Auf der Liebeswiese in einer mittelgrossen Stadt träumen sie von ihrer gemeinsamen Wohnung, eigenen Kindern und einer wunderbaren Zukunft. Die jungen Eltern werden jedoch bald von der Realität eingeholt. Sie sind überfordert mit ihrer Beziehung, dem Umgang mit Geld und reklamierenden
Nachbarn. Während Heinz an seinem Arbeitsplatz wieder Boden unter die Füsse kriegt, betäubt Eva zu Hause ihre Ohnmacht mit Alkohol. Ihre Hilferufe werden nicht gehört. Die Isolation nimmt überhand und die Situation eskaliert: Eva tötet in ihrer Verzweiflung die eigenen Kinder.

Meine Kurzbeschreibung:
Eva und Heinz, sind ein junges Paar, wie jedes andere in unserem Land auch. Sie sind jung, unerfahren und oft noch nicht fertig ausgebildet. Sie haben kaum etwas, ausser vielen Träumen und die Zuversicht, dass sie alles im Griff haben.
Schnell wird geheiratet, aber das Zusammenleben wurde kaum geprobt. Schnell sind Kinder da, aber das „Eltern sein“ hat man nie gelernt. Schnell kommen dann auch die Probleme und das Unheil nimmt seinen Lauf bis zum tragischen Ende.
Alle schauen weg, nur Gitta Lehner sieht genau hin und dokumentiert,
abwechselnd aus der Sicht der Frau und aus männlicher Sicht, in einer flüssigen und spannende Schreibweise, dass es manchmal so kommt, wie es leider kommen muss, weil vor allem Unwissenheit und auch Unfähigkeit den Ablauf steuern.

Meine Meinung:
Ein sehr gutes und interessantes Buch. Schön, wenn man es auf den Inhalt bezieht, kann man vielleicht, bei der Tragik der Geschichte, nicht sagen. Schön und gelungen ist aber, aus meiner Sicht, die handwerkliche Arbeit der Autorin. Gitta Lehner ist für mich eine sehr gute Geschichtenerzählerin. Sie beschreibt die Umstände, die Beweggründe und die Abläufe so detailliert, als wäre sie mittendrin gestanden. Weil sie jedoch das fiktive Geschehen (das aber genau so, jeder Zeit geschehen könnte) nicht wertet, steht sie als Betrachterin doch ausserhalb.
Ich empfehle dieses Buch jedem, denn es weckt auch das Verständnis für Vorfälle, die sich in der Schweiz immer häufiger ereignen. Aber ganz besonders möchte ich dieses aufwühlende Buch jungen Lesern ans „stürmische“ Herz legen, damit sie merken, dass sich das Leben auch so entwickeln kann, wenn man vor lauter Eifer, in der Eile vergisst, zuerst ein gutes Fundament zu bauen, bevor man ein Zuhause darauf stellt.
Ich meine, das wäre doch eine gute, lehrreiche Lektüre für den Deutschunterricht in der Schule.

Die Autorin:
Gitta Lehner, 1964 in Frankfurt am Main geboren und in der Innerschweiz aufgewachsen. Sie liess sich zuerst zur Hochbauzeichnerin ausbilden, anschliessend zur Sozialarbeiterin und Wirtschaftsinformatikerin. Seit 1997 arbeitet sie bei der Caritas Luzern im Bereich der Flüchtlingshilfe und lebt mit ihrer Tochter in Reussbühl bei Luzern.

Meine Bewertung:
(Bei Personen, die ich persönlich kenne, erlaube ich mir keine Bewertung.
Ich bewundere einfach diese Leistung.)


Eva und Heinz von Gitta Lehner

Gebundene Ausgabe: 200 Seiten
Verlag: Appenzeller (13. März 2006)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3-85882-426-7
ISBN-13: 978-3-85882-426-4

:-)



"Lebenserfahrung"


Gedankenverloren hebt und senkt er das Teeei im Wasserglas.
Rote dünne Schlieren entströmen den feinen Löchern und schweben, wie purpurne Nebelschwaden im Abendrot oder wie zerfliessende Blutstropfen im Wasser. Und mit jeder Bewegung werden es mehr - mehr Schlieren, mehr Schwaden, mehr Blutrot und mehr Gedanken. Dabei verdichten sich die Schwaden zu Tee, die Gedanken zu Sorgen und bald beherrschen beide ihre Elemente: Die rote Farbe trübt das Teewasser und die Sorgen trüben seinen Geist.
Wie auf einer zweiten, parallelen Ebene lenken ihn diese dunklen Gedanken immer mehr ab. Dabei hüpfen sie im Sekundentakt pausenlos und endlos von einem Problem zum nächsten. Wie einer Aufstellung folgend, springen sie von einem Punkt zum anderen, die Liste hinunter und wieder hinauf und gleichzeitig drehen sie sich unablässig im Kreis.
In seinem Hinterkopf fordern die offenen Fragen ständig nach Antworten. Doch als hätten sie sich ineinander verheddert, zieht eine Fragestellung gleich die Nächste mit sich, ohne eine Antwort abzuwarten. Alles scheint verkettet, verknüpft und ineinander verhackt. So sind viele kleine Knoten zu einem grossen, schweren Knäuel aufgewickelt, ohne Anfang oder Ende.
Er sieht sich ausserstande, dieses Gewirr zu entflechten, um dann die einzelnen Knoten zu lösen. Im Gegenteil, je mehr er daran zerrt, umso mehr zieht sich alles zusammen. Dazu leidet er unter laufend abnehmender Motivation und ständig zunehmenden Antriebsschwierigkeiten.
Das macht ihm Angst und diese Angst schnürt seine Kehle zu. Sie hockt ihm im Nacken, wie eine rasch grösser werdende Kröte, die sich nicht mehr abschütteln lässt und ihn zu Boden drücken droht.
Ja, er hat Angst. Grosse Angst vor allem und jedem - aber gleichzeitig verkauft er seine Angst gerne andern als Klugheit, Wissen und Erkenntnisse, die man durch Beobachten und Nachdenken erwerben kann.
Das beschreibt er dann gerne, seinem Alter entsprechend, als Lebenserfahrung.


:-¦

Samstag, 1. Dezember 2007



Die Frage des Tages:



Schreibst du auch?
Anlässlich des Bücherjahres des ISSV mit 8 spannenden Lesungen und interessanter Diskussion im Hotel Continental-Park in Luzern.


:-0

Freitag, 30. November 2007

Betonung macht halt Sinn




 

Betonung macht halt Sinn 

ein - halt, ist auch ein Stopp
Ge - halt, wenn du nicht bleiben kannst
Haus - halt, und leider kein Schloss
Hinter - halt, anstatt Vor-halt-ungen
In - halt, denn wär’s out, wär’s alt
Rück - halt, statt Vorstoss
zusammen - halt, dafür nicht alleine

Unter - haltung, schädigt das Rückgrad
und zuletzt:
Ehe - halt, sagt sich vielleicht manchmal Dietmar Ehehalt in 7552 Vulpera, falls er verheiratet ist




:-)

Mittwoch, 28. November 2007



Glück bettet sich auf Unglück.
Denn nur wer auch einmal auf dem Boden
geschlafen hat,
weiss,
wie weich ein Bett ist.

:-)

Montag, 26. November 2007

Mein Schlüsselbrett





 

Mein Schlüsselbrett



Im Rückblick auf mein Leben, stosse ich immer wieder auf goldene Schlüssel. Sie sind aus meinen Erfahrungen und Erkenntnissen, die mir das Leben bietet, geschmiedet. Es war nicht immer einfach, sie anzufertigen und oft habe ich mir dabei die Finger verbrannt. Die Meisten benötigten auch mehrere Versuche, bei vielen galt es Misserfolge zu verkraften und einige misslangen auch vollkommen. Besonders leid tun mir all jene Personen, die bei den Versuchen den Kopf hinhalten mussten oder denen ich aus Versehen auf die Finger schlug. Das Schmieden von Schlüsseln der Erkenntnis ist leider oft für alle Beteiligten ein schmerzhafter Prozess. Ich hoffe nur, dass auch die übrigen Mitwirkenden daraus etwas lernen konnten und, dass nach dem anfänglichen Schmerz, das Gefühl der Bereicherung, der Lebenserfahrung und der Weisheit, den Kummer und Zorn überwiegen. 
Keiner der goldenen Schlüssel ist ganz fertig oder perfekt gemacht, an allen muss ich noch ein wenig feilen. Aber einige kann ich inzwischen ganz gut gebrauchen. Sie öffnen mir Türen um weiterzugehen, Fenster um Licht ins Dunkel zu bringen oder Herzen um geliebt zu werden.

Aufgehängt sind diese wertvollen Schlüssel an den Nägeln, die ich im Laufe der Jahre ins Brett vor meinem Kopf eingeschlagen habe. Nicht alle haben gehalten was sie versprochen haben, bei vielen muss immer wieder nachgebessert werden. Doch auf jeden eingeschlagenen Nagel bin ich trotzdem stolz. Auch wenn sich unter den Hammerschlägen manch einer etwas krümmte, weil das Brett – das mir oft die Weitsicht und die Sicht aufs Ganze nimmt – an einigen Stellen doch sehr dich und hartnäckig sein kann. Aber mit jedem Nagel, den ich in mein Schlüsselbrett schlage und mit jedem noch so kleinen, goldenen Schlüssel, den ich daran hänge, wird das Brett vor meinem Kopf doch immer etwas kleiner und nachgiebiger.
Jeden Schlüssel werde ich mit der Zeit auch noch beschriften und beschreiben. In der Hoffnung, dass vielleicht der eine oder andere auch jemandem anderen eine Türe auf dem Lebensweg ein bisschen öffnen könnte.


Doch den grössten, schönsten und wichtigsten Schlüssel, den mein Leben schmieden wird, werde ich nicht selber ans Schlüsselbrett hängen können, denn er wird erst ganz am Schluss fertig sein. Doch der wird bestimmt wunderbar passen und mir die Tür zum Paradies weit öffnen und siehe da, auch das Brett vor meinem Kopf, wird dann endlich ganz verschwunden sein.




Bild von: Wolfgang Sauber  




:-)

Sonntag, 25. November 2007

Überall Engel




Überall Engel



Bereits vor dem ersten Advent, treffe ich überall auf Engel: 
Bierst engel (Knabbergebäck das aus der Mode kam)
Glimmsta engel (Zigarette, sobald sie Feuer gefangen hat)
Klu engel (Wollknäuel, aber wer „lismet“ den heute schon noch)
Lauseb engel (ein liebenswerter Lausbub)
Schw engel (u.a. einarmiger Hebel)
Spr engel (der Weihwasserwedel versprengt das Wasser)
Sta engel (Was stängelt den da?)

ja, mir scheint, es wimmelt geradezu von Engeln: 
bema engeln (beanstanden - Umtausch nach Weihnachten)
dra engeln (Eilige an der Kasse)
ga engeln (bevormunden, Gängelband: im 19.Jh eine gebräuchliche Laufhilfe für Kleinkinder)
qu engeln (Sieht man nun oft bei Kindern im Weihnachtsgeschäft)
Zu engeln („komische“ Bewegungen mit der Zunge) 


Nichts als Engel
Es gibt nichts zu bemaengeln, wenn sich Engel auf dem Schwengel eines Sprengel unter quengeln zu einem Kluengel draengeln, um die Glimmstaengel der Lausebaengel mit Wasser zu bespraengeln, bevor die Flammen zuengeln.



:-)

Samstag, 24. November 2007

Mami am Angehörigenabend




Mami am Angehörigenabend



Nachdenken:
über die nachhaltigen Eindrücke
beim Angehörigenabend im Pflegeheim:

Vergangen nun die Betriebsamkeit,
noch ein letzter, endgültiger Termin.
Kein sinnieren in der Vergangenheit,
keine Fragen mehr - zum Lebenssinn.

Die Beine - sie sind jetzt ganz müde,
zum Tragen sind sie viel zu schwach.
Der Körper wird zur Plattitüde*,
doch deine Augen sind hellwach.

Verkrümmt sind deine Hände wieder,
gezeichnet von Arbeit und einer Gicht.
Verspannt sind auch die andern Glieder,
doch ganz entspannt ist dein Gesicht.

Das letzte Wort - schon lange gesprochen,
und doch gäbe es noch viel zu sagen.
Doch die Sprache hat sich bereits verkrochen,
zurück geblieben sind ungestellte Fragen.

Die Wesensveränderung wird immer schlimmer,
die Krankheit nimmt immer mehr von dir.
und doch bist du für mich - was immer
denn ich bin ein Stück von dir.




*Definition: Plattitüde = hohl, nichts sagend, abgedroschen, Farce



:-((


Ausgesorgt?


Wenn man keine Sorgen mehr hätte,
hätte man dann auch ausgesorgt
oder nur die Sorgen entsorgt?

von: Herr Oter


:-)

Freitag, 23. November 2007




Superhero 

von Anthony McCarten





Klappentext
Eigentlich ist Donald ein ganz normaler einsamer, unglücklicher Teenager. Vor allem quält ihn die Frage: "Wie geht Liebe?" Aber er hat wenig Zeit - er ist krank. Was ihm bleibt, ist ein Leben im schnellen Vorlauf. Das schafft aber nur ein Superheld. Darum hat Donald einen erfunden - Miracleman. Aber kann Miracleman ihm helfen, oder braucht Donald ganz andere Helden?

Meine Kurzbeschreibung
Auf den ersten Blick ist Donald Delpe ein ganz gewöhnlicher Junge. Er gefällt sich in der Rolle, als 14-jähriger, magerer, schräger Vogel, der - mit in die stirngezogener Strickmütze - auf seinen grossen Füssen (Schuhgrösse 46) - mit den Händen tief in den Hosentaschen vergraben, im Rhythmus der voll aufgedrehten Musik seines iPod’, durch Nord-London stapft. Er ist, wie in diesem Alter üblich, gesegnet mit äusserst nervige Erwachsenen, einem bescheuerten, grossen Bruder und hat leider keine Chancen bei den Mädchen. Aber sonst hat er - wie „Miracleman“, der Superheld seiner Comic’s, die er leidenschaftlich und gut zeichnet - diese ganze „Scheisswelt“ voll im Griff. Doch wie sein Comic-Held mit dem Superschurken „Gummifinger“, einem wahnsinnigen Arzt, hat auch Donald in Wirklichkeit einen argen Todfeind - denn er hat Krebs. Die Prognosen sind äusserst ungünstig und Donald weiss nicht wie lange er noch zu Leben hat. Aber eines weiss er ganz gewiss - nämlich, dass er auf gar keinen Fall, als Jungfrau von der Bühne abtreten will.
Doch Donald hat Glück, entgegen seines Comic-Hero’s, der sich ganz alleine durch die Ungerechtigkeiten dieser Welt kämpfen muss, hat Donald gleich mehre Helden an seiner Seite. Da wäre vor allem der verklemmte Klinikpsychologe Adrian, der, trotz eigener Frauenprobleme mit schmerzhaften Niederlagen, Kopf und Kragen für ihn riskiert. Auch Roy, der glücklose Krankenpfleger oder die traumhaft schöne Göttin namens Tanya, die sich einer Fee gleich, um ihn kümmert.
Da kämpft für ihn aber auch sein Bruder, der sich zwar mit seinen unbrauchbaren „Anmache-Tipps als wirklich blöd erweist, und seine verzweifelten Mutter, die hingegen alles über den Krebs weiss oder letztendlich sogar sein Vater, dem das Ganze beinahe über den Kopf wächst.
Aber unser Superhero Donald vergibt nicht nur bei den Girls, eine Gelegenheit nach der anderen, so auch bei Shelly, dem süssesten Mädchen aus seiner Gegend.
Es bleiben die Fragen, schafft es „
Miracleman“ gegen Gummifinger und gewinnt Donald den Kampf gegen seinen Todfeind Krebs. Und, überwindet er die Widerstände zu einem Einstieg ins Liebesleben und gegen den unhaltbaren Zustand als jungfräulicher Junge.

Meine Meinung:
Ein richtig tolles Buch und lesenswert.
Denn Anthony McCarten ist es gelungen, fundiert, tiefgründig und doch mit ausreichend Witz versehen, die Geschichte, die kindlichen Gedankengänge und die seelischen Nöte eines todgeweihten, jungen Mannes zu erzählen.
Eine schönere, traurigere und doch zugleich mit Humor versetzte Hommage an krebskranke Kinder und deren Lebensgefühl ist kaum vorstellbar! Der Autor ist der direkten Sprache der Jugendlichen mächtig: cool, aggressiv und herablassend. Er hat sich fabelhaft in einen Jungen eingefühlt, der den Torturen der Behandlung von Chemotherapie und Bestrahlung ausgesetzt ist und wenig Chancen auf eine Zukunft über das Teenageralter hinaus hat. McCarten versteht etwas von der Einsamkeit, der Isolation und dem Ausgeschlossensein der Krebskranken und dem schwierigen Bemühen des scheinbar gesunden Umfeldes, diesen Menschen zu helfen.
Kino im Kopf.
Denn Mc Carten ist Drehbuchschreiber und in dieser Form ist auch sein
tragikomischer Roman angelegt. Mir hat diese Form sehr gefallen. Filmschnitten gleich, gibt es schnelle Szenenwechsel, kurze und präzise Situationsbeschreibungen mit stichwortartigen, aber sehr präzisen Angaben der Örtlichkeiten. Die vielfältige Betrachtungsweise der Beteiligten wird in kurzen in kurzen Absätzen geschildert. Durch diesen scheinbar nüchternen Stil entwickelt das Buch aber erst seine Größe. Ich habe von Seite zu Seite gelernt, gehofft, gewünscht, erwartet, geschmunzelt und die Seite 257 auch mit dem verschwommene Blick einer Träne gelesen. Aber es ist kein trauriger Roman, vielmehr ist es geradezu eine Mutmachende und auch mutige Erzählung, die neben der Erfüllung einer unterhaltenden Funktion, auch eine Reihe Hinweise auf die Notwendigkeit, wertfreien Verständnisses und aufrichtiger Liebe in der Begleitung todkranker Menschen aufzeigt. Auch das ist fast schon eine kleine Heldentat.

Der Autor
Anthony McCarten, geboren 1961 unter dem Vulkan Mount Taranaki im neuseeländischen New Plymouth, schrieb als 25jähriger mit seinem Freund Stephen Sinclair (Drehbuchschreiber der 'Herr der Ringe'-Trilogie) 'Ladies Night', einen weltweiten Theaterhit um vier Loser ohne Job, Geld und Liebesleben, die eine Männerstrip-Gruppe gründen.
Seither schrieb McCarten 11 weitere Theaterstücke, mehrere Drehbücher, Gedichte, einen Kurzgeschichtenband und drei Romane, von denen der zweite ('The English Harem', bei Diogenes als 'Der englische Harem' in Vorbereitung), eine Tragikomödie über Liebe, Essen und Islam, auch im Nahen Osten für Furore sorgt und, von ITV verfilmt, 2005 in England ein Bestseller wurde. Anthony McCarten wohnt in Los Angeles, Wellington und im englischen Gloucestershire, wo er gegenwärtig die Verfilmung von 'Superhero' vorbereitet und seinen vierten Roman
abschließt.

Meine Bewertung: 5 von 6

McCarten, Anthony: Superhero
Gebundene Ausgabe: 302 Seiten
Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (März 2007)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3257065752
ISBN-13: 978-3257065756


:-)



Kindergarten!


Ein kleiner Junge hatte beim Stiefelanziehen Probleme und so kniete sich seine Kindergärtnerin nieder, um ihm dabei zu helfen. Durch gemeinsames Stossen, Ziehen und Zerren gelang es, zuerst den einen und schließlich auch noch den zweiten Stiefel anzuziehen.
Als der Kleine sagte: "Die Stiefel sind ja am falschen Fuß!" schluckte die Kindergärtnerin ihren Anflug von Ärger hinunter und schaute ungläubig auf die Füße des Kleinen. Aber es war tatsächlich so; links und rechts waren vertauscht.

Nun war es für die Kindergärtnerin wieder genau so mühsam wie beim ersten Mal, die Stiefel erneut abzustreifen. Aber es gelang ihr doch, ihre Fassung zu bewahren, während sie die Stiefel tauschten und dann gemeinsam wieder anzogen, natürlich wieder unter heftigem Zerren und Ziehen.
Als das Werk vollbracht war, sagte der Kleine: "Das sind nicht meine Stiefel!"
Dies verursachte im Inneren der Kindergärtnerin eine neuerliche, nun bereits deutlichere Welle von Ärger und sie biss sich heftig auf die Zunge, damit das hässliche Wort, das darauf lag, nicht ihrem Mund entschlüpften konnte.
So sagte sie lediglich: "Warum sagst du das erst jetzt?"
Ihrem Schicksal ergeben kniete sie sich wieder nieder und zerrte abermals an den widerspenstigen Stiefeln, bis sie wieder ausgezogen waren. Erst da erklärte der Kleine deutlicher: "Das sind nicht meine Stiefel, weil sie meinem Bruder gehören. Aber meine Mutter hat gesagt, dass ich sie heute anziehen muss, weil es so kalt ist."
In diesem Moment wusste die geplagte Lehrerin nicht mehr, ob sie laut schreien oder still weinen sollte. Doch sie nahm nochmals ihre ganze Selbstbeherrschung zusammen und stiess, schob und zerrte die blöden Stiefel wieder an die kleinen Füsse.
Fertig.
Nun fragte sie den kleinen Jungen erleichtert: "Okay, und wo sind deine Handschuhe?"
Worauf er antwortete: "Die habe ich vorne in die Stiefel gesteckt."

Ich meine dazu:
Zum Glück kommt auch für Kindergärtnerinnen bald das Wochenende

Geklaut von: Unbekannt


:-))

Donnerstag, 22. November 2007

Lichtverschmutzung




Lichtverschmutzung



Die nächtlichen Lichtemissionen unserer Siedlungsgebiete bewirken, dass wir von den 2000 Sternen, die bei natürlichen Lichtverhältnissen von blossem Auge sichtbar wären, nur noch wenige Dutzend sehen können. Zudem bedeutet diese Lichtverschmutzung nebst einem enormen (sinnlosen) Verbrauch von wertvoller Energie, jährlich für mehrere tausend Vögel in unserem Land, den sicheren Tod.

Mensch, wann geht dir endlich ein Licht auf?
(Aber eben, das Richtige!)



:-((

Mittwoch, 21. November 2007

Ein dicker Hund







 


Ein dicker Hund



Zwei Frauen und ihr dicker Hund besuchten eines schönen Tages das malerische Städtchen. Es war sehr heiss, denn mitten im Hochsommer brannte die Nachmittagssonne erbarmungslos aus dem stahlblauen Himmel und die Luft über dem aufgeheizten Asphalt flimmerte. Diese Hitze war für den betagten Hund leider unerträglich und so wurde sein Leben, vermutlich durch einen Hitzeschlag, sekundenschnell und schmerzlos, vor dem Schaufenster eines Multimedia-Geschäftes beendet. Der anfängliche Schock und die nachfolgende Trauer der Hundebesitzerin wichen bald der Sorge um den Verbleib der Hundeleiche bis zum Abtransport in die Tierkadaver-Annahmestelle. Der Hund konnte ja nicht auf dem Trottoir liegen bleiben, während sie das Auto holten, das sie etwas ausserhalb der Altstadt parkiert hatten. So fragten die beiden Damen im Radio/TV-Geschäft nach, ob sie eine grosse Kartonschachtel haben könnten. Der hilfsbereite Lehrling brachte ihnen eine stabile Schachtel, in der vorher - gemäss der Abbildung auf den Aussenseiten - ein teures Fernsehgerät verpackt war. Mit vereinten Kräften wurde der arme Hund darin verstaut. Zum Glück waren damals teure TV-Geräte noch richtige Monster und nicht wie heute, flach wie ein Bild und so passte der dicke Hund schlussendlich in die Kiste. Mit einem Klebeband verschlossen, wollte man die Schachtel am Trottoirrand vor dem Geschäft stehen lassen, bis die Frauen ihr Fahrzeug geholt hatten. Der Lehrling versprach, ihnen nachher beim Aufladen zu helfen.
Kurze Zeit später fuhr rasant ein grauer Lieferwagen vor. Der Lehrling schickte sich bereits aufmerksam an, nach vorne in den Laden zu gehen, als er sah, dass zwei fremdländisch aussehende Männer aus dem Auto sprangen, die Fernsehschachtel hastig auf die Ladefläche packten und sofort wieder davon fuhren. Das ganze Szenario hatte nur wenige Sekunden gedauert.
So schnell wechselte ein toter, dicker Hund den Besitzer und für die beiden Frauen, hatte sich das Entsorgungsproblem auf eine einfache Weise gelöst. Zum Glück für sie, wird ja heutzutage alles gestohlen, was nicht niet und nagelfest angebracht ist.
Auch lässt sich bei mir eine gewisse Schadenfreude nicht verhehlen, wenn ich mir die langen Gesichter der beiden Diebe vorstelle, die beim Öffnen der Kiste feststellen mussten, dass sie, statt des vermeintlichen Luxus-Fernsehgerätes, einfach einen toten, dicken Hund gestohlen hatten.
©® Copyright by Herr Oter




;-)

Montag, 19. November 2007




 


Das geht auf keine Kuhhaut


Die eher lockere Redewendung bassiert auf der mittelalterlichen Vorstellung, dass der Teufel im Fegefeuer einem Sterbenden sein Sündenregister aufgezählt, das auf einem aus einer grossen Kuhhaut gefertigten Pergament aufgezeichnet ist. Dass das sündhafte Vorleben und die Übeltaten des Verstorbenen nur auf einer grossen Kuhhaut Platz finden, zeugt von einem besonders unmoralischen Leben.  Denn in der Regel wurden zur Herstellung von Pergamenten nur Kälber- und Schafhäute verwendet. Geht also etwas nur auf eine Kuhhaut, dann übersteigt es das übliche Mass. Es ist schier unglaublich und entsetzlich: Seine Verfehlungen gehen darum nicht einmal auf eine Kuhhaut.

 
Quelle: Duden, Das große Buch der Zitate und Redewendungen. Mannheim 2007.




:-¦

Sonntag, 18. November 2007

Friedhof der vergessenen Worte?




Friedhof der vergessenen Worte?


Immer wieder stosse ich auf Worte, die mir in unserer Alltagssprache vergessen scheinen.
Denn, nur weil sie vielleicht alt, verbraucht und abgenutzt sind oder weil sie nicht mehr gebraucht werden, wurden sie sozusagen entlassen, abgeschoben, ausgesondert, weggesperrt und dann halt vergessen.
Weil ich die Worte liebe, liegt mir aber jedes einzelne am Herzen, mag es auch noch so altmodisch und unmodern sein. Denn jedes dieser Wort hatte mal seine Bedeutung, seinen Sinn und somit seinen Wert. Sind nicht gerade diese Worte - weil nicht mehr in aller Munde - besonders wertvoll?
Damit sie nicht vergessen werden, werde ich sie hier auflisten. Es soll, zumindest für mich, auch ein Ansporn sein, vergessene oder selten gewordene Worte vermehrt wieder zu verwenden, um somit einen kleinen Beitrag zu leisten, dass sie lebendig erhalten bleiben und um vielleicht zu verhindern, dass diese Seite zum „Friedhof der vergessenen Worte“ wird.
Ich freue mich auch sehr, wenn mir selten gebrauchte, fast vergessene Worte gemeldet werden (wenn möglich mit Erklärung), damit sie hier ihren wohlverdienten Platz erhalten.

Mundart:
(Umgangssprache: Die Kunst seine Identität auszudrücken)

Ändifinken (LU) - Filzpantoffeln
bäcke (LU) - husten
Bagaschi (GR) - Gepäck
Baischtmilch (GR) - erste Milch der Kuh nach dem Kalben
Bätti (LU) - Rosenkranz
Biecht (LU) - Nebelreif an Bäumen
Bränta (GR) - holziges Tragfass für Milch oder zur Traubenernte
buschper - munter
Bütschgi (GR), Bätzi - Kerngehäuse des Apfels
Chabishäubtli (LU) - Chabiskopf / Kabiskopf 
Chutz (LU) - borstiges, struppiges Haupthaar
Couraschiert (GR) - Mutig
Drugglimuser / Duggimüser - Duckmäuser (verschlagen o heimlifeiss sein) 
gattlig (AR) - artig
Gautsch, Gutschi, Gusch, Guschi - Kanapee, Diwan, Nachtlager
Gutschli - Kinderstubenwagen
Gigampfi - Wippschaukel
Gitznäpper (LU) - Geizhals
Göggla (GR) - Schlittenfahren
Grüpi, Gräubi - Rest beim Schmalz auslassen (für Rösti verwendet)
Grüba (GR) -   unsympathische Frau

gvätterlen - spielen
Grampol - Lärm, Krach
hablich - wohlhabend
Häbi (LU) - Henkel
Hampeissihuife (LU) - Ameisenhaufen
Häpperä (FR) - Kartoffeln
Heibbi (LU) Haiddi - Heidelbeeren
Heilandsandale - Holzsandalen, Holzschuhe
Hienah - auf dieser Seite
Hogge - Hacken (auch für spindeldürre, nicht schöne Frau)
Daschali (GR) - unbeholfene Frau 
Dienig - praktisch
Düüssala (GR) - schleichen
Finöggli - zartes Wesen
igsotta (GR) - einkochen/eingekocht
Karisiera (GR) - Flirten
Kommeedi - Umstände machen, Affentheater
Kommod - Praktisch
Lätt - Schlamm, Lehm  
luuter (LU) - Hell, durchsichtig
nit luuter (LU) - nicht vertrauenswürdig 
maadig - schlecht, wurmstichig, depressiv/traurig
Molta (GR) - Sand mit Zement und Wasser, Pflastermasse,
Muchla (GR) - kleines Schüsselchen, grosse Tasse ohne Henkel
Muggadüsseler - siehe Drugglimuser
Mungga (GR) - Murmeltier 
Niffi - saure Miene machen
Nudedie, Sakerili-Nundelie - Fluchwort - Sakerli v Sakrement - die v Dieu (franz. Gott)
Omues (LU) - Plage, Mühe, Umstände haben / machen
pfletsche - spritzen, planschen 
räbbla - Lärm machen
rübisstübis - ganz alles, restlos alles
Scarnutz (GR) - Papiertüte
Schämali - Schemel
Scheube, Scheuba, Schüba - Schürze
Seiliplampi - Kinderschaukel
Siebasiach - cleverer schlauer Kerl
spienzla - einem halb versteckt zeigen
süferli (GR) - vorsichtig, langsam
Tausa (GR) - holziges oder metallenes Tragfass für Milch oder zur Traubenernte
Titiblacke - gemeine Pestwurz, Moorpflanze
törla, vertörla - Zeitvertreiben, herumtrödeln
Törlibueb - Trödler
tschuddara, tschuderre - vor Grauen/Kälte schütteln
ugatlig, ugatliga Iidruck (AR) - unartig, ungepflegtes Aussehen
umaplämperla (GR) - Zeitvertreiben, herumtrödeln
usus - gewohnheitsmässig, Traditionell
Wängerli (LU) - Kleines Zierkissen auf d Kopfkissen (wo man d Wange drauflegt)
weidli - schnell sofort
zäntume - überall


Luzerner Hinterland 
(zusammengetragen v Maria Kunz, Sagenerzählerin, Waldegghüsli 2, 6125 Menzberg)
Aarbiisser - Westwind von der Aare
abhöutig - steil nach unten
alewanti - rasch
beite - warten
Bloschti - einfältiger Prahlhans
Brosi - beleibte Kreatur
Chnuuppesager - Geizhals
Chrääze - schwere Erkältung
Chuttlesack - Magen
Chuuz Höiu - unfrisiert
dörhar - überall
dörgänd - durchgehend
ghöusem - heilsam
gli äne - bald darauf
Gliger - Nachtlager
gmenkli - meistens
Greubiheuscher - unbeliebter Jammersack 
gschlacht - gut gebaut
Gschlüecht - Gesindel
hääluuf - gut gelaunt
haberhebsch, aberhebsch - sehr komisch, - schräg
haleegere, runggusse - übermütig festen
hantli - schnell sofort
Hambeckigeischt - quirliger kleiner Geist
hämu - gesund, erholt
Hüehnerbrönz - Eiermilchschnaps-Gesöff (Eierlikör)
Hösli - unbeholfene einfältige Frau
iharet - auf dieser Seite
im Schwick - sehr schnell
Komäsch - Affentheater, o Umstände machen
Konzine - Belehrung
Länderböde - Holzsandalen
Lättöggu - Hampelmann
luuterlötig - rein echt
madleidig - deprimiert, traurig
Malästen - Beschwerden, Unannehmlichkeiten, Umstände
Näppu - zwanzig franken
nuefer, chärsch - munter aufgeweckt
Nundediesiech - gewitzter schlauer Kerl
ogattli - nicht praktisch
onerchannt - unerhört
onkamplet - grob, ohne Anstand
Pfünggu - schwerfälliger Bub, Pflock
pletsche - fallen
puusse - unwohl sein, kränkeln
Räbu - wildes Wesen
ranschima - sofort, auf der Stelle
Richti - Nachgeburt bei Vieh
schmatzgere - schlemmen
Schnörggu - vorwitziger Junge
Sente - Herde
spanifle - auf etwas warte
staarig - starr
Steighogge - Leiter ins Obergeschoss
sübberli - sorgfälltig
trabante - helfen (zur Hand gehen)
Truschali - einfaches, liebenswürdiges Mädchen
Unmuess -   Mühe, Plage, Umstände    
verfluemet - verflucht
versaaret - verwüstet
Wörzlibörschte - Bürste mit starken Borsten
Wöuanki - unentschlossener Mensch
zänggele - reizen


Schriftdeutsch:
(Standartsprache: Ein Kompromiss damit uns jeder versteht)

Ausbaldowern - auskundschaften
anbändeln - Liebesverhältnis beginnen
barfuss - ohne Schuhe
bezirzen - jemanden charmant zu etwas überreden
blessiert - verletzt, lädiert
Brente - Holzgefäss (Brenta Romanisch)

burschikos - knabenhaft,lässig flott
Contenance behalten - Haltung (Anstand) behalten
derangiert - völlig in Unordnung, zerzaust,
dünkelhaft - Synonyme für aufgeblasen, blasiert, hochnäsig

dümpeln dahin dümpeln - schaukeln, vor sich hin schaukeln
Eingemachtes - Lebensmittelkonsevierung im Glas
Fabulös - schleierhaft, unklar, unwahrscheinlich
gebauchpinselt - sich geschmeichelt, geehrt fühlen

habituell -
a) gewohnheitsmäßig, ständig,
b) verhaltenseigen; zur Gewohnheit geworden, zum Charakter gehörend

Habenichts - besitzloser Mensch
Habseligkeit - dürftiger, kümmerlicher Besitz
 
Hagestolz - mittelloser Junggeselle, d sich m frauenlosen Schicksal abfindet.
                 - weder hager noch stolz – ist er aber zu arm für ein stolzes Weib?

hanebüchen - als unglaubliche Handlung angesehen
Kienspan - abgespaltetes Holzstück, event. Fackel


Kleinod - etwas Kleines, eine Kleinigkeit, zierlich gearbeitete Sache, etwas Wertvolles (Als "Das bedrohte Wort" 2007 geehrt)

kapriziös - launisch, unberechenbar -->
kredenzen - anrichten
lädiert - verletzt, blessiert

Maulaffen feilhalten - rumstehen (Maulaffen oder Gähnaffen waren im Mittelalter tönerne, kopfförmige Halter für Kienspäne, in deren offenes Maul man den Kienspan steckte)

Mumpitz - Unsinn

Müssiggang - Faulheit, Trägheit
Milchmädchenrechnung - einfache Rechnung, Trugschluss-Rechnung

niederträchtig - gemein, unfreundlich
Ölgötze - sich stumm verhaltender u verständnislos dreinblickender Mensch
Palaver - bezeichnet ein langwieriges, meist sinnloses Gespräch. 

putzig - härzig
ramponiert - beschädigt, angeschlagen, kaputt
Schabernack - übermütiger Streich
Schriftgut, Schrifttum - Literatur

Sperenzien / Sperenzchen - Mätzchen, Theater, Getue, Ausflüchte unechtes Gehabe ( „sperren“ im Sinne von „sich vor etwas sperren“ und „sich zieren“.)
er macht Sperenzchen/Sperenzien / mach keine Sperenzchen/Sperenzien


stoffelig, Stoffeligkeit - ungehobelt, lümmelhaft, Unmanierlichkeit


töricht - albern, dümmlich, einfälltig
Superkalifragilistischexpiallegetisch - Wortkreation bei Mary Poppins
Taugenichts - für nichts zu gebrauchen

unprätentiös - unauffällig, uneingebildet
vermaledeien - verfluchen, verwünschen
verkrümeln - davonstehlen, davonmachen, auflösen
Wiesenschaumkraut - Pflanze



(Werkstatt heisst: Dieser Text ist nicht abgeschlossen)



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